Читать книгу Seewölfe Paket 4 - Roy Palmer - Страница 25

2.

Оглавление

Während Big Old Shane und die anderen mit diesen dringenden praktischen Problemen beschäftigt waren und alle Hände voll zu tun hatten, brütete Siri-Tong in der Kapitänskammer über etwas ganz anderem. Sie wußte, daß das falsch und ungerecht war. Sie hätte bei der Untersuchung ihres Schiffes mit dabeisein müssen, um sich über den Stand der Dinge zu vergewissern – aber sie konnte es nicht.

Sie war verärgert.

Der Seewolf hätte ihr gleichgültig sein sollen. Sie hätte darauf pfeifen sollen, ob er ihr nun einen Besuch abstattete oder nicht. Wenn sie es sich recht überlegte, wäre es das Vernünftigste gewesen. Welches Recht hatte sie denn, irgendwelche Gunstbezeugungen von ihm zu erwarten? Keines. Sie hatte erfahren, daß er verheiratet war und zwei Kinder hatte. Und er schien ein Mann mit strengem Moralkodex zu sein.

Trotzdem. Sie beobachtete ihn. Sie hatte sich dabei ertappt, von ihm geträumt zu haben. Sie geriet mehr und mehr in seinen Bann. Und diese widersprüchliche Situation stimmte sie wütend.

Es war richtig, wenn er Distanz hielt. Dennoch war sie darüber aufgebracht. Was konnte sie tun, um auf andere Gedanken zu kommen?

Sie beschloß, einen Teil der Insel zu erkunden, den sie bisher nicht betreten hatte. Bei dieser Gelegenheit wollte sie ein Bad nehmen. Sie begab sich wieder auf Deck. Sämtliche Männer, ihre und die des Seewolfs, befanden sich noch in den Frachträumen. Siri-Tong nutzte die Gelegenheit, sich ungesehen abzusetzen. Es interessierte sie nicht, was mit ihrem Schiff war und was damit geschah, in ihrem derzeitigen Gemütszustand war ihr alles so verdammt egal. Sollte der Zweimaster absaufen! Sollten die zwölf wüsten Kerle, die sich großspurig als Mannschaft bezeichneten, doch zum Teufel gehen!

Siri-Tong fierte das kleine Beiboot ab, stieg hinein und pullte davon. Ihr Schiff ankerte näher an der tückischen Unterwasserbarriere als die stolze Dreimast-Galeone des Seewolfs. Binnen kurzem hatte sie sie erreicht und setzte ohne Behinderung darüber hinweg. Für das Boot mit seinem geringen Tiefgang waren die Riffs kein Hindernis. Es glitt also durch die schmale Passage.

Siri-Tong blickte zu den Felsen auf. Sie mußte dazu den Kopf in den Nacken legen. Oben stieß das Lava-Gestein fast zusammen, so daß es eine Art Tor bildete. Ein Tor zum Paradies, in dem ihr nur noch ein Mann wie dieser Seewolf zum vollendeten Glück fehlte.

Warum verlegte sie sich nur darauf! Sie verdrängte den Gedanken an ihn, ruderte trotzig und rundete die Schlangen-Insel ein Stück. Nach knapp einer Viertelstunde hatte sie den Platz erreicht, der sie interessierte. Hier waren die Felsen stark abgeflacht und öffneten sich zu einer kleinen, lagunenartigen Bucht.

Siri-Tong ruderte hinein. Nie und nimmer hätte hier ein größeres Schiff Einlaß gefunden, schon eine Schaluppe wäre aufgelaufen. Das Boot indessen schob sich in die winzige Bucht.

Während sie pullte, blickte Siri-Tong aufmerksam in das klare Wasser. Sie hielt nach jenen vertrackten Schatten Ausschau, die sie zu fürchten gelernt hatte. Hier gab es Kraken, und hätte Hasard sie nicht vor so einem hinterhältigen Kalmar gerettet, befände sie sich nicht mehr im Diesseits.

Vielleicht war es auch das, was sie mehr und mehr an ihn und seine faszinierende Persönlichkeit band. Er hatte ihr das Leben gerettet. Aber sie fühlte sich nicht aus Dankbarkeit in seinen Bann geschlagen. Da war mehr.

Sie vertäute das Boot an einem Felsen. Verdächtige Schatten, die pfeilschnell unter Wasser dahinschossen, hatte sie nicht entdeckt. Möglicherweise existierten an dieser Stelle der Insel keine Krakenhöhlen. Dennoch beschloß sie, vorsichtig zu sein und nicht tief zu tauchen.

Sie knöpfte ihre Bluse ganz auf, streifte sie ab und legte sie ins Boot unter eine Ducht. Sie entledigte sich auch ihres Degens, ihrer Hosen und ihrer Stiefel.

Nackt stand sie für eine Weile in dem leicht schwankenden Boot. Die Mittagssonne stach auf sie nieder und übergoß ihre venushaften Formen mit Glanz. Siri-Tong warf den Kopf in den Nacken. Ihre schwarzen Haare flogen über die Schultern nach hinten zurück.

Sie kletterten aufs Dollbord. Das Boot neigte sich. Sie kippte mit gestreckten Armen vornüber, stieß elegant in die Fluten und schwamm mit ausholenden Zügen mehrere Yards weit dicht unter der Wasseroberfläche dahin.

Sie tauchte wieder auf, schöpfte Luft und genoß die erfrischende Kühle des Seewassers. Die winzige Bucht schien wie geschaffen für dieses einsame Bad zu sein.

Hasard war es nicht entgangen, wie Siri-Tong sich entfernt hatte. Er blickte ihr von der Five-Rail des Achterkastells aus nach und schüttelte den Kopf. Was hatte sie dort draußen, jenseits der Passage, zu suchen? Mußte ihr Platz nicht an Bord des Zweimasters sein, jetzt, da die Lecks ausgebessert wurden?

Aber sie hatte nun mal ihre impulsive Art, ausgefallene Entscheidungen zu treffen. Hasard konnte sich vorstellen, daß sie wütend auf ihn war, weil er Shane und die anderen nicht nach drüben begleitet hatte. Aber er war absichtlich auf der „Isabella“ geblieben. Falls Siri-Tong ihn wirklich mochte oder sogar in ihn verschossen war, mußte sie irgendwie damit fertig werden.

Er konnte und wollte sich nicht provozieren lassen. Ganz abgesehen einmal von Gwen und den Kindern oder den beiden O’Flynns – auch die Crew würde das nicht billigen.

Da waren also ein paar Riegel vorgeschoben, die Hasard respektierte und aus seinem absoluten Treueverhältnis zu Gwen auch für richtig hielt.

Hasards Gestalt straffte sich plötzlich. Aus schmalen Augen verfolgte er, wie ein Mann geduckt über das Oberdeck des Zweimasters lief, übers Schanzkleid jumpte und ins Wasser sprang.

Die Sicht auf den Mann war jetzt verdeckt, aber dann schwamm er hinter dem Heck des Piratenschiffes hervor und hielt in hastigen Zügen auf das Ufer zu. Hasard hatte ihn erkannt. Es war der gorillahafte Typ, den sie den Schlächter nannten.

Außer ihm hatte sich niemand über das Deck des Zweimast-Seglers bewegt. Shane und alle anderen befanden sich im Schiffsbauch, um etwaige Lecks auszubessern, wie Hasard sich vorstellen konnte. Das Verschwinden des Schlächters war offensichtlich also drüben nicht bemerkt worden.

Der Seewolf blickte zur Kuhl der „Isabella“. Old O’Flynn war verschwunden. Ferris und Will hatten ihn mitgenommen, um ihm im Vorschiff das neue Holzbein anzupassen. Ferris hatte dort seine Werkstatt untergebracht, und die nötigen Feinarbeiten mußten dort vorgenommen werden. Ben Brighton, Hasards erster Offizier, hatte sich zur Ruhe begeben, einige andere bereiteten sich auf den Landgang vor, den Hasard ihnen gestattet hatte, aber niemand schien das Unternehmen des Schlächters zu verfolgen?

Niemand? Aus dem Großmars ertönte ein Laut. Hasard blickte hoch. Dan gab ihm ein Zeichen. Hasard nickte, schaute wieder in Richtung Ufer und sah, wie der hünenhafte Pirat jetzt bereits in die Felsen stieg und verschwand.

Sich darauf einen Reim zu bilden, bedurfte keines Scharfsinns. Hasard konnte sich ausmalen, wie der Kerl auf dem Landweg Siri-Tong verfolgte, während sie mit ihrem Boot an der Inselküste entlangpullte.

Er handelte, ohne zu zögern.

Er hastete den Niedergang zur Kuhl hinunter, lief bis zum Vordeck und lugte durch das halb offenstehende Kombüsenschott. Der Kutscher, der den Landgänger-Trupp anführen sollte, stellte gerade seine Holzkübel und Pützen zurecht. Auch die „Isabella“ mußte ihre Trinkwasservorräte erneuern, und sie wußten ja jetzt, wo sich die Quelle befand.

„Kutscher“, sagte Hasard. „Ich brauche das zweite Beiboot. Wenn Shane und die anderen zurückkehren, um Ferris und Will abzuholen, sagt ihr ihnen, daß sie euch ihr Boot zur Verfügung stellen sollen, klar?“

„Klar, Sir. Was ist denn los?“ Der Kutscher machte große Augen.

„Ich muß mal kurz einen Ausflug unternehmen.“

„Brauchst du Hilfe?“

„Danke, nein. Bis später.

Knapp eine Minute darauf pullte Hasard von der Galeone fort und hielt auf die Passage zu. Dan stieß einen Pfiff aus. Er bedeutete ihm durch Gebärden, daß der Schlächter sich landeinwärts gewandt hatte. Dan mochte unter anderen Voraussetzungen Einwände dagegen haben, daß sein Kapitän und Schwager der Roten Korsarin nachstellte, jetzt aber spürte auch er, daß sich etwas anbahnte, das er nicht billigen durfte. Und Hasard war derjenige, der die Entwicklung der Dinge von Beginn an verfolgt hatte. Er und kein anderer mußte da eingreifen, wenn es notwendig war.

Hasard befand sich neben der Backbordwand des Zweimasters, als oben über dem Schanzkleid das Gesicht von Matt Davis erschien.

„Wahrschau!“ rief er. „Hölle und Teufel, hast du den Schlächter gesehen, Hasard?“

„Ja. Er ist an Land geschwommen.“

Matt spuckte wütend aus. „Stiften gegangen, wolltest du wohl sagen. Dieser Lumpenhund! Die Rote Korsarin hat extra den Befehl gegeben, daß jeder Mann an Bord dieses idiotischen Waschzubers mit zupackt, wenn wir die Lecks dichten. Und jetzt hat sich das Schwein verholt. Shane hat gesagt, ich sollte das Siri-Tong melden, aber die ist auch weg.“

„Von Borddisziplin keine Rede, was, Matt?“

„Was sagst du?“

„Das ist ein Sauhaufen“, gab Hasard grinsend zurück.

„Kannst du wohl sagen. Was sollen wir tun?“

„Weitermachen, Matt. Ich kümmre mich um den Schlächter.“

„Aye, aye, Sir.“

Hasard bugsierte sein Boot sicher über die Unterwasserbarriere und steuerte auf die offene See hinaus. Die Brisen, die in fast regelmäßigen Abständen aus Nordosten bliesen, kräuselten die Wasserfläche. Hasard ruderte nach Westen. Er glaubte gesehen zu haben, wie sich die Rote Korsarin dorthin gewandt hatte, aber er war sich nicht ganz sicher.

Hatte sie die entgegengesetzte Richtung gewählt, dann würde er auf das, was sich hier anbahnte, keinen Einfluß mehr haben.

Der Schlächter beglückwünschte sich zu dieser Fügung des Schicksals. Er hatte sich im Frachtraum des Zweimasters einfach von den hart arbeitenden Männern abgesondert, weil er keine Lust gehabt hatte, den Seewölfen zur Hand zu gehen. Diese eingebildeten Burschen! Er konnte sie auf den Tod nicht leiden. Was er tat, war seinen eigenen Kumpanen gegenüber zwar höchst unkameradschaftlich, aber das scherte ihn einen Dreck.

Er hatte sich also aufs Oberdeck geschlichen und noch überlegt, wohin er sich am besten verkriechen konnte, um in Ruhe zu dösen, da hatte er gesehen, wie Siri-Tong mit dem Boot durch die Felsenpassage der Bucht verschwunden war.

Sofort war er ihr nachgehetzt. Daß er auf die offene See hinausschwamm, war absurd. Erstens hätte Siri-Tong ihn gleich entdeckt, zweitens hätte sie ihn mühelos abhängen können, drittens war er kein so guter Schwimmer.

Der Weg durch das Felsland der Insel öffnete sich vor ihm, und er sah jetzt wieder das Boot, wie es sich durch die Einfahrt einer winzigen Bucht stahl. Der Schlächter lachte kehlig. Er hatte also richtig gehandelt! Endlich konnte er Siri-Tong einmal begegnen, ohne daß die anderen dabei waren oder ihn jemand störte.

Er hatte sie schon immer mit lüsternen Augen betrachtet. Es machte ihn ganz verrückt, wenn sie so aufreizend über Deck stolzierte und ihre Befehle erteilte. Er starrte auf ihre stolz geschwellten Brüste, auf ihre Hüften und auf ihr Hinterteil, wenn sie es nicht bemerkte. Nie hatte er es sich erlaubt, sie offen und unverhohlen zu begaffen, obwohl er sich manchmal am liebsten auf sie gestürzt und wild vor den Kumpanen genommen hätte. Aber die Angst vor ihrem Degen hatte ihn zurückgehalten.

Sie konnte hervorragend damit umgehen. Sie hätte ihm den Leib aufgeschlitzt, bevor er nach ihr hätte greifen können. Und freiwillig hätte sie sich ja nie mit ihm eingelassen.

Der Schlächter war ein urprimitiver Kerl. Sein Hirn gab ihm ein, daß nur eine Art zum gewünschten Erfolg führen würde. Er mußte Siri-Tong überraschen, und dann konnte er sich endlich nehmen, wonach es ihn schon so lange gelüstet hatte.

Er hastete durch flaches Dornengestrüpp zu der kleinen Bucht hinunter. Stacheln ritzten seine Haut, einmal trat er mit dem nackten Fuß auf einen spitzen Stein, aber das alles kümmerte ihn nicht. Nichts konnte ihn aufhalten.

Er stapfte über Geröll, schob sich durch Breschen im Gestein und geriet dicht ans Ufer. Klobige Steinquadern versperrten noch den Weg zum schmalen Strand, aber auch die würden kein Hindernis für ihn sein. Er blieb stehen und verfolgte mit stierem Blick, wie die schöne Frau sich entkleidete und ins Wasser sprang. Dabei sah er die lange Narbe, die sich unter ihren Brüsten quer über ihren Leib zog.

Der Schlächter sah sie zum erstenmal nackt. Noch keiner an Bord des Zweimasters hatte das erleben dürfen. Nein, sie hielt sie ja alle auf Distanz und ließ sich tatsächlich mit keinem von ihnen ein. Sie waren ja der letzte Dreck, er und seine Kumpane. Da mußte schon ein Kerl wie der Seewolf auftauchen, um ihre Meinung zu ändern.

Siri-Tong, dachte der Schlächter, jetzt werde ich dir mal zeigen, was für Qualitäten in mir stecken.

Er grinste. Sein brutales Gesicht nahm einen diabolischen Ausdruck an. Er riß sich Hemd und Hose vom Leib. Er war ein grobschlächtiger, stumpfsinniger Mann mit stark behaartem Leib. Sein eines Ohr war nur noch halb und ausgefranst, und er trug eine große Narbe am Hals. Sein gesamter Oberkörper war mit Messerstichen übersät. Es waren die Relikte erbarmungsloser Kämpfe. Der Schlächter hatte seinen Namen nicht umsonst erhalten. Er tötete gnadenlos, wenn er ein Ziel vor Augen hatte. Er konnte unglaublich blutrünstig sein.

Siri-Tong schwamm auf dem Rükken, als sie den bulligen Mann hinter den Felsenquadern hervorstürmen sah. Er sah wirklich aus wie ein Gorilla, wie er da über den Strand rannte und auf den Platz zuhielt, an dem sie das Boot vertäut hatte.

Sein kleiderloser Zustand ließ keine Fehldeutung zu. Er war erschienen, um sie zu bezwingen und zu erniedrigen – wie Caligu.

Siri-Tong erschrak zutiefst. Gleichzeitig stieg unbändiger Haß gegen den Schlächter in ihr auf. Einer aus ihrer Crew – ausgerechnet! Was bildete der sich eigentlich ein?

Sie drehte sich und hielt in normaler Brustlage auf ihr Boot zu. Der Schlächter war schneller. Er gelangte als erster hin, stieg hinein und bückte sich nach etwas. Er richtete sich wieder auf und hielt grinsend ihre Bluse hoch, einen weißen Fetzen, der wie ein lächerlicher Wimpel in der Brise flatterte.

„Hol sie dir – Madame!“ rief er höhnisch aus.

Siri-Tongs Gesicht färbte sich rot. Vor Wut. „Schlächter, laß den Quatsch. Leg die Bluse wieder hin und hau ab. Das ist ein Befehl.“

Der Kerl lachte auf. Er schleuderte das Fetzchen von sich. Es landete im Wasser. Er las auch Siri-Tongs Hose auf und warf sie hinterher. Dann stemmte er die Fäuste in die Seiten und blickte sie triumphierend an. Er trug nur noch sein speckiges Kopftuch, und Siri-Tong sah deutlich, wie bereit er war.

Es war ungeheuerlich. Bedingungslos hatten sie ihr bisher gehorcht, diese zwölf Bastarde – und jetzt dies! Siri-Tong wußte, daß sie die Partie gewinnen mußte. Sie mußte ihm zeigen, welche Autorität in ihr steckte. Es war die unabdingbare Stärke, die die Position eines Piratenführers erforderte.

Sie verhielt und trat Wasser. „Schlächter, zum letztenmal. Verschwinde. Zeig die Hacken. Wirble Staub auf. Du weißt, was dir blüht, wenn du das nicht läßt.“ Ihre Stimme klang kalt und schneidend.

Wieder lachte der Schlächter. „Madame, mich legst du nicht ’rein. Schrei doch. Dich hört ja doch keiner. Wir sind zu weit von den Schiffen entfernt. Dir hilft keiner.“

„Ich kann mir auch allein helfen. Du Dreckskerl, pack dich und laß dich hier nicht wieder sehen.“

Er nahm ihren Degen und schleuderte ihn hinter sich. Die Waffe landete klirrend zwischen den Felsen. „Dein Degen – damit bist du doch stark, oder? Hol ihn dir. Na los, komm und hol ihn dir.“

„Dich lasse ich kielholen.“

„Du gehörst mir, Siri-Tong.“

„Ich lasse dich auspeitschen, an der Rahnock aufhängen und den Haien zum Fraß vorwerfen!“ schrie sie ihn an.

Er stapfte im Boot nach vorn. Es schwankte bedenklich, kenterte aber nicht. Der Schlächter sprang vom Bug ins Wasser und steuerte genau auf die Rote Korsarin zu.

Siri-Tong fühlte, wie sich eine eisige Klammer um ihren Hals legte. Ihr war, als würde ihr die Luft abgeschnürt. Sie wußte, was das war – Panik.

Sie bezwang sich und tauchte, bevor er sie erreichte. Ihr Plan war, unter ihm hindurchzustoßen und zum Boot zu schwimmen. Der Schlächter vereitelte es. Er ließ sich ebenfalls sinken. Unter Wasser prallte er fast mit ihr zusammen.

Seine riesigen Hände packten ihre Hüften. Siri-Tong zappelte, wand sich wie ein Fisch und trat mit den Füßen nach ihm. Sie entschlüpfte seinem Griff, geriet mit dem Auftrieb nach oben und schöpfte Luft. Verzweifelt schwamm sie in der anderen Richtung auf den Strand zu. Sie war eine hervorragende Schwimmerin und hatte sogar den Seewolf übertrumpft, sie mußte es schaffen.

Auf dem Landweg würde sie zu den Schiffen zurückkehren und ihre Crew auf den Schlächter hetzen.

Es kam anders.

Mit zwei, drei Zügen stieß er ihr nach und erwischte ihren Fußknöchel. Grölend riß er sie zu sich heran. Sie rammte ihm ein Knie gegen die Lenden, aber er lachte wieder nur. Sie trachtete ihn in der empfindlichsten Körperpartie zu treffen, aber er verteidigte sich geschickt.

Sie tauchten unter und wieder auf, und er stieß keuchend hervor: „Du bist mein, du gehörst mir, du Luder.“

„Verrecke!“ schrie sie zurück.

Mit dem Degen war sie eine exzellente Kämpferin, aber der Degen war weit außerhalb ihrer Reichweite. Im Nahkampf kannte sie einige Tricks, aber was letztlich zählte, war die körperliche Überlegenheit des wilden Kerls.

Siri-Tong schluchzte und jammerte, aber es nutzte ihr nichts. Er hielt sie in erbarmungslosem Griff. So verbissen sie sich auch wehrte, sie konnte es nicht mehr verhindern.

Der Schlächter war so gierig und erregt, daß er nicht das Boot bemerkte, das sich fast geräuschlos in die Einfahrt schob.

Hasard holte ziemlich gelassen die Riemen ein, erhob sich von der Ducht und hechtete aus dem auslaufenden Boot ins Wasser. Schon aus einiger Entfernung hatte er gesehen, was sich hier abspielte. Er hatte sich der meisten Kleider entledigt und trug nur noch eine kurze Hose.

Pfeilgerade schoß er auf die im Wasser Ringenden zu.

Seewölfe Paket 4

Подняться наверх