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ALFIE 20. Kapitel

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Der letzte Freund, den ich hatte, hieß Jack McGonagal. Und mit Jack hat sich alles verändert.

An 1934 könnt ihr euch bestimmt nicht erinnern. Mir gefiel es. Wir hatten weder Kühlschrank noch Telefon, aber so ging es den meisten Leuten damals. Fernsehen und Computer waren gerade mal erfunden, aber es sollte noch mindestens sechzig Jahre dauern, bis alle Welt das Internet nutzte, E-Mails schrieb und alle alles voneinander wussten. Was natürlich nicht besonders günstig ist, wenn man ein Geheimnis bewahren will.

Zu der Zeit lebten Mam und ich schon seit fast achtzig Jahren im Eichenhaus. Mam hatte es 1856 für 300 Pfund in bar gekauft. Damals ging das. Es war legal und Mam und ich hatten genügend Geld.

Auf jeden Fall lag das Haus abgeschieden, was für uns ideal war. Zu der Zeit gab es weit und breit keine anderen Siedlungen. Auf dem Stück Land neben dem Haus bauten wir Obst und Gemüse an. Wir hatten eine Ziege namens Amy und Hühner. (Den Hühnern gaben wir keine Namen, weil wir sie mitunter aßen.)

Biffa liebte das Haus. Vor uns hatte es eine Weile leer gestanden und es gab eine Menge Mäuse. Sie fing sie innerhalb weniger Wochen.

Wir lasen viel, und seit der Erfindung des Radios hörten wir auch Radio oder Hörfunk, wie wir es nannten.

Ein- oder zweimal die Woche fuhr Mam auf unserem alten, klapprigen Rad nach Whitley Bay, manchmal fuhr auch ich, um Lebensmittel zu kaufen. Um die Schule machte ich immer einen großen Bogen, damit ja niemand dachte, ich schwänzte.

Es gab einen Lebensmittelladen in Eastbourne Gardens, der Mr und Mrs McGonagal gehörte. Mr McGonagal war hochgewachsen und dünn, hatte große rote Ohren und scharfe Augen; Mrs McGonagal war klein und pummelig. Sie hatten einen Sohn in meinem Alter, der Jack hieß und hinterm Tresen aushalf.

Jack und ich grüßten uns irgendwann, und einmal half er mir, die Kette wieder aufs Rad zu ziehen. Als Dankeschön ließ ich ihn mal mit dem Rad fahren. Da sagte er: »Wo wohnst du eigentlich?«

»Hexham«, log ich. Ich wusste, was ich zu sagen hatte. »Ich bin nur zu Besuch bei meiner Tante.«

Mit der Geschichte kamen wir gut durch, falls jemand mal fragte, was selten vorkam, denn wir sprachen kaum mit Leuten. Hexham liegt etwa vierzig Kilometer entfernt, nicht zu weit, aber auch nicht so nah, dass es zu vertraut war.

»Wo gehst du denn zur Schule?«, fragte Jack. Es war vier Uhr nachmittags in der Schulzeit.

»In Hexham«, sagte ich. »Unsere Schulen haben heute geschlossen. Ist ein regionaler Feiertag.«

»Mensch, was für ’n Glück!«, sagte Jack.

Und weiter fragte er nicht nach. Ich mochte Jack. Ich nahm ihn hinten auf dem Gepäckträger mit bis zum Park beim Strand, wo wir mit Steinen auf eine Dose warfen. Jack konnte auf den Händen laufen, und als er versuchte, es mir beizubringen, lachten wir uns halbtot. Wir hatten eine Menge Spaß.

Es war schon eine Weile her, seit ich einen Freund gehabt hatte, und auch Jack wirkte etwas einsam. Als es langsam dunkel wurde und ich ja noch ohne Licht nach Hause radeln musste (und womöglich vom Schutzmann angehalten werden würde, der mich nach Hause bringen und unangenehme Fragen stellen könnte), sagte ich zu Jack: »Samstag bin ich wieder hier. Wollen wir uns treffen?«

Und das taten wir auch. Im Musikpavillon spielte eine Blaskapelle und wir aßen Pommes (die ich bezahlte), schauten auf die große weiße Kuppel von Spanish City, der Spielhalle, und Jack berichtete von seinem Vater, der mal einen Elch in Kanada geschossen hatte …

Warum erzähle ich euch das alles?

Damit ihr versteht, wie verletzt ich war, als mein neuer Freund Jack, der witzige, dürre Jack mit seinen knochigen Knien und viel zu weiten Shorts, mir in den Rücken fiel. Obwohl es eigentlich gar nicht seine Schuld war. Jedenfalls nicht nur.

Der 1000-jährige Junge

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