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Selbstmorddrohung
ОглавлениеPaul hätte Bäume ausreißen können, dennoch schien ihm der Weg nach Hause endlos. Fast noch mal zwanzig Minuten brauchte er bis zur Reichsgasse. Müde war er und dennoch völlig überdreht. Er hoffte, noch irgendwen in der WG anzutreffen, ihm war nicht nach Schlafen zumute, noch nicht. Er wollte am liebsten irgendwen umarmen. Das war sein Tag oder besser die beste Nacht seit Monaten, ehrlich gesagt seit dem Tag, an dem seine Eltern nach langer Diskussion in sein Kunststudium einwilligten. Das war vergessen, ebenso die quälend mühsamen Stunden in den Ateliers. Was jetzt zählte, waren Nina und er und nichts anderes.
Das Strahlen auf seinem Gesicht erstarb, als er Marc sah, der ihn beim Öffnen der Haustür fast über den Haufen gerannt hatte.
»Ja, kommst du auch mal heim, und wieso hast du dein verdammtes Handy aus?«, fuhr der Paul ohne weitere Begrüßung an.
»Ja, dir auch einen schönen Abend«, versuchte Paul sich seine gute Laune nicht verderben zu lassen. »Ich habe mein Handy gar nicht aus.« Dabei zog er sein Mobiltelefon aus seiner Tasche, klappte es auf und sah auf ein schwarzes Display.
»Ups, komisch, aber du hast Recht, es ist aus. Eventuell hat der Akku schlapp gemacht. Aber was ist eigentlich los? Wieso musst du mich mitten in der Nacht noch anrufen?«
Vermutlich hatte er das Telefon vorhin beim Nummerntausch mit Nina versehentlich abgeschaltet. Nina, was für ein wunderbarer Name….
»Weil es wichtig war«, riss ihn Marc zurück in die Gegenwart. »Wir hätten dein Auto gebraucht.«
»Tut mir sehr leid, dass ich euch die Schlüssel nicht dagelassen habe. Vermutlich hat es sich unser Nachbar ausgeliehen, kann ja anscheinend jeder drauf zugreifen, der gerade mal ein Auto braucht.« Marc ging gar nicht darauf ein, sondern zog sich seine Jacke über und drängte Paul.
»Komm jetzt, labern kannst du später. Levi ist schon los, und wir nehmen jetzt dein Auto und folgen ihm.«
»Genau, und sonst geht’s dir gut?«
Paul setzte sich demonstrativ auf einen der Küchenstühle. Er wurde langsam sauer, hatte er doch keine Ahnung, wieso Marc derart aufgebracht war. »Kann mir erstmal einer sagen, was überhaupt los ist?«
»Beca ist los, oder vielmehr durchgeknallt. Sie hat Levi gedroht, sich umzubringen, wenn er nicht zurückkäme und plötzlich aufgelegt. Jetzt ist er unterwegs zu ihr, dürfte sich aber zu Fuß etwas schwer tun. Drum das Auto und drum jetzt auch nicht länger labern, sondern rein in die Kiste und ihm nach.«
Marc schien sichtlich genervt von Pauls Zögern, der keine Anstalten machte, ihm zu folgen.
»Beca will sich umbringen? Nicht dein Ernst. Heute Abend?«
»Nein letzte Woche, du Depp. Klar heute Abend und ja, sie hat damit gedroht. Keine Ahnung, ob sie es ernst meint, aber verlassene Frauen sind zu Manchem fähig, und sie war schon immer ziemlich schräg. Doch wenn wir noch länger warten, erhalten wir die Gewissheit aus den Frühnachrichten. Willst du das?«
»OK, ich komme, fahr du«, raffte sich Paul auf und warf Marc die Schlüssel zu.
»Na endlich wachst du auf.«
Damit rannte Marc zur Tür hinaus, Paul hinterher.