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Dr. Jekyll oder Mr. Hyde?

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Nina war wenig zuvor aus einem traumlosen Schlaf erwacht, irgendwas tickte in ihrem Hinterkopf und bat sie, die Augen zu öffnen. Es muss kurz vor zwei gewesen sein, denn sie hörte ihren Vater gerade das Haus verlassen und zur Kanzlei zurück fahren, deren Mittagspause um 14 Uhr endete.

Sie fühlte sich schrecklich, ihre Augen und der Hals brannten, der Magen rebellierte und sie fror trotz spätsommerlicher Temperaturen fürchterlich. Sie wollte nur schlafen, fühlte ihren Körper bleischwer im Bett versinken und wäre fast wieder weggenickt, als ihr plötzlich Paul einfiel. Paul, der sie heute im Museum besuchen wollte.

Zu heiser, um ihn anzurufen, mühte sie sich ohne Kontaktlinsen die Tasten ihres Mobieltelefons zu bedienen und vertröstete ihn auf demnächst, sobald sie endlich wieder aufstehen konnte. Völlig entkräftet glitt ihr das Telefon nach dem Absenden aus der Hand, fiel hart zu Boden, und sie sank zurück in den Schlaf. Beim Aufprall des Handys sprang die Rückschale auf, der Akku fiel heraus, und das Display erlosch.

Als sie es am nächsten Tag, um vieles erholter und voller wirrer Erinnerung an einzelne Traumfetzen, wieder anschaltete, kamen im Sekundentakt zwölf Kurzmitteilungen und der Hinweis, dass zwanzig Anrufe in Abwesenheit eingegangen wären. Der Absender war jedes Mal Paul, und Nina bekam eine Gänsehaut.

Minutenlang starrte sie auf die Anzeige der noch ungelesenen Kurzmitteilungen und fürchtete sich, die erste zu öffnen. War das der gleiche Typ, der vor zwei Tagen noch so rührend unsicher war? Sie versuchte in ihrer Erinnerung den Punkt zu finden, an dem sich Paul zu Mr. Hyde moderner Kommunikationsmittel verwandelt hatte. Aber sie kam zu keinem vernünftigen Schluss und raffte sich schließlich auf, seine Nachrichten zu lesen.

Nach mehr als zehn Minuten legte sie ihr Mobiltelefon zur Seite und ließ den Kopf zurück ins Kopfkissen sinken. Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. War es ihr Fehler? Welchen Grund hatte Paul, sich wie ein Geisteskranker aufzuführen? All das Gestammel von Liebe und ernsten Gefühlen, von Zukunft und Abschied nehmen. Was war an dem gemeinsamen Abend schief gelaufen, dass sie sich nun vorkam wie in einer Zwangsjacke und nicht wusste, was sie fühlen sollte? Eines jedoch war sicher, ein demnächst würde es lange nicht geben.

Bones machte sich ebenfalls Gedanken über Paul. Die letzten Gäste hatten das Kino gerade verlassen, die Filmrollen waren verstaut, die Kasse gezählt und langsam gingen ihm die Beschäftigungen aus, während er auf ihn wartete. Ihn anzurufen hatte er aufgegeben, nachdem die bisherigen Versuche unbeantwortet geblieben waren. Mittlerweile war sich Bones nicht einmal mehr sicher, ob er tatsächlich heute mit Paul verabredet war. Zu viele Dinge gingen ihm derzeit durch den Kopf, nachdem er die Fehlbuchungen in den Kassenbüchern des Henkersmahls gefunden und die Brauerei ohne Angabe von Gründen den Bierlieferungsvertrag gekündigt hatte. Schließlich bot ihm Bernd heute Vormittag die Übernahme der Kinos an und verließ auf seine Frage, was mit den Kassenbüchern und der Brauerei sei, wortlos das Lokal.

Bones sah müde auf das rote Licht der Leinwand und dachte an seine Vertreterzeit, als er für die Firma Sachs noch Badewannen und Spülbecken an Hotels und Sanitärfachgeschäfte verkauft hatte. Damals schien ihm die Zukunft festgefahren, wie ein Gefängnis. Jetzt sah er in dichten Nebel und wusste nicht, ob er damit zufriedener war.

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