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II. Didaktische Poesie: Der Dichter – Arzt oder Priester? 1. Lukrez 1,921–9501

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Nunc age quod superest cognosce et clarius audi.

nec me animi fallit quam sint obscura; sed acri

percussit thyrso laudis spes magna meum cor

et simul incussit suavem mi in pectus amorem

925 Musarum, quo nunc instinctus mente vigenti

avia Pieridum peragro loca nullius ante

trita solo, iuvat integros accedere fontis

atque haurire, iuvatque novos decerpere flores

insignemque meo capiti petere inde coronam

930 unde prius nulli velarint tempora Musae;

primum quod magnis doceo de rebus et artis

religionum animum nodis exsolvere pergo,2

deinde quod obscura de re tam lucida pango

carmina, Musaeo contingens cuncta lepore.

935 id quoque enim non ab nulla ratione videtur;

sed veluti pueris absinthia taetra medentes

cum dare conantur, prius oras pocula circum

contingunt mellis dulci flavoque liquore,

ut puerorum aetas improvida ludificetur

940 labrorum tenus, interea perpotet amarum

absinthi laticem deceptaque non capiatur,

sed potius tali pacto3 recreata valescat;

sic ego nunc, quoniam haec ratio plerumque videtur

tristior esse quibus non est tractata, retroque

945 vulgus abhorret ab hac, volui tibi suaviloquenti

carmine Pierio rationem exponere nostram

et quasi Musaeo dulci contingere melle,

si tibi forte animum tali ratione tenere

versibus in nostris possem, dum perspicis omnem

950 naturam rerum qua constet compta figura.

Wohlan, erfahre jetzt das Übrige und vernimm es deutlicher! Und ich weiß sehr wohl, wie schwer durchschaubar die Dinge sind; aber mit anstachelndem Thyrsus hat die hohe Hoffnung auf Ruhm mein Herz getroffen und mir zugleich die süße Liebe (925:) zu den Musen in die Brust eingejagt, von der getrieben ich jetzt mit jugendfrischem Geist vom Weg der Pieriden abgelegene Gebiete durchstreife, die noch keines Menschen Sohle vorher betreten hat. Es macht Freude, unberührten Quellen zu nahen und daraus zu schöpfen, es macht Freude, frische Blumen zu pflücken und für mein Haupt den Kranz der Auszeichnung dort zu holen, (930:) woher noch keinem je ein Kranz kam, mit dem die Musen ihm die Schläfen umhüllten; einmal, weil meine Unterweisung sich auf große Dinge bezieht, und weil ich unentwegt den Geist aus den engen Knoten frommer Rücksichten erlösen will, sodann weil ich eine schwer zu durchschauende Sache in so lichtvolle Verse banne, indem ich alles mit musischer Anmut übergieße. (935:) Denn auch dies scheint mir nicht unbegründet; vielmehr wie die Ärzte, wenn sie den Knaben widerlichen Wermut eingeben wollen, zuerst die Becher rings um den Rand mit süßem gelbem Honigseim bestreichen, so dass sich die ahnungslose Jugend, (940:) soweit die Lippen reichen, betrügen lässt und unterdessen den bitteren Wermutstrank austrinkt, und dank dieser ‚Falle‘ nicht zu Falle kommt, vielmehr auf solche Weise wieder gesund wird: So wollte ich jetzt, da diese Lehre meist denen, die mit ihr nicht umgegangen sind, zu trübsinnig erscheint, und weil (945:) das Volk vor ihr zurückschreckt, dir mit lieblich lautendem pierischem Lied unsere Lehre darlegen und gleichsam mit süßem Musenhonig bestreichen, ob ich dir vielleicht auf solche Weise den Geist an unsere Verse fesseln kann, bis du das ganze (950) Wesen der Welt durchschaust, in welcher Gestalt es wohlgeordnet besteht.

Römische Poesie

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