Читать книгу Seewölfe Paket 4 - Roy Palmer - Страница 41
7.
Оглавление„Ganz still bleiben“, raunte der Javaner dem unrasierten Piraten zu. „Da kommen zwei Leute!“
Er hatte Augen und Ohren wie ein Luchs, und er hatte den Schatten des Affen gesehen und gleich darauf den undeutlichen Umriß eines Mannes.
„Bleib hier“, flüsterte er, „ich sage den anderen Bescheid.“
Wie eine Schlange kroch er über den Boden, bis er den Eingang des Stollens erreichte. Rasch wand er sich hindurch und ging erst dann aufrecht, als er die ersten Yards hinter sich hatte.
Im Stollen stieß er auf Mansur, der schwitzend ein paar Barren nach draußen schleppen wollte.
„Keinen Ton“, hauchte der Javaner. „Löscht die Fackel, da draußen schleichen sich zwei Kerle an. Das können nur Seewölfe sein, von uns ist es niemand.“
Mansur erschrak und zuckte heftig zusammen. Vorsichtig legte er die Barren auf den Boden und schlich zurück. Gleich darauf übermittelte er die Botschaft an Ravella weiter.
„Verdammt“, knurrte der Spanier. „Die haben das Poltern gehört, die Halunken, und sehen jetzt nach, was los ist. Diese hohlen Scheißfelsen leiten jedes Geräusch weiter.“
„Lösch die Fackel“, drängte Mansur, „sonst sehen sie das Licht.“
Sie hatten schon einen ganz beträchtlichen Teil der Beute umgeladen und die Klippen hinuntergeworfen. Dort unten schleppten Muddi und der andere Kerl Barren um Barren an Bord, keuchten, schwitzten und fluchten leise von der Anstrengung. Ein oder zwei Barren waren verloren gegangen, alles andere war heil unten angelangt.
Und jetzt erschienen die Seewölfe.
Ravella löschte die Fackel, zückte sein Messer und zog Sidi zu sich heran. Ganz dicht an seinem Ohr hauchte er: „Wir lassen sie herein, und dann schlagen wir ihnen einen Goldbarren über die Schädel. Danach rücken wir ab und verschwinden mit dem Segler. Wir haben genug beisammen.“
„Und die anderen beiden?“
„Legen wir anschließend um, dann sind wir sie los.“
„Eine feine Idee“, lobte Sidi, der vom Teilen mit anderen auch nicht viel hielt. „Muddi könnten wir vielleicht auch …“
Er vollführte eine vage Handbewegung, die Ravella aber wegen der Dunkelheit nicht sah.
„Klar, Muddi lassen wir abspringen. Still jetzt, ich glaube, da nähert sich jemand. Paß auf!“
Dan schlich sich übervorsichtig in den Stollen. Er war kaum drin, als er auch schon den Geruch wahrnahm, den eine brennende Fackel verursachte. Der Geruch war unverkennbar.
Eng an die nackte Felswand gepreßt, blieb er stehen. Sehen konnte er nichts, hier im Stollen herrschte absolute Finsternis.
Aber er spürte es, daß da Leute waren. Er lauschte auf Atemzüge, doch er vernahm keine.
Behutsam ging er weiter, darauf bedacht, nur kein Geräusch zu verursachen.
Draußen hatte das Poltern aufgehört. In Dan keimte der verrückte Gedanke, die Piraten würden das Gold aus dem Stollen holen und es voller Haß und Wut einfach ins Wasser schmeißen. Ein verrückter Gedanke, gewiß, aber die Kerle waren in ihrer Rachsucht zu allem fähig, und er traute es ihnen ohne weiteres zu. Daß sich dadurch natürlich auch ihr Anteil schmälerte, schien ihnen gleichgültig zu sein.
Arwenack, der dicht bei ihm war, verhielt sich ebenfalls mucksmäuschenstill. Er hatte von seinen zweibeinigen Freunden schon eine ganze Menge gelernt.
Immer weiter schob sich Dan dem Schlangentempel entgegen. Neben ihm stieß Arwenack zischend die Luft aus. Das warnte O’Flynn, aber um eine Sekunde zu spät.
Sein Gegner hatte ihn eher wahrgenommen, weil er das Restlicht vom Dunkel ins Helle ausnutzen konnte.
Dan konnte einen einzigen Schlag anbringen, dann krachte etwas gegen seinen Schädel, und er ging benommen zu Boden. Ein zweiter Schlag gegen seinen Hals ließ ihn kurz zusammenzucken. Er kriegte keine Luft mehr, alles war wie abgeschnitten. Er fiel in ein dunkel gähnendes Loch, das kein Ende nahm.
Gleich darauf wurde eine Fackel entzündet, aber davon spürte Dan nichts mehr.
„Den haben wir“, sagte Ravella zufrieden, „jetzt den anderen, der wird auch gleich hier …“
Er schrie laut auf, als der Schimpanse ihn ansprang, ihm die Fackel entriß und damit nach seinem Gesicht schlug. Ein Funkenregen stob dem Piraten über die Augen. Fluchend und schreiend versuchte er, sich von dem zottigen Ungeheuer zu befreien, das mit unvorstellbarer Wut auf ihn eindrang.
Ravella verlor den Halt, die Fackel rollte auf den Boden und in dem Moment fuhren Arwenacks Hände in sein Gesicht. Der Affe hatte plötzlich den schimmernden Diamanten in der Hand.
„Schlag doch das verdammte Vieh tot!“ brüllte Ravella. „Stech es ab, Mensch, das Mistvieh beißt mich.“
Sidi hatte längst sein Messer in der Faust. Er sprang vor und wollte nach dem Affen stechen, aber der fuhr blitzschnell herum, bleckte sein scharfes Gebiß und sprang den Piraten aus dem Stand an. Noch bevor Mansur richtig die Lage erfaßte, spürte er scharfe Zähne in seinem Hals, fühlte, wie sie sich in sein Fleisch gruben und fest zubissen.
Er schrie wie ein Irrer, hüpfte hin und her, versuchte den tobsüchtigen Affen abzuschütteln, doch der ließ nicht mehr los. In der einen Hand hatte er das Diamant-Auge, in der anderen Sidis Messer, das er ihm einfach aus den Fäusten gerissen hatte.
Sidi ließ sich fallen, erst auf den Bauch, dann auf sein Hinterteil auf dem er ohnehin nicht sitzen konnte. Er versuchte immer wieder, den wilden Affen abzuschütteln, doch der schien jetzt regelrecht Amok zu laufen.
Ravella näherte sich, und dann stürmten Rahim Baa und der Unrasierte in die Grotte.
Das war selbst für den kampferprobten Arwenack zuviel. Laut kekkernd und zeternd lief er auf die Männer zu, die ängstlich zur Seite spritzten. In der einen Hand das Diamant-Auge, in der anderen das Messer, so flitzte er wie ein Spuk durch den Stollen ins Freie.
Hinter ihm tobten und brüllten die Männer.
Arwenack aber hetzte in langen Sprüngen die Felsen hinunter und gab ein Geschrei von sich, daß in der Bucht auf den beiden Schiffen alles zum Leben erwachte.
„Weg hier, schnell weg!“ schrie Ravella. „Das Mistvieh weckt die ganze Gegend auf. Schnell, über die Klippen!“
Rahim Baa schnappte sich noch einen Goldbarren, und Sidi klemmte sich ebenfalls noch zwei Barren unter die Arme. Sie waren schwer, aber er ließ nicht locker, rannte, keuchte und schwitzte, bis er draußen war.
Auf den Klippen hörten sie immer noch das wilde Geschrei des Affen, und jetzt kriegten sie es mit der Angst zu tun.
Keiner kümmerte sich mehr um Dan, der immer noch bewußtlos am Boden lag und sich nicht rührte.
Hastig wurden die restlichen Goldbarren hinuntergefeuert, dann kletterten die Männer hinterher.
Nicht mehr lange und die harten Teufel würden ihnen im Nacken hocken, und das beflügelte ihre Schritte ganz enorm.
An den Felsen gelangten sie jedoch auch nicht schneller vorwärts. Da genügte ein einziger unvorsichtiger Schritt, und sie stürzten in die gähnende Tiefe.
So schnell, wie es ging, verschwanden sie, immer noch das gellende Geschrei des Affen in den Ohren.