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5. Kapitel

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Am Anfang der Osterferien sind wir – ich, Mum, Dad und Libby – ins neue Haus gezogen. Nach drei Tagen hatten wir alles ausgepackt. Auch meine Xbox, die beim Umzug zu Bruch gegangen war. Ich fragte Mum, ob ich eine neue haben könnte, doch sie lachte nur traurig, was wohl nein bedeutete. Als sie dann noch meinte, wir hätten »andere Prioritäten«, bereute ich, überhaupt gefragt zu haben.

Vor mir lagen die gesamten Ferien.

»Ruf deine Freunde an und geh runter zum Strand«, sagte Mum alle fünf Minuten.

Aber leider war Spatch mit seinen italienischen Großeltern in Neapel, wo er jede Ostern hinfährt, und diesmal hatte er auch Mo eingeladen. Mich nicht.

Vor den beiden habe ich so getan, als machte es mir nichts aus, aber das tat es. Als ich mit Mum darüber sprach, sagte sie bloß: »Ach, na ja. Wir hätten uns den Flug eh nicht leisten können. Ist doch nicht so schlimm.« Aber darum geht es ja gar nicht. Spatch war es wohl ein wenig peinlich. Er sagte, im Bauernhaus seiner Großeltern wäre kein Platz mehr gewesen, aber ich habe Fotos von dem Haus gesehen und es ist riesig, außerdem hätte ich auch mit dem Fußboden vorliebgenommen. Fast wäre es mir rausgerutscht, ist es aber zum Glück nicht.

Um der Sache noch die Krone aufzusetzen, wie Dad gerne sagt, kamen auch noch Tante Alice und Onkel Jasper zu Besuch. Tante Alice geht ja noch, aber Onkel Jasper? Oh Mann!

Dad war auch nicht begeistert, denn er stöhnte und sagte zu Mum: »Mein Gott, können die nicht ins Hotel? So viel Platz haben wir auch nicht.«

»Sie ist meine Schwester, Ben.«

Dad schnalzte nur mit der Zunge und verdrehte die Augen.

Am vierten Ferientag kamen also Tante Alice und Onkel Jasper am Morgen und ich wurde mit Luftmatratze in Libbys Zimmer einquartiert. Libby war noch ein paar Tage im Zeltlager, also musste ich mir das Zimmer noch gar nicht richtig mit ihr teilen, aber trotzdem …

Wir saßen in der Küche zwischen all den Kartons, die die Umzugsfirma dagelassen hatte. Dad arbeitet zurzeit nicht, deshalb war er zu Hause, kochte Tee und erkundigte sich nach Jaspers Boot (offenbar ein »unverfängliches Thema«). Mum machte ein großes Gewese um Tante Alices Bluse. Tante Alice ist viel älter als Mum und Jasper ist viel jünger als Tante Alice, wobei er dank seines Bartes älter als alle beide aussieht, falls das verständlich ist.

Nachdem Tante Alice gesagt hatte, wie groß ich geworden war, kam die einzige Bemerkung, die an mich gerichtet war, von Jasper.

»Und was ist mit dir, Junge? Bekommst du auch genug frische Luft? Du siehst ja aus wie der Tod auf Latschen!« Und dann grinste er und entblößte seine langen weißen Zähne, als würde er es nicht ernst meinen, tat er aber.

Tante Alice meinte daraufhin: »Ach, Jasper, er sieht doch prima aus!«

Und Mum sagte mit leicht scharfem Unterton: »Ihm geht’s gut, Jasper. Stimmt’s, Aidan?«

Ich nickte heftig, als könnte ich meinem Onkel damit zeigen, dass auch ich so »fit wie ein Turnschuh« war, um eine seiner Formulierungen zu übernehmen.

Er gab einen Grumph-Laut von sich und fügte hinzu: »Seeluft. Ein wenig von der guten ventum maris. Das brauchst du, Junge.« Dann nahm er schlürfend einen Schluck Tee (schwarz, ohne Zucker).

Tja, so redet er, dieser Jasper.

Soweit ich es beurteilen kann, spricht er weder mit einem regionalen Dialekt noch hat er einen ausländischen Akzent. Manchmal klingt er amerikanisch und dann wieder australisch, (wenn seine Stimme am Ende eines Satzes nach oben geht, als wollte er was fragen, tut er aber gar nicht). Der Akzent ist echt schwer auszumachen. Geboren ist Jasper in Rumänien, aber er hat schon in vielen Ländern gelebt. Hinter getönten Gläsern schimmern eng zusammenstehende Augen, dunkel sind sie, fast schwarz.

Einmal habe ich ihn gefragt, woher er komme. »Nenn mich einfach Nomade«, sagte er da und bleckte die Zähne. Mal ganz ehrlich, der Typ macht mir Angst.

Mein Glas Milch war leer und Jasper hatte das Wort »Premierminister« in den Bart gemurmelt – höchste Zeit, sich zu verdünnisieren. Sobald die Regierung ins Spiel kommt, geht es mit dem Gespräch meist nicht aufwärts, das ist jedenfalls meine Erfahrung.

»Ich gehe nach draußen«, sagte ich. Daraufhin erntete ich ein Grunzen, was ich als Zustimmung von Jasper wertete.

Der 1000-jährige Junge

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