Читать книгу Die Teufelsbibel-Trilogie - Richard Dübell - Страница 59

14.

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Pater Xavier fühlte das rasende Pochen ihres Herzens in seiner Handfläche. Er strich ihr mit dem Daumen über den Kopf, über den Nacken, langsame, fast zärtliche Bewegungen. Er gab den Blick aus den angstvollen schwarzen Augen zurück und lächelte. Die Knochen waren zu spüren und vermittelten ihm die Gewissheit, über einen Leib zu streicheln, den er mit einer Handbewegung zerdrücken konnte; er beherrschte das Zucken, das sich unwillkürlich mit diesem Gedanken einstellte. Nach und nach beruhigte sich das Pochen, entspannte sich der zierliche Körper. Der Widerstand der heißen, harten Krallen ließ nach. Pater Xavier drehte die Brieftaube um und nestelte die Botschaft von ihrem Fuß. Er ließ das Tier los. Es duckte sich, doch dann erkannte es das Körnerhäufchen auf dem Tisch und trippelte darauf zu. Pater Xavier machte sich daran, die Botschaft zu entschlüsseln.

Einige Zeit später starrte er nachdenklich ins Leere, während die Taube pickte. Das rhythmische Klopfen des Vogelschnabels war wie ein Uhrwerk. Es war ansteckend. Pater Xavier ertappte sich plötzlich dabei, wie er mit dem Finger auf das alte Pergament, auf das er die entschlüsselte Botschaft gekritzelt hatte, tippte. Er schob die Kerze näher heran, riss den Text ab und hielt ihn an die Flamme. Das Pergament krümmte sich, bevor es zu glimmen begann und die Buchstaben sich in Rauch auflösten. Pater Xavier las sie im Wettstreit mit dem Feuer noch einmal.

„CK und AvL von weitem beobachtet. Mission in P gescheitert. Keine Spur zur T gefunden. Vorhandensein 1572 wahrscheinlich; Aufenthalt heute ??? Wann sehe ich mein Kind?“

Pater Xavier beobachtete, wie der letzte Buchstabe der Botschaft, ein Y, in der Flamme verschwand. Er ließ den Rest des Pergamentfetzens auf den Tisch fallen und sah ihm zu, wie er sich in ein Ascheflöckchen verwandelte. Y. Sie unterzeichnete jede ihrer Botschaften mit Y, als ob er nicht wüsste, von wem sie kamen. Es war, als ob sie ihm damit zu verstehen geben wollte, dass sie ein menschliches Wesen war, kein Werkzeug. Was das betraf, konnte sie nicht ahnen, dass der Unterschied in Pater Xaviers Augen kein beträchtlicher war.

Die Frage nach ihrem Kind war ebenfalls fester Bestandteil der Nachrichten Yolanta Melnikas. Pater Xavier lächelte. Solange sie fragte, hatte sie Hoffnung. Solange sie Hoffnung hatte, würde sie alles tun, was er verlangte.

Er klaubte ein paar Körner auf und ließ die Taube auf seine Handfläche klettern. Während sie den Rest der Mahlzeit aufpickte, streichelte er die glatten grauen Federn. Cyprian Khlesls wohl überwachte Reise nach Südböhmen hatte nichts erbracht außer der Gewissheit, dass es nun mindestens einen Ort gab, an dem er, Pater Xavier, nicht mehr suchen musste; außerdem viele Einblicke in das Herz Andrej von Langenfels’, der so unverhofft zum Begleiter Cyprians geworden war.

Pater Xavier nahm die Taube und trug sie zu den anderen. Die Tiere waren wieder vollzählig. Yolanta würde keine weitere mehr abschicken können; sie hätte die Letzte zurückbehalten, wenn sie nicht gedacht hätte, dass diese eine Mission beendet war.

Wann sehe ich mein Kind?

Pater Xavier lächelte. „Wenn ich dich nicht mehr brauche“, flüsterte er.

Die Teufelsbibel-Trilogie

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