Читать книгу Blaues Gold - P. D. Tschernya - Страница 11
Jeff kriegt alles mit
ОглавлениеAm Sonnabend nach dem Vorfall mit seiner Mutter erhielt Marco eine Nachricht aufs Handy: <Muss mit dir reden. Wir treffen uns Montag 7:20 an der Schule>. Die Nachricht war von Jeff. Marco antwortete nur mit: <ok>.
`Es wird wohl was wegen Projekt M sein´, überlegte er. `Sonst hätte er mich doch direkt angerufen.´
Kurz dachte er auch an mögliche Unannehmlichkeiten wegen seiner wilden Träumereien, verwarf den Gedanken aber bald wieder. Jeff wusste ja von nichts.
Am Montag fuhr Marco daher entspannt zur Schule. Sein Freund erwartete ihn bereits an den Fahrradständern.
„Morgen“, grüßte Jeff. „Gut, dass du pünktlich bist.“
Marco stieg vom Rad und schloss es an.
„Warum hast du nicht angerufen?“, fragte er Jeff.
„Über Projekt M können wir nicht einfach am Telefon reden“, sagte der. „Die Wände haben Ohren.“
Die Antwort war für Marco sehr beruhigend. Als einige Schüler und Lehrer vorbeikamen und sie grüßten, zögerte Jeff nicht lange.
„Komm, wir gehen schnell zum Spielplatz hinter der Schule. Dort stört uns niemand.“
Sie bogen bald um die Ecke zum Pausenplatz der jüngeren Schüler. Jeff sah sich konspirativ in alle Richtungen um. Er musste immer sicher sein, dass sie nur unter sich waren.
„Weißt du was gestern Abend meine Mutter erzählt hat?“, fragte er und schaute Marco durchdringend an.
Marco zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, woher soll ich das auch wissen?“
Er glaubte noch fest, dass ihn Jeff wegen irgendeiner anderen Sache reden wollte – nur nicht wegen seiner Träumereien. Gleich im nächsten Satz kam Jeff zum Punkt.
„Meine Mutter hat unter der Woche mit deiner Mom telefoniert. Und die hat ihr erzählt, du wärst krank und müsstest zum Arzt. Weil du nachts im Traum sprechen und schlafwandeln würdest. Ist das wahr?“
Marco lief es heiß und kalt über den Rücken.
„Also, ich weiß von nichts“, versuchte er sich herauszureden. „Ich kann mich an nichts erinnern.“
„Du kannst dich an nichts erinnern?“, wiederholte Jeff verärgert seine Worte. „Spiel nicht den Unschuldigen! Deine Mom hat erzählt, dass du im Schlaf davon redest auf den Mond zu fliegen. Das hat sie frei erfunden, oder wie?“
Marco wurde es schwindlig. Jetzt war es raus und er musste wenigstens etwas von der Geschichte eingestehen.
„Ich kann mich wirklich an nichts erinnern. Ich schwör´s“, beteuerte er. „Aber ich sagte ihr auch, dass ich das Ganze wohl nur geträumt habe.“
„Oh Mann!“ Jeff war außer sich. „Ich hab´s geahnt. Ich hab dich ja selbst schon nachts reden gehört.“
Marco starrte auf den Boden und scharrte mit dem linken Schuh verlegen im Sand.
„Mom macht sich nur Sorgen, weil ich mal im Schlaf aus der Wohnung wollte. Das ist alles.“
„Das ist alles?“, rief Jeff mit aufgerissenen Augen. Er war kurz davor aus der Haut zu fahren. „Du hast uns durch dein Plappern vielleicht schon verraten. So eine Scheiße.“
„Schrei mich nicht so an“, erwiderte Marco mit bebender Stimme. Aggressive Situationen konnte er nur schwer ertragen. „Mom hat keinen Verdacht wegen Projekt M.“
„Du wolltest aus dem Haus, erzählst was von Raketen und auf den Mond fliegen – und ich soll mich nicht aufregen?“
„Das mit Nachtwandeln wird nicht mehr passieren“, sagte Marco. „Garantiert nicht. Ich hab mir die ganze Woche nachts das linke Bein am Bettpfosten festgebunden.“
„Du bindest dich am Bett fest?“, wunderte sich Jeff.
„Guck her“, sagte Marco. „Ich hab von dem blöden Seil schon eine Wunde am Bein.“
Dabei schob er das Hosenbein hoch und zeigte Jeff die Abschürfungen am linken Knöchel.
„Das ist ja echt“, stellte Jeff überrascht fest. Er konnte sich bei der Vorstellung, wie Marco angebunden im Bett lag, ein Lachen nicht verkneifen. „Du bist verrückt.“
„Überhaupt nicht verrückt bin ich“, ärgerte sich Marco jetzt. „Das ist das Einzige was hilft. Wenn ich aufstehen will, dann weckt mich das Seil auf. Außerdem schließe ich jetzt auch immer die Tür ab.“
Plötzlich klingelte es, die Schulglocken riefen sie zum Unterricht.
„Mist“, schimpfte Jeff. Er hatte vor Aufregung ganz vergessen, dass sie an der Schule befanden. „Wenn so was noch mal passiert, dann musst du mir das aber unbedingt sagen. So was darfst du nicht verheimlichen. Verstehst du?“
„Ist mir klar“, gab Marco auf dem Rückweg zu. Zum ersten Mal im Leben war er froh, dass endlich der Unterricht begann. „Ich konnte nicht ahnen, dass Mom alles auspetzt.“
„Du weißt doch, dass sie fast alles mit meiner Mutter bespricht“, erinnerte ihn Jeff.
„Das mit dem Arztbesuch werde ich ihr ausreden“, sagte Marco. „Ganz bestimmt.“
„Ich hoffe nur, dass das keine Folgen für uns hat“, sagte Jeff. Er hatte sich inzwischen etwas beruhigt. „Ich werde heut Abend noch mit Jerry darüber reden.“
„Muss das sein?“, jammerte Marco. „Es kann doch nur unter uns beiden bleiben. Er ist eh immer sauer auf mich.“
„Dafür ist es zu spät, Marco. Er war gestern dabei, als es Mutter erzählte“, antwortete Jeff. „Wir sind gleich in der Schule und reden kein Wort mehr davon. Verstanden?“
Marco nickte geknickt.
***