Читать книгу Blaues Gold - P. D. Tschernya - Страница 23
Das Leben geht weiter
ОглавлениеEin Team aus Spezialisten musste Jeff später noch einmal operieren, um den Stumpf für das Tragen einer Prothese besser anzupassen. Der Eingriff verlief unkompliziert. Mit der Zeit fühlte sich Jeff im Krankenhaus unwohl und wollte nach Hause. Aber die Ärzte wollten ihn unbedingt noch weiter beobachten. Doch Jeff bekam es hin, dass er am dritten Freitag nach dem Unfall entlassen wurde.
In der Zwischenzeit hatten Angelina und Jerry sein Zimmer etwas umgestellt. Er sollte Platz für einen Rollstuhl, den er zu Beginn nutzen würde, und zum Üben mit seinen neuen Krücken haben. Bereits am ersten Tag zu Hause begann Jeff sein gesundes Bein zu trainieren. Das würde ja in Zukunft mehr Arbeit übernehmen müssen. Die ersten Tage erhielt er eine Menge Anrufe und viel Zuspruch. Es war ihm schon zu viel. Und die Großeltern kamen auch fast jeden Tag zu Besuch. Doch nach einer Woche ließ der Andrang nach und der fast normale Alltag kehrte zurück.
Igor leitete es ein, dass Jeff die beste medizinische Betreuung erhielt, die sich die Familie leisten konnte. Jerry war mit der Gestaltung seines Selbststudiums beschäftigt und oft unterwegs. Auf Drängen seines Vaters hatte er einen Job als Programmierer in Orlando angenommen, gab ihn aber wegen großen zeitlichen Aufwands wieder auf. Stattdessen betreute er nun ein IT Projekt in einer Schule in Cocoa Beach. Das hatte den schönen Vorteil, dass er einen Teil seiner Tätigkeit zu Hause erledigen konnte.
„Ich bin richtig froh, dass ich dieses Schulprojekt hab“, sagte er zu Jeff, als der eines Nachmittags zu ihm ins Zimmer kam. „So fällt das viele Programmieren für Projekt M überhaupt nicht auf.“
„Das ist wirklich gut“, sagte Jeff etwas abwesend.
„Setz dich doch. Warum bleibst du in der Tür stehen?“, forderte ihn Jerry auf.
„Ich wollte dich nur um etwas bitten, Jerry. Denn gleich kommt die Reha-Schwester.“
„Und?“, fragte Jerry gespannt.
„Gestern ist mir mein amputierter Fuß gebracht worden“, erklärte Jeff. „Ich würde ihn gerne noch diese Woche im Garten beerdigen. Kannst du mir dabei helfen?“
„Das ging ja schnell“, staunte Jerry. „Hast du schon eine Vorstellung, wo genau er unter die Erde soll?“
„Ich dachte, hinten im Schatten der zweiten Palme wäre ein guter Platz.“
„Meinst du etwa die Palme, die Vater an deinem zehnten Geburtstag gepflanzt hat?“
„Genau die meine ich. Dort hinten in der Ecke trampelt niemand auf ihm herum.“
„Hm“, sagte Jerry. „Ich kann heut Abend allein oder mit Vater das Loch ausheben.“
„Ich will dabei sein“, sagte Jeff schnell. „Wenigstens die oberen zwanzig Zentimeter will ich selbst abtragen. Das Loch muss aber wenigstens vierzig Zentimeter tief werden. Am besten fünfzig.“
„Im Übrigen, wo hast du den Fuß verstaut?“, fragte Jerry.
„Ich hab ihn in die große Gefriertruhe im Keller gelegt.“
„Du meinst einfach so, zwischen die Lebensmittel?“, fragte Jerry fassungslos.
„Wo sollte ich ihn sonst hintun? Aber mach dir keine Sorgen. Er ist schön in seiner Tüte und eigener Schachtel verpackt.“
„Na immerhin etwas“, sagte Jerry etwas erleichtert.
„Ich hab ihn mir gestern noch kurz angesehen“, fuhr Jeff fort und schüttelte sich. „Es war wirklich nicht mehr viel von einem Menschenfuß zu erkennen. Furchtbar.“
Jerry war verwirrt und wusste nicht was er sagen sollte. Das Klingeln der Reha-Schwester erlöste ihn aus der Verlegenheit. Jeff ging langsam die Treppe hinab, um Frau Schikora, die er sogar ziemlich nett fand, die Tür zu öffnen.
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