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Vom Eierpeller bis zum Sickminister

Alleingelassen mit öligen Pastatellern, ausgekratzter Teflonpfanne, besudeltem Tisch und weit geöffnetem Mund, verweile ich in der Küche. Der Spül schreit!

Ich raufe das feuchte Haar. Mist, dass ich gestern unfähig war, den zu erledigen. Ich wohne gerne allein – wirklich, bin Single aus Überzeugung! Suchte ich Gesellschaft, dann wohnte ich in einer WG oder in einem fetten Haus, mit einer reichen Tussi. Ich befürchte, Cat hofft, sich einnisten zu können. »Das ist nicht gut! Gar nicht gut!« Ich lausche aufmerksam meinem Selbstgespräch. »Im Ernstfall hält die Voodoopuppe her. Mal sehen, wo sie ist, später. Gegen Nicole wäre sie fast zum Einsatz gekommen.« Da fällt mir ein, ich muss zu Zita wegen der Fotos. Erst die Kunst! Na, eigentlich steht an erster Stelle immer die Kohle, aber in diesem außergewöhnlichen Fall ist das umgekehrt. Der Spül wird warten.

Ich sammle die Kamera, Scheinwerfer, das Stativ und telefoniere mit Zita, der Riesin. Es ist zwar erst Nachmittag, trotzdem verschließe ich alle Türen hinter mir. Besser ist das!

Die Sonne blendet. Glücklicherweise bin ich fit genug zu fahren. Mein Blick wandert die Straße auf und ab. Wäre ich Bulle, dann dürftet ihr mich ›König der Knollen‹ nennen. Alleine in dieser Straße könnte ich täglich Tausende vergeben. Ist vielleicht ein bisschen übertrieben.

Auf dem Weg zu Zita nerven mich ›Eierpeller‹, die kilometerweit vor der Ampel ausrollen. ›Eierpeller - ein hübsches Schimpfwort. Hinter mir - Drängler, ich hasse Drängler, die mir auf der Stoßstange sitzen. Das gibt viele Punkte, Idioten!

»Es ist grün!« Meine Stimme überschlägt sich. »G r ü n«, brülle ich. Noch hassenswerter - die, die rechts überholen und dann schneckengleich vor mir auf der linken Spur herumeiern.

»He Oma, das ist Nötigung!« Vorwurfsvoll klatsche ich beide Hände aufs Lenkrad. Die Wut steigt mir zu Kopf, ich glühe. Ich kann nur staunen, verkrampft, verängstigt hocken die in ihren, oftmals nigelnagelneuen fetten Karren. Die Nase klebt an der Windschutzscheibe, die Brust hängt auf dem Steuer, die Arme pappen am Körper, in der Position ist Fahren unmöglich.

Fluchen, Schreien und Autofahren gehören in meinen Augen untrennbar zusammen, nach Tagesform, versteht sich. Ich behaupte sogar, dass mich das außerordentlich glücklich stimmt. Ich wippe vor Vergnügen, ohne Musik.

Klasse Schimpfwortkreationen, zum Beispiel ›Sickminister‹ oder ›Pimmelsfrisör‹ sind mir während der Fahrt gelungen. Aggression fördert Kreativität! Einen Wunsch möchte ich mir erfüllen. Austicken! Das Lenkrad herum reißen, die Zähne fletschen und volle Pulle in die Kiste auf der Nebenspur crashen. Mehrmals, bis der Andere ausgeknockt ist, die Straße uneingeschränkt mir gehört. Kampf dem schlechtfahrenden Gesocks!

Einsitzschwimmer

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