Читать книгу Die Teufelsbibel-Trilogie - Richard Dübell - Страница 65

20.

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Jarka lag auf dem Boden vor dem Feuer, zusammengekrümmt wie ein Säugling. Das Ächzen kam von ihr. Sie hatte sich Striemen in die Wangen gekratzt und schlug die Stirn immer wieder auf den Boden. Andrej ging neben ihr in die Knie wie ein alter Mann und schob eine Hand zwischen ihre Stirn und den Fußboden. Sie hörte mit dem Schlagen auf und ließ den Kopf auf seiner Hand ruhen.

„Du hast noch mal gelogen“, sagte Andrej. „Als du sagtest, ich solle gehen, bevor du mich aus dem Haus werfen lässt. Du wolltest etwas anderes sagen.“

„Ich wollte sagen, bevor mein Herz bricht.“ Sie war kaum zu verstehen.

„Du hast meines gebrochen“, sagte er. Er lächelte unter Tränen, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. „Allerdings schon beim ersten Mal, als ich dich sah.“

„Er hat mein Kind“, flüsterte sie.

Andrej schwieg eine lange Weile. „Wie heißt du?“, fragte er zuletzt.

„Yolanta.“

„Tja“, sagte er. „Das ist Pech. Jarmila hat mir besser gefallen.“

Sie hob den Kopf und starrte ihn restlos überrascht an. Die Striemen auf ihren Wangen leuchteten, und an ihrer Stirn war eine Beule. Ihr Gesicht war so verschmiert, dass er es kaum erkennen konnte. Die Liebe zu ihr packte und würgte ihn. Er grinste.

„Andererseits würde ich dich auch lieben, wenn du Otákar heißen würdest.“

Sie lächelte nach einer so langen Pause zurück, dass er dachte, er habe sie verloren. „Nicht die geringsten unseres Volkes haben Otákar geheißen“, sagte sie.

„Vermutlich haben sie sich alle von Herzen gewünscht, anders zu heißen.“

„Es kann nicht jeder Andrej heißen.“

„Nein. Gott sei Dank.“

„Ich muss tun, was er mir befiehlt. Nur so sehe ich mein Kind wieder.“

„Wer ist ‚er’?“

Yolanta rappelte sich auf, bis sie sitzen konnte. Andrej hätte sie gern in den Arm genommen, aber im Augenblick fühlte er sich ihr ohnehin so nahe wie nie zuvor. Sie deutete auf einen Stuhl am Ende des langen Tisches, der etwas zurückgerückt und seitlich stand.

„Er ist nicht der Hauskaplan meiner Großtante“, sagte sie. „Ich weiß nicht, wer er ist. Ich kenne lediglich seinen Namen – Xavier Espinosa, Pater Xavier Espinosa – und weiß, dass er Dominikanerpater ist. Mehr hat er mir nicht verraten. Wer er wirklich ist, kann ich nicht einmal ahnen, und ich will es auch gar nicht wissen.“

„Warum ausgerechnet du?“

Yolanta zuckte mit den Schultern. „Warum fällt einem ein Ziegelstein auf den Kopf? Warum bekommt man eine Krankheit und stirbt daran? Er ist in das Heim für gefallene Mädchen gekommen, das die Klarissen in Sankt Agnes führen. Ich weiß nicht, was er der Oberin erzählt hat, aber sie hat mich mit ihm gehen lassen – sie hat mich geradezu weggeschickt. Ich nehme an, er hat sie belogen. Ich glaube nicht, dass sie einen ihrer Schützlinge mit vollem Wissen diesem Ungeheuer anvertraut hätte.“

„Ungeheuer? Er ist doch nur ein mürrischer, magerer Bursche mit einem harten Akzent …“

„Er erpresst mich mit meinem Kind“, sagte sie.

Andrej schwieg. Yolanta wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, schnäuzte in ein Tuch und machte sich an halbherzige Restaurierungsarbeiten. Mitten drin verließ die Energie sie wieder, und ihre Arme sanken herab. Sie begann aufs Neue zu weinen. „Ich kann nicht mehr“, flüsterte sie. „Ich kann nicht mehr …“

„Wie alt ist dein Kind?“, fragte Andrej.

„Fast sechs Monate“, schluchzte sie.

„Ein Mädchen?“

„Ein Junge.“

„Wie heißt er?“

Sie vergrub das Gesicht in den Händen und weinte rau. Er konnte sie fast nicht verstehen. „Wenzel.“

„Wo ist er?“

„Im Findelhaus bei den Karmelitinnen. Ich darf ihn nicht sehen … Er sagte… er sagte zuerst, er sei krank, dann sagte er, es gehe ihm wieder gut, weil er die Schwestern angewiesen habe, sich besonders um ihn zu kümmern … Und er sagte, es wäre ein Leichtes, seine Anweisung zurückzunehmen … Wenzel ist so klein und schwach … Herr im Himmel, hilf meinem Sohn!“

Ihr Kummer drückte ihm das Herz ab. Er fasste sie an der Schulter, und sie lehnte sich an ihn. Seine Arme schlossen sich ohne sein Zutun um sie, und er begann sie zu wiegen.

„Ich bringe ihn um“, flüsterte sie in den Stoff seines Wamses hinein. „Sobald ich Wenzel wiederhabe, bringe ich ihn um. Ich bringe ihn um!“

Andrej zuckte zurück. Sie hatte den letzten Satz herausgeschrien.

„Schsch“, sagte er. „Soll er dich hören?“

Sie lachte voller Hass. „Glaubst du, er schläft unter diesem Dach? Es sieht nur so aus. In der Nacht sucht er seine eigene verdammte Höhle auf. Ich würde mich nicht wundern, wenn es ein Loch in der Erde wäre, das direkt in die Hölle hinunterführt. Ich bin sicher, er lässt mich beobachten, aber er verbringt die Nacht nicht unter demselben Dach wie ich.“ Sie zögerte. „Wenn es so wäre, hätte ich ihn schon längst getötet.“

„Jar … Yolanta“, sagte er und strich ihr über den Rücken, plötzlich beklommen angesichts ihres mörderischen Hasses. Er verfluchte sich dafür, über ihren wirklichen Namen gestolpert zu sein, und ahnte, dass es ihm schwer fallen würde, sich daran zu gewöhnen. „Beruhig dich.“

Sie drückte sich an ihn. Schweigend saßen sie eine Weile vor dem Feuer. Andrejs lange Beine fühlten sich an, als wären sie mehrfach unter ihm gefaltet, der Boden war trotz des Feuers im Kamin kalt, das Feuer selbst röstete seine linke Seite, aber insgesamt war es süßer, mit Yolanta hier zu kauern und zusammen die Wahrheit zu erkunden, als jede Reise in die Lust, die sie in ihrem Bett unternommen hatten.

„Er hat dich ausgesucht, weil du erpressbar bist“, sagte er. „Aber warum? Was will er von dir?“

Yolanta antwortete nicht.

„O mein Gott“, sagte Andrej. Er fühlte, wie Kälte ihn erfasste.

„Ich habe dich nur belogen, Andrej“, sagte sie. Ihre Stimme war kaum zu vernehmen. „Ich habe dir kein einziges Mal die Wahrheit gesagt. Ich habe dich benutzt, wie ich nur konnte, dir Schmerzen bereitet und deine Seele verkauft.“

„Das Buch“, sagte Andrej. Sein Körper fühlte sich auf einmal wie taub an.

„Er will es haben.“

Andrej rang nach Fassung. Er verlor den Kampf. „O Vater, ich verfluche dich!“, flüsterte er erstickt.

„Dein Vater kann nichts dafür. Wenn es stimmt, was ich mir zusammengereimt habe, gibt es dieses Buch schon seit vielen hundert Jahren. Es war in Vergessenheit geraten und …“

„Mein Vater hat es wieder daraus hervorgezerrt!“

„Andrej, das ist nicht irgendein Buch. Es sucht sich die Zeit selbst, in der es wieder zum Vorschein kommen will!“

„Unsinn. Es ist ein Buch, nichts weiter. Wenn man es ins Feuer wirft, verbrennt es. Wenn man es zerreißt, bleiben nur Fetzen und einzelne Blätter übrig, die in der Ecke einer Kirchenruine verfaulen.“

Yolanta schüttelte den Kopf. „Nein. Er ist überzeugt, dass es nicht mehr in Podlaschitz ist.“

„Das war der Grund, warum wir dorthin mussten, nicht wahr? Du hast mich mit der Geschichte deiner Mutter so lange manipuliert, bis ich selbst angefangen habe zu glauben, ich wolle den Ort wiederfinden, an dem meine Eltern umkamen.“

„Es tut mir Leid“, wisperte sie.

„Aber ich habe es nicht herausgefunden! Wie …“ Andrej stockte. „Cyprian Khlesl!“

„Er sucht das Buch auch, aber nicht für sich, sondern im Auftrag des Bischofs, dessen Wagen er gefahren hat.“

„Gehören er und Pater Xavier zusammen?“

„Nein. Pater Xavier hat ihn bespitzeln lassen. Cyprian kam hier an und begann, Fragen nach Klöstern in Südböhmen zu stellen – Klöstern, die vor hunderten von Jahren groß und berühmt waren und die jetzt keiner mehr kennt. Als er aufbrach, befahl Pater Xavier mir, ihm zu folgen und dich mitzunehmen.“

„Und die defekte Achse?“

„Der Wagenlenker war bezahlt. Wir hielten uns immer hinter Cyprian, bis es nach der Kreuzung bei Tschaslau nur noch eine Straße gab, die er nehmen konnte. Dann haben wir ihn überholt.“

„Ich habe von all dem nichts bemerkt.“

Yolanta senkte den Kopf. „Ich habe mich bemüht, dich von der Außenwelt abzulenken.“

Andrej versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. Das Stoßen und Schaukeln des Wagens, die gepolsterte Enge darin – es hatte ihm geschienen, dass ihm die nahe liegende Beschäftigung, mit der man die Reisezeit angenehm gestalten konnte, selbst eingefallen war, doch nun stellte sich heraus, dass es anders gewesen war.

„Ich schäme mich so“, sagte sie.

„Die drei Brieftauben waren auch nicht für deine Großtante bestimmt.“

„Nein.“

Andrej schwieg. Er ahnte dumpf, dass er, wenn er dem Gefühl, das in ihm aufstieg, weiter Raum gab, alle Erinnerungen an die Tage mit Yolanta verlieren würde, dass sie sich in Asche und Gift verwandeln würden. Sie hat im Auftrag Pater Xaviers gehandelt, sagte er sich vor, sie hat sich verhalten wie ein eiskalter, berechnender Agent, aber sie hat es nicht freiwillig getan. Wut brachte seine Gedanken durcheinander, erstickende Wut auf den Dominikaner, aber auch Wut auf Yolanta. Er kämpfte dagegen an.

„Ich habe keine einzige der wunderbaren Stunden verdient, die du mir geschenkt hast“, sagte sie.

„Unsinn.“ Andrej hörte selbst, wie blechern es klang.

Ihr Gesicht war grau. „Ich habe dich verloren.“

„Warum hast du mir nicht vertraut?“

„Um den Preis von Wenzels Leben? Ich konnte es nicht.“

„Vielleicht hätte ich helfen können. Ich hätte jemanden am Hof …“

„Wen? Kaiser Rudolf? Du hast selbst gesagt, du hast dort keine Freunde, und der Kaiser ist wahnsinnig.“

„Was soll ich jetzt denken, Jarka?“ Er merkte, dass er erneut den falschen Namen verwendet hatte, und fühlte perverse Befriedigung dabei. Im nächsten Moment schämte er sich dafür. Sie hatte kein Recht gehabt, so mit ihm zu spielen; doch während er dies dachte, schob sich das Bild aus seinem Gedächtnis vor seine Augen, das Bild aus der Erweiterung der Brandgasse unter dem Abtritt; der ältere Gassenjunge, sein Beinahe-Vergewaltiger, der in der Scheiße gekniet hatte und den Ratsherrn mit dem Mund befriedigen musste. Was konnte man aus der Parallelität dieser Erfahrung lernen? Der Junge hatte die Demütigungen, die er erfahren hatte, an die Nächstschwächeren weitergegeben, von denen Andrej einer gewesen war. Yolanta hatte ihm Liebe, Hingabe und Leidenschaft geschenkt und das Gefühl, dass er nicht mehr alleine auf der Welt war. Sicher, es waren alles Lügen und Zwang gewesen, aber sie hatte einen sanften Weg gewählt, mit ihm umzugehen. Und was auch immer er jetzt denken sollte oder fühlen durfte … „Was soll ich mein Herz fragen angesichts dieser Geschichte, Jarka?“, … eines war vollkommen klar: er liebte sie mit jeder Faser seiner Existenz. Er konnte sie von sich stoßen und in gerechtem Zorn brennen, aber verbrennen würde er aus unerfüllter Liebe zu ihr. „Was soll ich jetzt tun, Ja… Yolanta?“

„Nenn mich weiter Jarka“, sagte sie leise. „Es ist ja nur ein Kosename, und ich möchte von dir nicht anders genannt werden.“

„War denn alles eine Lüge?“ Er hob hilflos die Hände.

Sie machte sich von ihm frei. Sie nickte. Es schoss ihm einen Stich durchs Herz. „Jedes einzelne Wort.“

Er konnte nicht antworten. Jemand in seinem Inneren fragte spöttisch: Na, was hast du denn gedacht? Deine Zeit, an Märchen zu glauben, war zu Ende, als der verrückte Mönch mit seiner Axt auf dich losging! Jemand anderer antwortete: Und doch geschah ein Wunder. Ich lebe noch. Er schüttelte den Kopf, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen.

„Jedes einzelne Wort“, sagte sie. „Jedes Wort, das ich sagte, als ich dich vorhin anschrie: Ich liebe dich nicht. Ich habe dich nie geliebt. Alles war eine Lüge.“

Andrejs Gedanken verknoteten sich und kamen zum Stillstand.

„Ich habe für mein ganzes restliches Leben nur drei Wünsche“, sagte Yolanta. „Ich möchte meinen Sohn wiederhaben, ich möchte mit dir zusammen sein, und ich möchte Pater Xavier töten. Wenn ich die ersten beiden haben kann, verzichte ich auf den dritten.“

„Ich …“, sagte Andrej, aber es war nur eine Art Lautäußerung, die nicht mit seiner Gehirntätigkeit verbunden war. Sein Gehirn versuchte weiterhin, den Knoten aufzubekommen, zu dem sich all sein Denken verwickelt hatte, und kümmerte sich nicht darum, was der Rest seines Körpers tat. „Ich …“

„Ich liebe dich“, sagte sie. „Als ich dich auf dem Tisch in deiner Hütte kauern sah, verliebte ich mich. Als du aufgesprungen und mit dem Kopf an die Decke geknallt bist, liebte ich dich schon von ganzem Herzen. Und als wir im Wagen saßen und lachend durch die Nacht fuhren, wusste ich, dass ich nie mehr jemanden anderen zum Gefährten würde haben wollen als dich.“

„Er hat dich auf mich angesetzt wegen meiner Geschichte …“

„Ja. Dies ist vermutlich die einzige gute Tat in seinem ganzen Leben. Dafür soll er leben dürfen, auch wenn er ein Ungeheuer ist. Gott hat gefügt, dass aus einer bösen Tat eine gute wurde.“

Der Knoten in Andrejs Hirn platzte auf einmal. Es war wie eine Offenbarung. Eine böse Tat, die zu einer guten geworden war? Er war nicht hilflos, ganz im Gegenteil.

„Wie geht es weiter mit dir und Pater Xavier?“

„Er hat noch einen Auftrag für mich. Ich glaube, es ist der letzte. Er hat so eine Andeutung gemacht.“

„Wohin wird er dich führen?“

„Ich soll hier in Prag eine Frau aushorchen. Die Frau, die Cyprian Khlesl liebt. Er will über sie an ihn herankommen.“

„Willst du das tun?“

„Was habe ich für eine Chance?“

„Wie lange soll das dauern?“

„Ich muss ihre Freundschaft gewinnen. Ich weiß auch nicht, wie. Aber Pater Xavier ist wie eine Spinne im Netz – er hat Zeit …“

„Wir haben keine Zeit. Schleich dich in das Haus. Brich ein, wenn es nötig ist. Stiehl etwas, was ihr gehört, etwas Wertvolles. Wir denken uns eine Geschichte aus, wie wir in seinen Besitz gekommen sind, und geben es ihr zurück. Dann hast du ihr Vertrauen gewonnen.“

„Und dann?“

„Dann kannst du sie warnen. Wenn du als vollkommen Fremde einfach in ihrem Haus vorsprichst, wird sie dir nicht zuhören, oder?“

„Ich kann sie nicht warnen! Wenn Pater Xavier dahinter kommt …!“

„Hör zu. Wenn Pater Xavier über sie an Cyprian Khlesl herankommen will, dann viel Vergnügen. Der Mann ist niemand, den man zum Feind haben möchte – ich habe ihn erlebt. Er scheint vollkommen ruhig, aber ich bin sicher, wenn sich ihm jemand in den Weg stellt, dann walzt er ihn platt. Der lässt nicht mit sich spielen; schon gar nicht, wenn er weiß, was auf ihn zukommt.“

„Warum sollen wir das riskieren? Cyprian Khlesl ist nicht unser Freund.“

„Weil Pater Xavier, wenn er sich unter diesen Umständen mit ihm anlegt, entweder verliert oder alle Hände voll zu tun hat und sich nicht weiter um dich kümmern kann.“

„Aber …“

„Dann bist du ihn los. Dann sind wir ihn los! Ist das nicht jedes Risiko wert?“

„Und Wenzel? Ein Wort von diesem Ungeheuer genügt, und … Ich kann nicht mehr, Andrej.“ Sie weinte wieder. „Ich fühle mich so … ausgelaugt!“

Andrej brannte wie in einem inneren Feuer. Er hörte ihr nicht zu. „Ich muss ein paar Vorbereitungen treffen. Es wird zwei, drei Tage dauern. Es kann gar nicht schief gehen. Ich sage dir Bescheid, wenn ich alles organisiert habe.“

Sie starrte ihn an. Bislang hatte er sich immer ihr unterlegen und hilflos gefühlt, doch dieser Abend war eine Katharsis gewesen. Er hatte einen Plan, und er war überzeugt, dass er funktionierte. Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund, mit einer Selbstsicherheit und einem Ungestüm, das ihm selbst fremd war. Dann sprang er auf.

„Das ist der erste Tag in unserem neuen Leben“, rief er.

In der Gasse draußen war er noch immer so aufgeregt, dass er mit langen Schritten durch die Nacht zum Hradschin hinauflief und sich nicht wie sonst bemühte, leise zu schleichen und die Nachtpatrouille nicht auf sich aufmerksam zu machen.

Er bemerkte die zerlumpte Gestalt mit der fadenscheinigen Binde um die Stirn nicht, die aus einem Schatten kroch und ihm hinterhersah. „Das auch noch“, murmelte die Gestalt. „Warum fickst du sie nicht, bis du nicht mehr stehen kannst, du Vollidiot?“ Die Gestalt setzte sich mit schmerzenden Füßen in Bewegung und hielt nach wenigen Metern wieder an. „Auch noch laufen, gottverdammt. Du kannst mich mal.“ Der Mann starrte dem davoneilenden Andrej mit schmalen Augen hinterher. „Warum hast du’s bloß so eilig, du Trottel? Sonst bist du immer nach Hause gekrochen. Aber was soll’s … Du kennst deinen Auftrag, Abschaum? Jawohl, Pater, die Kleine beschatten! Vertrauen Sie ihr nicht mehr, Pater? Halt die Klappe und mach bloß keinen Fehler, Abschaum! Keine Sorge, Pater, ich halte mich an Ihre Anweisungen, bis der Herr Jesus vom Kreuz springt und mir was anderes sagt! Dein Glück, Abschaum, dein Glück!“

Er wandte sich ab und schlich wieder in den Schatten neben Yolantas Haus, der ihn verborgen hatte.

„Mach bloß keinen Fehler“, brummte er, „mach bloß keinen Fehler. Und vor allem: halt die Klappe. Äääh…! Fahr zur Hölle, Pater-Scheiß-Xavier!“

Die Teufelsbibel-Trilogie

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