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Der Begriff »Philosophiedidaktik«
ОглавлениеUm deutlich zu machen, was in diesem Band mit Philosophiedidaktik gemeint ist, ist es sinnvoll, sie vor dem Hintergrund der und in Abgrenzung zur Allgemeinen Didaktik zu betrachten.
Der Begriff Didaktik stammt von διδάσκειν ab und bezeichnet sowohl die Kunst des Unterrichtens, Unterweisens und Lehrens als auch die des Belehrt-Werdens, Lernens oder des Sich-Aneignens. Innerhalb der Didaktik gibt es in Bezug auf die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung zwei große Bereiche, die Allgemeine Didaktik und die Fachdidaktik. Die Allgemeine Didaktik gehört zu den zentralen Disziplinen der Pädagogik und wird sowohl universitär als auch in überfachlichen Seminaren in der zweiten Phase der Lehrerausbildung, dem Referendariat, behandelt. Die Fachdidaktik wird ebenfalls an den Universitäten, allerdings nicht in der Pädagogik, sondern in den für die Lehramtsausbildung vorgesehenen Fächern und in der an das Studium anschließenden fachlichen schulpraktischen Ausbildung vermittelt.
Die Allgemeine Didaktik beschäftigt sich nach Hilbert Meyer und Werner Jank mit der Frage, »wer was, wann, mit wem, wo, wie, womit, warum und wozu lernen soll«.16 Bei der Beantwortung dieser Frage folgen sie ihrem akademischen Mentor Herwig Blankertz, dem es um die Begründung didaktischer Modelle geht. Wie er verstehen die beiden Pädagogen unter didaktischen Modellen ein »auf Vollständigkeit zielendes Theoriegebäude zur Analyse und Planung didaktischen Handelns in schulischen und nichtschulischen Lehr- und Lernsituationen«.17
Die Fachdidaktik unterscheidet sich von der Allgemeinen Didaktik dadurch, dass sie sich nicht mit den generellen Fragen auseinandersetzt, sondern sich der Vermittlung und dem Erwerb spezifischer Kompetenzen und fachlicher Inhalte zuwendet.18
Die Didaktik in den deutschsprachigen Ländern ist primär auf Schulfächer ausgerichtet, so dass jedes Fach seine eigene Didaktik hat: Es gibt beispielsweise eine Didaktik der Chemie, des Englischen oder der Philosophie. Darüber hinaus existieren noch sogenannte Bereichsdidaktiken, die mehrere Fächer in einer gemeinsamen Didaktik zusammenfassen, wie dies beispielsweise bei der Didaktik der Naturwissenschaften (Chemie, Biologie und Physik) oder in der Fremdsprachendidaktik der Fall ist. Auch wenn dies lange Zeit anders war, so erheben sich heutzutage viele Fachdidaktiken über eine rein fachmethodische Forschung. Sie stellen eigene Teildisziplinen der Fachwissenschaft dar und sind nicht zuletzt wegen ihrer eigenen Forschungsgebiete eine ernst zu nehmende Größe. Fachdidaktiken konzentrieren sich nicht allein auf das Unterrichten von Inhalten ihres Faches, sondern widmen sich beispielsweise auch der Erforschung von fachbezogenen gesellschaftlichen Kommunikationsprozessen u.v.m.
Eine Expansion des zu erforschenden fachdidaktischen Spektrums lässt sich auch im Bereich der Philosophiedidaktik konstatieren. Stand noch vor wenigen Jahren primär die Unterrichtspraxis im Vordergrund der Diskussion, so ist diese Domäne nur noch eine – wenngleich immer noch vorrangige – Sektion der philosophiedidaktischen Auseinandersetzung, die – je nach Sichtweise – derzeit aus drei bzw. vier Säulen besteht. Bei den Säulen handelt es sich um: 1. Philosophische Bildungsforschung, 2. Interdisziplinäre Zugänge, 3. Philosophie und Unterrichtspraxis und – mit besonderem Blick auf Österreich19 – 4. Philosophie und Psychologie.20
Wenn im Folgenden von Didaktik der Philosophie bzw. Philosophiedidaktik die Rede ist, dann ist grundsätzlich die dritte Säule der Philosophiedidaktik, nämlich die Vermittlung von philosophischen Inhalten im Unterricht an Schulen (Unterrichtspraxis), gemeint. In Anlehnung an Jonas Pfister wird auch hier die Auffassung vertreten, die Aufgaben der Allgemeinen Didaktik und der philosophischen Fachdidaktik seien im normativen Bereich identisch. Dementsprechend ist es Aufgabe der Philosophiedidaktik, sich in Bezug auf den schulischen Unterricht insbesondere um folgende Fragen zu kümmern: 1. Wozu soll Philosophie gelehrt und gelernt werden? (Frage nach der Legitimation des Faches Philosophie); 2. Was soll gelehrt und gelernt werden? (Frage nach der Bestimmung von Inhalten); 3. Wie soll gelehrt und gelernt werden? (Frage nach der Methodik und Gestaltung von Philosophie-Unterricht) und 4. Wie soll geprüft werden, ob das Gelehrte gelernt wurde? (Frage nach der Überprüfbarkeit von philosophischen Erkenntnissen).21