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9.

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Hasard hatte es nicht anders erwartet. Die Männer grinsten ihn verwegen an. Der Plan, den er vor ihnen ausgebreitet hatte, fand ihre volle Zustimmung. Nur Ben Brighton stand mit ernstem Gesicht etwas abseits und murmelte irgendwas von gegrilltem Hackfleisch.

Sie hatten Gary Andrews an Deck geholt. Er wollte unbedingt mit von der Partie sein, aber als er mit Gewalt aufstand, war sein Brustverband nach ein paar Minuten rot von Blut. Hasard kommandierte den Kutscher ab. Er sollte sich um Andrews kümmern.

Ferris Tucker und Batuti hatten ihre besonderen Aufgaben erhalten, Stenmark sollte in einem Dingi bei den beiden Galeonen bleiben, bis der Schiffszimmermann und der schwarze Herkules ihre Aufgaben erfüllt hatten.

„Männer“, sagte Hasard leise. „Es kommt auf die richtige Zeitabstimmung an. Wenn nur einer von uns zu früh oder zu spät handelt, geht unser Plan in die Hose. Dann treten wir allesamt die Reise nach Valladolid an.“

Sie nickten. Sie wußten, was auf dem Spiel stand, doch der Lohn, der ihnen winkte, schien ihnen das Risiko, das sie eingingen, wert zu sein.

Ferris Tucker schwang sich an Backbord über das Schanzkleid und warf die Schleppleine des Bootes los, mit dem er und seine Männer von der „Santa Barbara“ herübergepullt waren.

Es dauerte nur Minuten, dann tauchte Carter auf, der als Ankerwache auf der „Santa Barbara“ zurückgeblieben war. Tucker hatte ihm ihren Plan in groben Zügen erzählt.

Alle Männer waren bereit. Batuti und Stenmark, der im Dingi bleiben sollte, arbeiteten an der Fockrahe, um das Focksegel der „Barcelona“ vorzuheißen.

Hasrad blickte zur „Isabella von Kastilien“ hinüber, die an ihrer Ankertrosse in der Dünung schwojte. Dan O’Flynn hatte das über zweihundert Tonnen große Schiff, das etwa zwei Kabellängen von ihnen entfernt weiter an Land lag, entdeckt. Die Galeone war nur noch in den Umrissen zu erkennen. Die Wolken, die von Osten heranflogen, bedeckten inzwischen den Himmel. Nur ab und zu riß ein Loch auf. Dann tauchte der voller werdende Mond die Reede von Cadiz mit den unzähligen Schiffen der Silberflotte in ein milchiges Licht.

„In die Boote, Männer“, sagte Hasard, nachdem Dan O’Flynn und Smoky mit dem Capitan aufgetaucht waren.

Jeder wußte, wo sein Platz war. Die Boote lagen bereits längsseits der „Barcelona“. Das eine Boot war mit sieben Mann besetzt, unter ihnen Dan O’Flynn und Lewis Pattern, der dicke Segelmacher. Carter und zwei weitere Männer halfen dem Kutscher, den verwundeten Gary Andrews ins Boot zu schaffen. Kurze Zeit später pullten die Männer los und verschwanden in der Dunkelheit. Sie hatten die Aufgabe, die „Isabella“ zu umrunden und an Steuerbord an Deck zu klettern, wenn die anderen Männer die Galeone an Backbord geentert hatten.

Hasard wartete einen Moment, bis das Boot verschwunden war. Dann gab er seinen Männern das Zeichen. Zu sechst legten sie sich in die Riemen. Hasard selbst pullte mit.

Ben Brighton saß mit Capitan Romero Valdez im Heck des Bootes.

„Nimm ihm die Fesseln und den Knebel ab, Ben“, sagte Hasard leise. „Aber erzähl ihm, daß sein letztes Stündchen geschlagen hat, wenn er anfängt zu schreien.“

Die Männer hörten, wie der Bootsmann auf den spanischen Kapitän einredete. Valdez nickte. Über sein Gesicht liefen dicke Schweißperlen. Er hatte Angst, und Hasard hoffte, daß sie so lange anhalten würde, bis sie die „Isabella“ in ihrer Gewalt hatten.

Sie orientierten sich an den Ankerlaternen der Galeonen. Hasard achtete darauf, daß sie nicht zu dicht an anderen Schiffen vorbeifuhren. Sie hörten laute Stimmen und Gelächter von den Decks. Die Spannung und Anstrengung, die die Männer über zwei Monate hatten ertragen müssen, war wie weggeblasen. Sie waren in Sicherheit. Sie feierten ihre Rückkehr in die Heimat und freuten sich auf den nächsten Tag, an dem sie endlich an Land gehen konnten.

Der Kopf des Capitans ruckte hin und her. Hasard sah, daß der Capitan immer nervöser wurde, je mehr sie sich der „Isabella“ näherten. Wahrscheinlich überlegte er sich, wie er die Engländer überlisten konnte.

„Ben, nimm deine Pistole und halte sie ihm unter die Nase“, sagte Hasard leise. „Ich glaube, der Kerl wittert Morgenluft. Erklär ihm, daß wir nicht spaßen. Wenn er auch nur ein verkehrtes Wort sagt, drückst du ab, klar?“

„Aye, aye“, erwiderte Ben Brighton. Er zog seine Pistole aus dem Gürtel und drückte sie dem Spanier in die Seite. Leise zischte er die Worte, die Valdez seinen Leuten zurufen sollte, wenn sie die „Isabella“ erreicht hatten.

Romero Valdez schluckte ein paarmal. Der Druck der Pistolenmündung hatte ihm den letzten Rest von Mut genommen. Warum sollte er sein Leben riskieren? Welche Chance hatten die Engländer denn, den Kordon der Kriegsschiffe zu durchbrechen? Absolut keine!

Valdez hatte Zeit. Irgendwann am nächsten Tag würde die Bombe platzen. Bis dahin war ihm sicher etwas eingefallen, wie er aus dem Schlamassel herauskommen konnte.

Sie steuerten das Heck der Galeone an. Hasard konnte im schwachen Licht der Ankerlaterne die goldenen Buchstaben unter der Heckgalerie lesen. Es war die „Isabella von Kastilien“.

Nicht weit von ihnen entfernt meinte er einen Schatten zu sehen. Er hörte ein leises Platschen, das entstand, wenn Riemen ins Wasser getaucht wurden.

Das andere Boot war also bereits an seiner Position.

Hasard pullte mit den anderen an der Steuerbordseite des Schiffes entlang. Es war soweit. Ben Brighton stieß die Pistolenmündung in die Seite des Capitans.

Die Stimme von Romero Valdez klang ein wenig heiser. Hasard grinste. Sicher würden die Männer auf der „Isabella“, die Heiserkeit eher auf den Weingenuß als auf die Angst ihres Capitans schieben.

Ben Brighton nickte Hasard zu. Valdez hatte genau die Worte gerufen, die Ben ihm vorgesagt hatte. Der Capitan erzählte seinen Männern, daß er mit seinem alten Freund Juan Descola an Bord kommen wolle, da auf der „Barcelona“ Ebbe in den Fässern sei.

Die Besatzung der „Isabella“ hegte keinen Argwohn. Sofort wurden Fallreeps ausgebracht, und hilfreiche Hände streckten sich den Männern entgegen.

Hasard hatte die Pistole von Ben Brighton übernommen. Er wich nicht von der Seite des Capitans. Selbst als sie über das Schanzkleid kletterten, achtete er darauf, daß die Mündung der Pistole weiterhin in den Leib des Spaniers drückte.

Hasard sah mit einem Blick, daß sich nur vier Mann in der Kuhl aufhielten. Er gab Matt Davies und Blacky mit dem Kopf ein kurzes Zeichen, daß sie das Quarterdeck entern und die sich dort aufhaltenden Dons ausschalten sollten.

In diesem Moment merkten die Spanier, daß etwas faul war. Einer der Dons wollte zur Pistole greifen, die in seinem Gürtel steckte. Seine Hand zuckte zurück, als Jim Maloney ihm sein zweischneidiges Messer an die Kehle hielt.

„Keine Bewegung, hombres!“ sagte Ben Brighton auf spanisch. „Euer Capitan hat als erstes eine Kugel im Bauch, und ihr werdet es auch nicht überleben, wenn sich einer von euch muckst.“

Sie erstarrten. Vom Quarterdeck war ein dumpfer Laut zu hören, dann war es wieder still. Nur die Wellen, die mit entnervender Gleichmäßigkeit gegen die Bordwand klatschten, unterbrachen die Stille.

An Backbord schoben sich Schatten über das Schanzkleid. Sekunden später tauchten Dan O’Flynn und Lewis Pattern hinter den Spaniern auf. Dan hielt eine Enterpike in der rechten Hand. Den Schaft hatte er auf die Hälfte gekürzt, damit er die Pike im Nahkampf besser handhaben konnte.

Die Dons leisteten keinen Widerstand. Sie nahmen sich an ihrem Capitan ein Beispiel. Warum sollten sie tapferer sein als er?

Jim Maloney und Smoky verschwanden im Niedergang, der zu den unteren Decks und den Laderäumen führte. Nach einer Weile tauchte Smoky wieder auf.

„Runter mit den Dons!“ zischte er. „Ich habe den richtigen Platz für sie gefunden!“

Mit den beiden Männern, die sich auf dem Quarterdeck aufgehalten hatten, waren es erst sechs Spanier, die sie hatten ausschalten können. Sie wußten, daß sich noch weitere zweiundvierzig an Bord befanden. So wie es aussah, hatten sie sich gründlich besoffen, nachdem Valdez das Schiff verlassen hatte. Und nun schliefen sie in irgendeiner Ecke der Galeone ihren Rausch aus.

Der Kutscher brachte Gary Andrews unter die Back, wo sich die Kombüse befand. Alle anderen Männer gingen auf Suche nach den restlichen Dons. Ab und zu waren klatschende Schläge zu hören. Einmal schrie ein Mann, aber Hasard war sicher, daß sich niemand von den anderen Schiffen, die in der Nähe vor Anker lagen, um die Geräusche kümmern würde. Sie hatten wahrscheinlich alle mit ihrem eigenen Rausch genug zu tun.

Es dauerte fast eine Stunde, bis sie siebenundvierzig Dons unter Deck eingesperrt hatten. Den letzten konnten sie nicht finden. Hasard blies die Suche nach einer Weile ab. Vielleicht war der Mann abgehauen, um schon heute abend an Land zu sein, oder aber der Capitan wußte nicht einmal, wie viele Männer er genau an Bord hatte.

Auf jeden Fall konnte ihnen dieser eine Spanier nicht mehr gefährlich werden.

Hasard ließ den Kutscher rufen und drückte ihm eine Pistole in die Hand.

„Du bewachst die Luke des Laderaums, in dem die Dons hocken“, sagte er. „Schieß jedem den Kopf ab, der sich hervorwagt.“

Der Kutscher blickte auf die Pistole in seiner Hand.

„Und wenn zwei auf einmal auftauchen?“ fragte er.

Hasard schob ihn zum Niedergang.

„Dann laß dir was einfallen“, sagte er. „Wenn wir den Schuß hören, helfen wir dir schon.“

Der Kutscher zog ab. Die anderen Männer hatten inzwischen ihre Stationen eingenommen. Noch hatten sie eine halbe Stunde Zeit. Die Segel wurden vorgeheißt. Hasard inspizierte die „Isabella“. Die Galeone hatte je sechs Kanonen an der Backbord- und der Steuerbordseite, zwei Drehbassen auf der Back und ebenso auf dem Achterdeck. Am liebsten hätte Hasard die Kanonen noch laden lassen, damit sie zurückschlagen konnten, wenn ihre Flucht mißlang. Aber Viel genutzt hätte es sicher nicht. Außerdem hatte er viel zu wenige Leute, um gleichzeitig die Segel und die Kanonen bedienen zu lassen.

Capitan Romaro Valdez wurde in eine kleine Kammer neben der Kapitänskammer eingesperrt. Hasard ließ ihn wieder fesseln und knebeln, damit er ihre Flucht nicht doch noch im letzten Augenblick sabotierte.

Dann war es soweit. Hasard ließ die verabredeten Blinksignale hinüber zu den beiden Galeonen geben, auf denen Batuti und Ferris Tucker warteten. Nur Sekunden später gaben die beiden ihr „Verstanden!“ zurück.

„Setzt die Segel!“ rief Hasard leise. „Es geht los, Männer! Jetzt oder nie! Ich erwarte von jedem, daß er sein Bestes gibt!“

„Aye, aye, Sir!“ Die Antwort schien aus sämtlichen Ecken des Schiffes zu tönen.

Hasards Augen glänzten. Er wußte, daß sie es schaffen würden. Mit diesen Männern mußte es einfach klappen. Selbst der alte John Killigrew wäre auf diese Crew stolz gewesen.

Der Wind begann leise in der Takelage zu singen. Die herabfallenden Segel blähten sich sofort im steifen Ostwind. Vorn am Bug klang das Schlagen eines Beiles. Blacky kappte die Ankertrosse.

Seewölfe Paket 1

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