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Das Praktikum

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»Ich komme noch zu spät«, schrie Leonie die Treppe zum Dachzimmer hinauf, wo sie ihre Mutter rumoren hörte. »Die warten in der Villa auf mich, bitte beeil dich.«

Seit ihre Schwester zum Arbeiten nach Köln gezogen war und das Auto, das sie sich bis dahin geteilt hatten, mitnehmen durfte, war Leonie auf ihre Mutter angewiesen, denn der Bus fuhr nur wenige Male am Tag nach Gottesacker, wo sie neben ihrem Studium zwei Mal die Woche im Café Villa als Bedienung arbeitete. Und heute war sie spät dran.

»Oder gib mir die Autoschlüssel, dann kann ich schon los«, bat sie ihre Mutter, die gerade die Treppe herab kam.

»Du weißt, ich muss zu meinen Patienten und brauche den Wagen. Ich bin gleich fertig, fahr ihn schon mal aus der Garage.«

»Ich kann Leo fahren, wenn es dir hilft«, kam eine Stimme aus der Küche, und Franz erschien im Türrahmen.

»Danke, das ist lieb, aber ich brauche nur noch meine Tasche, dann können wir los. Schreib du lieber auf, was wir für den Garagenumbau brauchen, wenn wir die Tage zum Baumarkt wollen«, rief Hanna, während sie ihrer Tochter nach draußen in den Hof folgte, wo sich diese gerade mühte, den alten Volvo aus der Garage zu fahren.

Immer wenn Paul frustriert war, ging er laufen. Heute rannte er gegen den Schmerz an. Das Brennen in seinen Lungen verdrängte für kurze Zeit die Leere, die er fühlte, wenn er zur Ruhe kam, und der fast hörbare Pulsschlag in seinen Schläfen ließ vorübergehend die immer lauter werdenden Vorwürfe, die er sich selbst machte, verstummen. Doch er wusste, dass all diese Gedanken an Nina zurückkehren werden, um ihm noch schmerzhafter die Fratze seiner eigenen Dummheit und Ungeduld vorzuhalten. Was nur hatte ihn geritten, Nina solchen Unsinn zu schreiben, sie so zu bedrängen und zu verschrecken? Sie musste Furchtbares von ihm denken, denn sie hatte auf keine seiner vielen gestrigen Kurzmitteilungen reagiert. Da waren sie wieder diese quälenden Gedanken, was wäre wenn, und selbst sein stärker werdendes Seitenstechen konnte diese nicht mehr unterdrücken.

Als er völlig abgekämpft wieder in die WG zurückkehrte, war Marc am Packen fürs Wochenende. Er sah Paul belustigt nach, als sich der verschwitzt und völlig außer Atem an ihm vorbei ins Bad schleppte.

»Wenn du unter die Dusche willst, lass den Vorhang offen, das Bad müsste mal wieder geputzt werden«, rief er ihm nach.

»Als wenn ich keine anderen Sorgen hätte«, kam es dumpf aus dem Bad, und Marc stutzte.

»Sorgen? Was für Sorgen, dachte das mit Rebecca hat sich geklärt?«

Paul streckte seinen Kopf kurz aus der halbgeöffneten Badtür.

»Ja, auch wenn man es fast nicht glauben mag, aber es dreht sich nicht immer alles nur um Rebecca.«

Marc antworte nicht, sondern wartete, bis Paul geduscht hatte und bat ihn, sich zu ihm zu setzen.

»So Jung, was ist los?«

»Nichts, was wir hier diskutieren müssten. Ich dachte, du bist auf dem Sprung?«

»Ich fahre erst morgen und glaube mir, auch das ist früh genug. Aber welche Sorgen hat unser Nesthäkchen?«

Paul wusste, dass er der Jüngste der WG war, hatte aber keine Lust, sich darüber jetzt aufzuregen und winkte nur müde ab.

»Da kannst du mir auch nicht helfen.«

»Wissen wir erst, wenn du mir sagst, was los ist«, ließ Marc nicht locker.

»Ich hab’s verbockt, ich bin einfach zu blöd für eine Beziehung. Aber das ist ja nichts Neues.«

Paul war es einerseits leid, sich zum hundertsten Mal selbst die Schuld für Ninas Schweigen zu geben, aber andererseits froh, dass Marc ihn fragte. Er musste die Geschichte los werden, sonst fürchtete er, platze ihm der Kopf. Marc wartete, ohne darauf zu antworten.

»Ich habe vor ein paar Wochen ein Mädchen kennengelernt und war mit ihr am Dienstag im Henker«, begann Paul zögerlich zu erzählen.

»Ok, das hätte ich dir als Frau auch übel genommen«, schmunzelte Marc, doch Paul war nicht nach Scherzen.

»Wenn du das lustig findest, kann ichs auch der Parkuhr erzählen, vielen Dank.«

»Sorry, ich weiß doch gar nicht, was passiert ist und mache mich natürlich nicht lustig über dich. Jetzt sei nicht eingeschnappt, sondern rede weiter.«

Paul schilderte von den vielen kleinen Treffen im Museum, dem Gespräch in der Cafeteria, dem Nachmittag im Botanischen Garten und dem Besuch bei Bernd und Bones. Auch von dem Spaß, den sie im Henker hatten und dem Nachtspaziergang. Erst bei dem Kuss stockte er und wurde etwas vage, wie weit sie beim Abschied gegangen waren. Doch Marc verstand und egal, ob sich Nina und Paul damals vor ihrem Haus küssten oder nicht, Paul war verliebt, und alles schien in bester Ordnung.

»Und jetzt weißt du nicht, ob du sie anrufen sollst?«

»Wenn das die Frage wäre, wäre ich nicht nur der glücklichste Mensch auf Erden, sondern wüsste selbst die Antwort. Nein ich Arsch habe sie angerufen, und genau das war der Fehler.«

Marc schien überrascht und wusste, dass er jetzt nur die falsche Frage stellen konnte. So wartete er lieber, bis Paul bereit war, auch den Rest der Geschichte, von seiner Vorfreude auf das nächste Treffen und der Enttäuschung über Ninas Absage, seiner Wut und Ungeduld und dem Schwachsinn, den er ihr in zahllosen Kurzmitteilungen geschickt hatte, zu erzählen.

»Und seitdem schweigt sie?«

Paul nickt stumm.

»Ja, dieser SMS-Unsinn ist ein Fluch, aber das hilft jetzt auch nicht weiter. Ich denke, wir sollten mal raus hier, ein bisschen um die Häuser ziehen, dich auf andere Gedanken bringen und schauen, ob sich die Geschichte noch retten lässt.«

»Ich kann mir nichts vorstellen, was ich jetzt weniger gern täte, als mich in irgendeine Kneipe zu setzen und so zu tun, als ob nichts wäre«, schüttelte Paul den Kopf. »Da gehe ich doch lieber ins Bett und schlafe, bis ich die Sache vergessen habe.«

»Kein Mensch sagt, du sollst so tun, als ob nichts wäre. Doch sich hier im Zimmer zu vergraben, ist die blödeste Idee. Dann kommst du aus dem Grübeln gar nicht mehr raus. Außerdem macht sich abzuschießen auch mal Spaß, und genau den hast du jetzt nötig.«

Paul spürte, dass Marc keinen Widerspruch duldete und nicht eher Ruhe geben würde, bis er sich angezogen und wenigstens eine halbe Stunde mit ihm was Trinken gegangen war.

»Ok, lass uns in die Villa gehen, ich muss Leo noch ein Buch bringen. Aber nicht länger als eine halbe Stunde. Ich habe rasende Kopfschmerzen«, gab er nach.

»Die gehen vom Wachliegen im Bett auch nicht weg, aber Bier wirkt da Wunder, also los«, schloss Marc die Diskussion und ging seine Jacke holen.

Kurz darauf betraten sie die Villa, suchten sich zwei Sessel an einem der Nierentischchen und sahen sich nach Leonie um. Die hätte heute hier bedienen sollen, war aber anscheinend noch nicht da. Die Villa war ein kleines, schon älteres Café mit zwei ineinander übergehenden Räumen, die mit einem Sammelsurium an plüschigen Sesseln, Sitzbänken und alten Kanapees voll gestellt waren. Kronleuchter, Säulen und kitschige Bilder, Kerzenhalter auf einer ebenso bunten Vielfalt an Tischen, Hirschgeweihe an der Wand und ein antiker Regulator vervollständigten das wohlige Ambiente eines Wohnzimmers, wie die Villa von Stammgästen gern genannt wurde.

»Doch. Leo müsste eigentlich schon da sein. Ich will auch langsam heim und warte mit der Übergabe«, antworte die Bedienung auf Pauls Frage, ob Leonie heute nicht arbeiten müsse.

»Lass Nina Zeit Paul, Frauen brauchen das. Sie wollen leiden und sich Gedanken machen, müssen mit ihren besten Freundinnen telefonieren und sich für ihre Konsequenz, dich anzuschweigen, selbst belohnen«, knüpfte Marc an das vorherige Gespräch in der WG an.

»Ich glaube nicht, dass es so furchtbar war, was du geschrieben hast, wohl aber etwas zu viel des Guten, und das muss sich erst setzen. Wenn du das jetzt mit noch mal so vielen Anrufen und Kurzmitteilungen wieder gut machen willst, kannst du sie gleich abschreiben. Mach dich interessant, schweige selbst erstmal eine Zeit und lass Gras über die Sache wachsen. Die kommt schon wieder.«

Auch wenn Marc selbst nicht so ganz vom Schluss seiner kleinen Aufmunterungsrede überzeugt war, schien es Paul damit besser zu gehen, und das war das einzige, was er in diesem Augenblick für seinen Freund tun konnte.

»Danke Mann, tut halt weh, wenn man das Licht am Ende des Tunnels schon gesehen hat, und plötzlich ist es wieder finster.«

»Wie philosophisch, was ist passiert?«, mischte sich plötzlich Leonie ein, die zwischenzeitlich in der Villa angekommen und an den Tisch der beiden getreten war.

»Noch irgendwas zu trinken?«

»Nein, wir haben schon bestellt und Hallo erstmal«, ließ Marc Leonies Eingangsfrage unbeantwortet und stand auf, um sie kurz zu umarmen. Nachdem auch Paul sie begrüßt hatte, musste sich Leonie um die anderen Gäste kümmern, und Marc entschuldigte sich, um aufs Klo zu gehen. Paul nutzte die Zeit, um zum tausendsten Mal an diesem Tag in der Hoffnung auf ein kleines gelbes Kuvert auf sein Handy zu schauen und das Display leer vorzufinden. Marc hatte Recht. Er konnte ihr unmöglich nochmals schreiben, wie leid ihm das alles tat und wie dumm er sich vorkam. Doch wie sollte sie anders davon erfahren? Was wusste er von ihr, außer, wo sie wohnte, und dass sie gelegentlich im Museum arbeitete? Etwas, was ihm zusätzlich Sorgen bereitete, denn ein künftiger Besuch dort schien ihm in diesem Leben undenkbar. Keine optimale Voraussetzung für einen Kunststudenten. In Gottesacker gab es kein weiteres Kunstmuseum, so dass er zumindest im Bereich Malerei wohl künftig ohne echte Vorbilder auskommen musste.

»Schau mal, D.A.F. tritt demnächst im Kulturhaus auf. Kannst du dich an die noch erinnern?«, unterbrach Marc Pauls Gedanken, als dieser vom Klo zurückkam und ihm einen Flyer vor die Nase hielt.

Paul musste zum ersten Mal an diesem Tag lachen. »Da muss ich ungefähr zwei Jahre alt gewesen sein. Ja ich glaube, ich kann mich gut erinnern.«

»Sorry, stimmt, ich habe die auch nie live gesehen. Aber das dürfte kein schlechtes Konzert werden, wenn ich an Lieder wie Verschwende deine Jungend und Mussolini denke.«

»Verschwende deine Jungend hieß mal ein Film. Da ging’s auch irgendwie um D.A.F., kann mich aber kaum erinnern«, antwortete Paul, froh, das Thema Nina beiseite geschoben zu haben.

»Und dort laufen sicher auch andere hübsche Mädels rum, also kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, Alter.«

»Danke für die zehn Sekunden, in denen ich mal an was anderes denken konnte, und sicher gibt’s Millionen andere Frauen, doch das dürfte kaum mein Problem lösen«, spürte Paul neben dem Schmerz seine schlechte Laune zurückkehren.

»Na Jungs, noch zwei Bier?«, fragte Leonie auf ihrer Runde durchs Lokal. »Wenn ich den Tisch da drüben fertig habe, kann ich mich kurz zu euch setzen.«

»Wir freuen uns«, antwortete Marc für Paul mit, der nur die Augen verdrehte und sich wünschte, in der WG geblieben zu sein. Er hatte keine Lust, Leonie noch mal die ganze Geschichte zu erzählen.

»Süßes Ding, die Kleine«, schaute Marc ihr nach und griff nach dem Buch, das Paul für Leonie mitgebracht hatte. »Aha, Digitalfotografie. Ist das für euer Studium?«

»Ja, sie möchte einen Seminarschein in Fotografie machen und wollte sich vorbereiten, und bei mir liegt es nur rum.«

Marc blätterte etwas in dem Buch und schmunzelte.

»Die machen es sich schon leicht. Als ob man nur durch das Lesen besser fotografieren lernen würde. Das ist so, als wenn man nur durch den Besuch eines Restaurants zum Koch würde. Ich glaube, Leonie sollte lieber lernen, richtig zu sehen, als sich auf die Kamera zu verlassen.«

»Erzähl ihr das selbst, dort kommt sie.«

Paul hatte weder Lust, sich über das Studium zu unterhalten, noch sich Vorträge von Marc über die richtige Blendenwahl anzuhören. Davon hatte er schon zuhause genug.

»Danke für das Buch, Paul«, freute sich Leonie, als es ihr Marc reichte.

»Bitte, aber du sollst lieber sehen lernen, als nur zu lesen.«

»Sagt wer?«

»Unser Professor hier am Tisch«, verwies Paul sie an Marc, der sich beeilte, Leonies Frage zu beantworten.

»Ich denke, das Wichtigste bei der Fotografie ist der Blick, das Gefühl für Timing, Stimmung und Wirkung, die das Bild später einmal haben soll oder die zu fotografierende Situation gerade hat. Das aber steht in so einem Buch leider nicht. Hier lernst du, wie deine Kamera aufgebaut ist und funktioniert, wie man handwerklich korrekte Bilder schießt und sie gegebenenfalls am PC nachbearbeitet. Die Seele des Bildes erklären sie dir nicht.«

»Die Seele des Bildes?« Leonie war erstaunt. »Ich ahnte, dass Fotografie was mit Kunst zu tun hat, aber auch mit Poesie?«

Sie lächelte, und Marc wurde verlegen.

»Fotografie kommt aus dem Herzen«, beeilte er sich fortzufahren.

»Es ist wie ein Flirt mit einem Ausschnitt der Welt. Erst wenn du und der Ausschnitt für einander bestimmt seid, entsteht das perfekte Bild. Es muss Liebe, nicht nur Lust sein.«

»Mir wird schlecht«, unterbrach Paul das in seinen Ohren unerträgliche Gesülze von Marc und verließ die Beiden in Richtung Toilette.

»Was hat der denn?«, wunderte sich Leonie. »Er war letztens an der Uni schon so komisch. Hat Levi nichts erzählt?«

»Wir haben Levi die letzten zwei Tage kaum gesehen, eigentlich seit Rebecca so abgedreht ist. Ich denke, Paul ist unglücklich verliebt. Aber bitte sag nichts, keine Ahnung, ob ich dir das erzählen durfte«, bat Marc mit dem unguten Gefühl, sich verplappert zu haben.

»Keine Sorge, ich dachte mir schon so was, aber über kurz oder lang wird er mir das schon noch erzählen. Wer ist denn die Glückliche?«

Leonie wusste nicht, wieso sie diese Neuigkeit so überraschte. Paul hatte, seit sie sich kannten, noch nie eine Freundin gehabt. Wie auch, wenn er die ganze Zeit mit ihr zusammen hing? Allerdings ohne, dass sie sich je besonders nahe gekommen wären.

»Keine Ahnung, Nina heißt sie. Er kennt sie wohl aus irgendeinem Museum, glaube ich zumindest. Es war nicht ganz einfach, sich alles zu merken, was er mir von ihr erzählt hat. Zumindest muss sie ihn schwer beeindruckt haben, so dass er sich wie ein Idiot benommen hat. Nun ist sie weg.«

»Männer!«

Leonie grübelte, was Paul wohl beeindruckt hatte, als dieser zurück an den Tisch kam.

»Na, haben sich die Liebenden gefunden und ein Fotoalbum gegründet?«

»Keine Sorge, das ist alles nicht so kompliziert, wie es sich anhört«, beendete Marc seine Ausführungen und sah Leonie mit eindringlichem Blick an. Sie hatte verstanden und würde das Thema Nina nicht ansprechen.

»Wenn du magst, kann ich dir gern in meinem Atelier zeigen, was ich mit dem Sehen und dem richtigen Bild meine«, bot er Leonie an, die mit einem Seitenblick auf das Buch begeistert nickte.

»Klar, das wäre cool. Besser, als so eine Schwarte durchzulesen.«

»Dann hat der Mohr ja seine Schuldigkeit getan und kann die Schwarte wieder heim schleppen«, brummte Paul.

»Ich fürchte,«, sprang Marc Leonie bei, die abwehrend die Hände hob, »Leo wird nicht umhin kommen, sich auch einiges an Theorie zu erarbeiten. Aber es macht viel mehr Spaß, wenn man das Gelesene auch gleich ausprobieren und umsetzen kann.«

Marc zwinkerte Leonie zu, und sie verabredeten sich für die nächste Woche, wo er nach der Rückkehr vom Geburtstag seiner Mutter eine Ateliersführung anbot. Paul schien es, als ob ihn Leonie bei der Verabschiedung länger als sonst an sich drückte, aber auch bei Marc fand er, hielt sie dessen Hand auffällig lang, bevor er endlich aus dem mittlerweile gut gefüllten Café auf die Straße kam.

»Puh, ganz schön voll da drin.« Doch Marc, der noch immer in der geöffneten Tür stand und Leonie nachschaute, wie sie sich wieder um ihre Gäste kümmerte, schien ihn nicht zu hören.

»Eine süße Maus«, stellte er stattdessen fest und freute sich auf die kommende Woche. »Wie ist sie eigentlich so, na ja im Studium und als Freund?«, fragte er so beiläufig wie möglich.

»Leo? Ganz nett halt. Aber was interessiert dich das? Ist doch nur ein Praktikum. Dachte gar nicht, dass du Zeit für so was hast.«

»Klar nur ein Praktikum, aber ich möchte auch nicht, dass mir irgend so eine Langweilerin im Weg rum steht.«

»Dann frag sie halt nicht, ob sie bei dir fotografieren lernen mag. So langweilig scheint sie ja dann doch nicht zu sein.«

Was kümmerte es Paul, ob Leonie und Marc sich verstanden. Allerdings wäre es auch ein kleiner Lichtblick, Leo demnächst wieder häufiger zu sehen. Der Gedanke fühlte sich bei all dem Chaos, das gerade ihn seinem Leben tobte, überraschend gut an.

»Ich hoffe, dich stört es nicht, wenn sie ab und zu bei uns auftaucht und mit mir fotografiert?«, fragte Marc besorgt, als ob er Pauls Gedanken gelesen hätte.

»Keine Sorge, Leo ist cool, die stört nicht, und du musst dich schon anstrengen, sie zu beeindrucken. Das bisschen Geschwafel von Liebe und Poesie beim Bildermachen genügt da noch nicht, mein Lieber«, grinste Paul und hakte das Thema vorerst ab.

Als sie in die WG zurückkamen, war Levi noch immer nicht da. Sie beschlossen, im Wohnzimmer auf ihn zu warten und setzten sich vor den Fernseher. Marc holte zwei Bier aus dem Kühlschrank, reichte eines Paul und stieß mit ihm an.

»Auf die Frauen.«

»Eher darauf, dass es auch ohne sie geht«, erwiderte Paul und trank die halbe Flasche auf einen Zug leer. Er hatte vor, diese Nacht mal wieder durchzuschlafen, und das Bier hier sollte helfen.

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