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9.

Toteninsel

Als Erstes sah Gucky Perry Rhodan. Laura war nicht mehr da. Er blinzelte verwundert. Die NATHAN-Interpreterin lag keine drei Meter neben ihm in einer eigenen Schlafkoje. Dass sie sich hingelegt hatte, hatte er nicht mitbekommen.

»Hi, Großer«, grüßte Rhodan. Er wirkte besorgt.

Gucky rang sich ein Grinsen ab. Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte es ihn gestört, von Rhodan auf diese Weise angesprochen zu werden, doch ihre Freundschaft hatte sich vertieft. Für den Terraner war es sogar ein Zeichen von Respekt. Er sah in Gucky eine Größe, die weit über das Körpermaß hinausging, genau wie Gucky in ihm, weshalb er den Ilt je nach Lust und Laune mit »Großer« oder »Kleiner« ansprach. Gucky antwortete dann entsprechend.

Im vorliegenden Fall mit dem passenden Gegenstück. »Hi, Kleiner. Schiebst du jetzt Wache?«

»Laura war müde. Du warst über drei Stunden weg.«

»Drei Stunden?« So lange war es Gucky nicht vorgekommen. Er gähnte herzhaft. »Mann, das hätte ich nicht gedacht.«

»Und?«, hakte Rhodan nach. »Hast du etwas herausgefunden?«

»Ein wenig. Aber ich will es erst auch bei den anderen versuchen. Dieses Mal werde ich schneller eintauchen, mich beeilen und vor allem nach dem Impuls Ausschau halten. Bei Munroe wollte ich mich ... einstimmen.«

»Übertreib es nicht. Dein Puls war teilweise so schnell, als wärst du einen Sprint gelaufen, und zwar auf der Flucht vor einem hungrigen Panzerbär. Das ist kein Spiel.«

»Ich weiß.« Guckys Blick fiel auf Ian Munroe, der reglos in seinem Heiltank lag. »Zuerst Gabi, dann Laura.«

»Lass sie das ›Gabi‹ lieber nicht hören ...«

Schwerfällig stand Gucky auf. Er fühlte sich, als hätte er bei einem Stationsumzug geholfen oder eigenhändig einen der Hangars gefüllt. Etwas aus dem Traum war mit ihm in den Wachzustand gelangt, begleitete ihn wie ein Schatten, der auf ihm lag. Er schüttelte den Kopf, ging zu Gabrielle Montoya hinüber. Die Erste Offizierin träumte ebenso wie Laura. In ihrem Gesicht zuckte es, Schweiß lag auf ihrer Stirn, den der dünne Maschinenarm eines Pflegeroboters sogleich absaugte.

»Wünsch mir Glück«, murmelte der Mausbiber und streckte die Hand nach Montoyas Gesicht aus. Er hielt die Finger zehn Zentimeter darüber, gespreizt, als könnte er auf diese Weise ihre Aura fühlen.

Der Impuls, dachte er. Dieses Mal muss ich den Impuls finden. Und Gemeinsamkeiten.

Eine Weile tauchte er in Montoyas Traumwelt ein, dann riss er sich los, ging zu Laura Bull-Legacy und drang auch dort ein. Es gelang, wenngleich nicht mühelos. Jede Minute machte Gucky müder. Er spürte die Ängste, die Panik, die Laura und Montoya im Traum litten – und den Impuls, der im Hintergrund pulsierte. Er war wie der Schlag einer großen, hart gespannten Trommel, deren Ton einem durch Haut und Knochen ging. Woher kam er?

Rhodan legte ihm die Hand auf die Schulter. »Gucky? Was nimmst du wahr?«

»Ich komme noch nicht richtig heran, aber etwas kann ich mit Sicherheit sagen.«

»Mach es nicht so spannend«, mahnte sein Freund.

»Es geht um die Motive. Es gibt gleichartige Elemente in allen Träumen. Sie ... überlappen sich. Bei Munroe war es ein Troll, aber letztlich träumen sie alle von irgendwelchen Steinen. Auch Schriftzeichen kommen häufig vor. Meistens mit Blut geschrieben.«

»Es könnte eine Botschaft sein«, überlegte Rhodan. »Vielleicht ist das eine Art, mit uns Kontakt aufzunehmen. Eine Nachricht, die wir nicht richtig verstehen.«

»Oder eine, die wir verdammt gut verstehen«, murmelte Gucky.

Es wunderte ihn nicht, dass Rhodan selbst in dieser furchtbaren Lage etwas Positives zu entdecken meinte. Der Ilt dagegen war überzeugt, dass es eine düstere Botschaft war, und er wusste nicht, ob er den Inhalt in seiner Reinform hören wollte. Doch anscheinend hatte er keine andere Wahl. Wenn er schlief, würde er damit so oder so konfrontiert werden. Da war es besser zu wissen, was genau der oder die Fremden ihnen mitteilen wollten.

»Auf jeden Fall ist es kein Zufall«, stellte Gucky klar. »Der Impuls kommt von Nightmare – dieser Planet hat seinen Namen redlich verdient. Ich werde es noch einmal mit Ian Munroe versuchen. Bei ihm hat es bisher am besten geklappt. Vielleicht kann ich einen Ort oder ein Gebiet lokalisieren, von dem dieser ganze Spuk ausgeht.«

»Das wäre eine Hilfe. Dann könnten wir zu dem Planeten fliegen – sofern die Albträume dort nicht noch furchtbarer sind. Conrad versucht derzeit, zu manövrieren und herauszufinden, ob Abstand hilft. Leider gebärdet sich die FANTASY in unserem derzeitigen Zustand ziemlich schwerfällig. Aber wenn wir noch näher an diesen Impuls herankommen und der wirklich hinter allem steckt ...«

»... dann könnte das verdammt unangenehm werden«, endete Gucky. »Na ja. Mach dir keine Sorgen. Ich bin ja da und passe auf dich auf.«

Er ging wieder zu Munroe, wiederholte die Prozedur, die er beim ersten Mal angewandt hatte. Perry Rhodan begleitete ihn.

Gucky schloss die Augen. Er drängte die hochschnellende Erinnerung an den Moby zur Seite. Da war etwas anderes, Neues, und er musste es so sehen, wie es war. »Dann mal los«, murmelte er und tauchte erneut in Ian Munroes Traum ein.

Ein Schrei, mal brüllend, dann wieder lautlos, begleitet von einem Wispern ...

Dunkelheit.

Tod.

Jemand stirbt. Wer stirbt? Er etwa?

Gucky atmet ein, schmeckt die trockene, neutral riechende Luft. Nein. Er stirbt nicht. Es ist dieser Impuls, den er schon zuvor aufgefangen hat und den er bisher nicht deutlich in Munroes Traum wahrnehmen konnte. Nun kann er es. Jemand wird gewaltvoll aus der Welt gerissen, wehrt sich dagegen ... Oder ist das ein Produkt seiner Phantasie?

Reiß dich zusammen!

Aber er kann sich nicht zusammenreißen. Die Empfindung schließt ihn ein, raubt ihm die Urteilskraft. Es ist ganz anders als zuvor, als er das erste Mal in Munroes Traum war. Dieses Mal ist er kein bloßer Beobachter – er wird in Munroes Traum eingebunden! Er weiß zwar, dass er im Traum eines anderen ist, doch er kann sich nicht dagegen wehren, wird mehr und mehr Teil des unheilvollen Geschehens. Es ist nun auch sein Traum.

Dunkelheit umhüllt ihn. Gucky hat das verstörende Gefühl, nicht allein zu sein. In der Finsternis lauert etwas, das sich auf ihn stürzen wird, wenn er sich bewegt. Es wartet, lautlos, geduldig ... Seine Zeit kennt keine Grenzen, genau wie seine Gier.

Wo bin ich?, fragt er sich. Ist das wieder ein Albtraum?

Es muss einer sein, doch es fühlt sich nicht so an.

Es ist real, denkt Gucky. Ich bin wach. Oder?

Gucky stieß einen kurzen Schrei aus, zuckte zurück, als hätte sich der Heiltank schlagartig erhitzt und würde ihm die Hand verbrennen.

»Gucky!«, rief Perry Rhodan. »Was ist los?«

»Der Impuls. Ich habe ihn endlich gefunden ... Es muss auf der Nordhalbkugel sein, weit weg vom Pol ... Ich ... Puh!« Er stieß einen langen Seufzer aus. »Das war scheußlich. Als würde ich ...«

Er verstummte. Da war es wieder, dieses Gefühl, er habe etwas aus dem Traum mitgebracht. Dieses Mal war es deutlicher. Es hatte sich an ihn geheftet und zerrte an ihm. Es wollte ihn zurückholen, ihn mit dem Traum verschmelzen, wie Merkoshs Haut Kaffee aufnahm. »Oh nein!«

»Was?«

Die Antwort blieb Gucky im Hals stecken. Er wollte nicht wieder in den Traum, doch es fühlte sich an, als würde ihn etwas mit Gewalt hineinziehen! Es packte ihn, riss ihn mit sich, zwang ihn ins Geschehen.

»Nein!«

»Gucky! Er bricht zusammen! Sato, Sie ...« Perry Rhodans Stimme war leise, fern, verlor sich wie ...

... Nebel. Überall ist Nebel. Schemen greifen nach Gucky. Es müssen die Toten sein. Oder leben sie noch?

Da ist dieser Schrei, begleitet von einem Gedanken, der anschwillt, stärker und stärker wird, bis Gucky nicht mehr weiß, ob da andere denken oder er selbst.

Ist es nicht sein Schrei? Seine Qual? Er stirbt. Wird selbst zu Nebel, zu einem Schemen, der sich dem Reigen anschließt.

Eine Toteninsel ...

Das muss es sein. Er ist auf einer Toteninsel gestrandet.

Dann springt die Schleife zurück, der Schrei ist wieder leiser, Guckys Körper wieder da.

Qualvolle Minuten vergehen, in der die Welt Farben und Formen bekommt, in der er zurückkehrt ins Sein, nur um festzustellen, dass er sterben wird.

Tod. Der Geruch von Verwesung sorgt dafür, dass Gucky übel wird. Er betastet mit der einen Hand die andere, spürt welkes Fleisch, das sich auflöst ... Darunter stechen Knochen hervor.

»Ein Traum!«, sagt er laut. »Bloß ein Traum!« Er glaubt sich die Worte nicht. Das ist die Wirklichkeit. Und diese Wirklichkeit folgt ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Sie verzeiht nichts.

Es ist ein Fehler, laut zu sprechen, das weiß er, noch ehe er den Ausruf beendet hat. Die Dunkelheit, die bisher gierig gelauert hat, ballt sich zusammen, zieht sich zurück, um sich auf ihn zu werfen.

Gucky will fliehen. Er muss rennen wie nie zuvor in seinem Leben, doch seine Beine sind alt, die Knochen morsch. Er ist ein Skelett ...

Ich sterbe, denkt er – und denkt es zugleich nicht. Da denkt jemand durch ihn. Jemand, der ihn in einer Endlosschleife einfangen will.

Nebel. Geisterhafte, dunkle Schatten tauchen auf, umflort vom Geruch nach Fäulnis.

Ich sterbe, denkt es durch Gucky. Hilf uns! Rette uns! Stirb mit uns!

»Ich kann nicht!« Die Verzweiflung drückt Gucky nieder, gleichzeitig steigt ein Grauen in ihm auf, wie er es nie zuvor erlebt hat. Er ist hilflos, ausgeliefert, nackt bis auf die schwindenden Knochen.

»Perry!« Der Freund ist nicht da. Niemand ist da.

Ich verliere mich, erkennt er. Das sind diese Impulse ... Ich drohe ein Teil davon zu werden ... Eine Stimme in einem endlosen Kreis ...

Es ist vorbei. Wieder diese Gedanken, die nicht seine sind: Wir müssen aufgeben, sind verdorben, verschlungen, verloren ... Akzeptiere es. Tanz mit uns ...

Und genau das tun sie: tanzen. Auf der Insel, die in einem hellroten See liegt, einer gigantischen Lache aus Blut.

»Perry!«

Keine Antwort. Gucky spürt sein Herz in der Brust schlagen. Es droht ihm die Rippen zu brechen. Sein Puls steigt. Die Angst wächst an, weitet sich aus, will eins mit der Finsternis werden.

»Perry, da ist eine Insel auf dem Planeten! Eine Insel, hörst du? In einem See aus ...«

Er stirbt. Wird zu Nebel – und springt ins Sein zurück.

Die Dunkelheit hat ihn gepackt, ihn zum Teil ihrer selbst gemacht. Gucky weiß, dass er fortmuss, doch es gibt kein Entkommen. Sie haben ihn, und sie lassen ihn nicht mehr los.

*

»Sato, wo bleiben Sie?« Rhodan konnte sich nur mit Mühe zurückhalten. Am liebsten hätte er Gucky an den Schultern gepackt und geschüttelt, doch er wollte es einem Arzt überlassen, sich um den Freund zu kümmern.

Endlich kam Pari Sato zu ihnen gerannt. Ihr Gesicht wirkte auffällig müde, doch sie strahlte Ruhe aus. »Ich bin da, Protektor. Gehen Sie zur Seite!« In der Hand hielt sie ein Multifunktionsgerät, mit dem sie Gucky untersuchte.

»Jackson, Daatis ...!«

Ein Mann und eine Frau in der typischen Bekleidung der Medoabteilung hasteten zu ihnen, hoben Gucky vom Tank auf und brachten ihn behutsam in ein eigenes Bett.

Sato prüfte währenddessen Vitalwerte des Ilts. Auf ihrer Stirn erschien eine steile Falte. »Kardiale Dysrhythmie, stabilisieren mit Ara-Devanat C-3 ...«

Ein birnenförmiger Medoroboter schwebte zu ihnen, der kaum größer als eine Faust war. Er setzte sich auf Guckys Hals.

»Gesamtzustand kritisch«, meldete die Maschine.

»Was ist mit ihm los?« Angst griff nach Rhodan, umklammerte ihn.

»Das Herz ...«, sagte einer der Mediker. »Und die Gehirnfunktionen stimmen auch nicht.«

Besorgt registrierte Rhodan, wie flach Gucky atmete.

»Was ist passiert?«, fragte eine schlaftrunkene Stimme – Laura Bull-Legacy war aufgewacht. Immerhin. Sie war nicht in den Albträumen versunken wie die anderen Traumgefangenen ...

»Gucky ...«, brachte Rhodan hervor.

Sato brachte ihn mit einer herrischen Geste zum Schweigen. »Sie können bleiben, wenn Sie still sind und uns arbeiten lassen, Protektor! Ansonsten verlassen Sie die Station!«

Das Krankenlager des Ilts baute sich um, Maschinen glitten links und rechts darunter hervor, die unscheinbar klein waren und doch Leben retten konnten. Ein Schlauch suchte selbsttätig nach dem Mund des Mausbibers, spie ein gespinstartiges Gewebe aus, das sich über Guckys unteren Gesichtsteil legte und die weitere Versorgung der Lunge und damit des Körpers mit Sauerstoff übernahm.

Sato strahlte nach wie vor professionelle Ruhe aus – sie wirkte größer als je zuvor, war ganz in ihrem Element. »Wir verlieren ihn, wenn wir nichts unternehmen! Langzeitnarkose einleiten!«

Rhodan wusste, was das hieß: künstliches Koma. So nannte man es im Volksmund, auch wenn der Begriff irreführend war. Aber eins zeigte er doch: Es stand schlecht um Gucky.

»Nein.« Die Stimme ließ Rhodan zusammenzucken – Merkosh! Der Oproner hatte sich wie ein Schatten in den Raum gestohlen, tauchte aus dem Nichts auf.

»Ich übernehme das.« Merkosh schob die Chefärztin entschieden zur Seite.

Sie wollte sich wehren, doch Rhodan reagierte sofort und half dem dünnen Außerirdischen. Er spürte instinktiv, dass Merkosh wusste, was er tat. Von dem Oproner ging eine nahezu greifbare Energie aus, die ihn wie ein inneres Feuer erfüllte.

»Halspartie freilegen!«, forderte Merkosh überraschend verständlich.

Ohne zu zögern, griff Rhodan nach dem birnenförmigen Medoroboter, schob ihn von Gucky fort, suchte nach einem Multifunktionsgerät, wählte die Rasierfunktion und tat, was Merkosh verlangt hatte. Nicht weil er dachte, dass er es besser könnte als die Mediker im Raum oder der Medoroboter – er wollte schlicht keine Zeit verlieren.

Die Maschine brauchte die Autorisation eines Arztes, um tätig werden zu dürfen, und Sato machte ein Gesicht, als sei ihr mit Merkosh ein Geist begegnet. Während sie sich noch sammelte, hatte Rhodan bereits zwei Bahnen rasiert.

»Unterstützt ihn!«, stieß Sato endlich hervor.

Rhodan rasierte bereits Bahn drei und vier.

»Es reicht schon«, gebot ihm Merkosh Einhalt.

Der Oproner löste einen kleinen Beutel von seiner glasartigen Haut, der Rhodan zuvor nicht aufgefallen war, da er ebenfalls eine ganze Reihe von Zeichen trug. Aus dem Innern quoll ein transparentes Gel – Vitron-Gel, wie Rhodan vermutete. Damit hatte Merkosh auch ihn bereits behandelt, als sein Zellaktivator Schwierigkeiten gemacht hatte. Er hatte Rhodan eine Infusion damit verabreicht und ihn dabei unterstützt, zu überleben.

»Das sollte ihm helfen.« Dem Satz folgte ein leises Brummen.

Merkoshs Gehirn leuchtete heller als sonst durch den transparenten Schädelknochen. Rhodan fand, dass auch er müde aussah. Merkosh trug das Gel auf, das rasch in Guckys Haut einzog.

»Die Werte stabilisieren sich«, stellte Sato fest.

Erleichtert atmete Rhodan aus. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er die Luft angehalten hatte.

Merkosh musterte ihn aus großen, grünen Augen. »Wie geht es Ihnen, Protektor?«

»Den Umständen entsprechend gut. Momentan macht der Aktivator keine Probleme.« Dafür war Rhodan dankbar. Allerdings hatte er überhaupt keine Lust, sich mit Merkosh länger als nötig über seinen Gesundheitszustand auszutauschen. Er empfand rechtschaffenen Ärger über Merkoshs Verhalten – und war gleichzeitig unsagbar dankbar für die Hilfe, die der Oproner Gucky zukommen ließ. Trotzdem musste er auf Antworten bestehen. »Sie wissen, was hier los ist, oder? Woher kommen diese Albträume? Was passiert an diesem Ort?«

Das Leuchten in Merkoshs Kopf ließ ein wenig nach. »Ja. Ich weiß es ...« Er verstummte, presste die vorgestülpten Lippen aufeinander.

»Bitte, Merkosh«, mischte sich Laura Bull-Legacy ein. »Reden Sie! Was ist mit Gucky und den anderen los? Woher kommen diese Träume?«

»Sie kommen von dem Planeten, den ihr Nightmare nennt.« Aus Merkoshs Körper schien die Kraft herauszusickern wie das Blut aus einer offenen Wunde. Rhodan konnte zusehen, wie Merkosh in sich zusammensackte, und fürchtete einen Moment, dass es nun den Oproner treffen würde, doch Merkosh blieb stehen. »Es ist ein Abwehrmechanismus. Das Compariat möchte nicht, dass Fremde in das Gebiet des Sternenreichs eindringen.«

»Eine Art Albtraumbarriere?«, hakte Laura nach.

»So können Sie es nennen.« Merkosh blickte auf Gucky – oder eher durch Gucky hindurch. Es war ein Blick, der Rhodan schaudern ließ. »Es ist ein furchtbares Hindernis, wenn wir nach Lashat wollen. Es wird uns nicht passieren lassen, und wegen der Havarie können wir dem Phänomen nicht ausweichen. Ich muss gestehen, ich hatte nicht bedacht, dass wir ausgerechnet hier havarieren könnten. Die Albtraumbarriere ist ein mächtiger Schutz, der Fremde draußen hält.«

»Nun ...« Rhodan war nicht bereit, sich davon beeindrucken zu lassen. »Dann sagen Sie uns, wie wir dieses Hindernis aus dem Weg räumen.«

Merkosh wiegte den Oberkörper leicht nach rechts und links. Die Geste wirkte eher nachdenklich als nervös. »Dafür müssten wir auf den Planeten. Mitten in den Albtraum hinein.«

»Das sollten wir hinbekommen.«

»Sie verstehen nicht, Rhodan. Der Impuls könnte selbst mir stark zusetzen. Ob ich dagegen immun bin oder nicht, muss ich erst herausfinden. Ebenso, ob ich andere davor werde schützen können. Er verstärkt sich, je näher man seiner Quelle kommt. Es wird kaum Wesen geben, die Nightmare betreten können, ohne den Verstand zu verlieren.«

Rhodan blickte auf Gucky. Er würde dem Ilt und allen an Bord helfen, koste es, was es wolle. »Nehmen wir einmal an, wir würden es schaffen. Was müssten wir tun?«

»Wir müssten den Auslöser finden und vernichten. Meistens sind es Objekte. Ich nehme an, in diesem Fall ist es ...«

»... ein Stein«, murmelte Laura. »Ein schreiender Stein. Ich habe ihn gesehen, als ich geschlafen habe.«

»Ja«, bestätigte Merkosh. »Ich habe ihn auch im Traum gesehen. Aber ich kann nicht sagen, wo er ist.«

Rhodan rief sich ins Gedächtnis, was Gucky in Erfahrung gebracht hatte. »Auf der Nordhalbkugel. Auf einer Insel in einem See. Gucky kann vielleicht mehr herausfinden.«

Merkosh schüttelte in der Imitation einer menschlichen Geste den Kopf. »Gucky muss sich erholen. Seine Paragabe steht ihm im Weg. Ein weiterer Kontakt würde ihn umbringen. Er wird uns nicht helfen können.«

Nachdenklich blickte Perry Rhodan zu Laura. »Gucky vielleicht nicht. Aber jemand anderes. Sofern man ihn als ›jemand‹ bezeichnen mag.«

»Du meinst den MINSTREL?«, fragte Laura Bull-Legacy nach.

»Richtig. Ich setze auf den NATHAN-Ableger.«

Perry Rhodan Neo Paket 22

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