Читать книгу Data Leaks (2). Wer kennt deine Gedanken? - Mirjam Mous - Страница 16
Holden
ОглавлениеDie Säulen schieben sich über die Computer und bedecken alle Eingänge. Auch die drei Ports mit den Schlüsseln. Ein sanft brummendes Geräusch ertönt und alle Apparate fangen von innen heraus an zu glühen, als würden sie zum Leben erweckt.
»Blöde Kuh!«, brülle ich Prissy an. »Warum glaubst du mir nicht?«
Sie murmelt etwas Unverständliches und sucht Unterstützung bei ihren lächerlichen Freunden. Die Oberbefehlshaberin lässt ihr Gewehr zu Boden sinken und Spitzmaus flucht mir ins Ohr. Nur Paine zuckt nicht mit der Wimper, als wäre das alles noch nicht richtig zu ihr durchgedrungen.
»Schalten Sie die Notsicherung ab!«, schreie ich. »Diese Schlüssel müssen raus!«
Spitzmaus lässt mich endlich los – so ungefähr hundert Jahre zu spät.
»Das geht nicht.«
»Wie, das geht nicht?«
»Das Programm arbeitet mit einem Zeitschloss und kann nicht zurückgedreht werden. Vorläufig sind die Computer für niemanden zugänglich.«
»Außer für Hacker«, sagt der mit der Stirnlampe.
Mann, was würde ich ihm die gern in seinen dämlichen Schädel rammen!
»Und was ist mit Ihnen?« Mit großen Schritten gehe ich zu Bevins hinüber. »Sie können doch bestimmt was machen? Der Code von eben …«
Sie schüttelt niedergeschlagen den Kopf. »Weil Eindringlinge mich zwingen könnten, die Säulen wieder hochfahren zu lassen, haben die Entwickler des Sicherheitsplans alles drangesetzt, das zu verhindern.«
Oder sie haben ein Computerprogramm benutzt, das diesen Plan bewusst so entworfen hat. Ein überaus intelligentes und selbstlernendes Programm wie Sims, das die menschlichen Sicherheitskräfte aus dem Spiel kicken wollte.
»Und wenn wir den Strom abschalten?«, frage ich.
»Dann werden die Computer ganz normal mit ihren eingebauten Batterien weiterarbeiten, bis eine der Reserve-Units die Funktion übernimmt.« Mit jedem Wort klingt sie erstaunter. Als dämmerte ihr jetzt erst, wie bescheuert dieses ganze System ist.
»Die gesamte Elektrizität abschalten ist unmöglich wegen …«
»… der zigsten idiotischen Sicherheitsmaßnahme.« Ich reagiere mich an der Säule ab, die mir am nächsten steht, und trete fest zu.
Mein Fuß tut weh, die Säule nimmt keinen Schaden.
»Das Gewehr!«, fällt mir ein. »Wir könnten die Säulen kaputt schießen!«
»Sie sind kugelsicher«, sagt die Oberbefehlshaberin matt. »Und außerdem …« Sie schaut kurz zu Paine und dem Beanie-Typen und schweigt.
»Was?«, frage ich.
Spitzmaus richtet seine Waffe auf die Säule und drückt ab – kein Knall ertönt, nur ein leises Klicken.
»Ihr habt keine Kugeln mehr?«, fragt Beanie ungläubig.
Die Oberbefehlshaberin versucht, der Spitzmaus mit ihrem Blick Nachrichten zu clicken.
»Das ist jetzt auch egal«, sagt der und zuckt mit den Schultern. »Nach diesem Debakel werden wir sowieso gefeuert.« Dann wendet er sich an mich: »Die neuen Führenden sind der Ansicht, ein Warnschuss zur Wahrung der Sicherheit reiche aus.«
»Eine einzige Kugel zum Schutz der gesamten Menschheit?« Ich verdrehe die Augen. »Die Leute sind ja vollkommen gestört!«
»Friedliebend, meinst du«, sagt Paine. »Im Gegensatz zu den meisten Menschen.«
»Als wäre dieses Calmexin nicht auch eine Art Waffe.«
Prissys Freund mit der Stirnlampe lacht verächtlich. »Wartet nur, bis die Geheimnisse der neuen Führenden offen auf dem Tisch liegen. Darum haben wir diese Computer gehackt. Bald weiß jeder, dass sie Drogen in unser Vita mischen, um unser Verhalten zu beeinflussen. Und dass Sie das völlig in Ordnung finden, auch wenn es Menschen depressiv werden lässt. All die Überempfindlichen, die Selbstmord begangen haben …«
»Wovon redest du?«, fragt die Oberbefehlshaberin. »Wie kommst du an diese Informationen?«
Der Brief!, denke ich. Prissy hat ihn natürlich den Hackern zum Lesen gegeben.
Eine unsichtbare Hand drückt mir die Kehle zu. Ohne diesen Brief wüssten Prissy und ihre Freunde von nichts und wären nicht hierhergekommen. Dann könnten die Computer jetzt nicht miteinander kommunizieren und unsere neue Weltführung bestünde nicht aus künstlicher Intelligenz.
Das ist alles meine Schuld!