Читать книгу Einsitzschwimmer - Sabine Höntzsch - Страница 27

Оглавление

Die Tortur beginnt.

Es schellt Sturm, synchron geht der Wecker. Aus! Schon bimmelt es erneut. Ist doch erst 4 Uhr 30. Was soll der verdammte Mist? Ich schwinge die Türe zum Balkon auf. Glücklicherweise wird nur mein Oberkörper sichtbar. Die Rettung - das Banner am Geländer hütet mein unverhülltes Geheimnis. Splitterfasernackt beuge ich mich hinüber, die Bunten erstrahlen, schlaftrunken im Schein der Festbeleuchtung. Mein nackiger Hintern erhellt das Schlafzimmer. Margarete schleicht auf dem alten Kopfsteinpflaster umher. Das Wohnmobil parkt mitten auf der Straße. Herrschsüchtig winkt sie mich herunter ohne einen Laut. Fledermäuse flattern angelockt durch das Wedeln der Arme. Ich flüstere: »Komme sofort!« Die Blutsauger tragen das Wispern über ihren Kopf hinweg in die Nacht. Zähne putzen? Keine Zeit. Ich grapsche nach den Zahnputzkautabletten, das reicht heute! Ergreife die Tasche, drehe fast lautlos den Schlüssel im Schloss, verschließe sie gleich zwei Mal. »Sieben Minuten!«, grüßt Margarete mürrisch, schaut verärgert auf die vergoldete Armbanduhr. »Guten Morgen!«, entgegne ich heiser und steige ins Wohnmobil. Bedauerlich - nicht das neueste Modell! Mein Blick haftet an den geschmacklosen Sitzschonern. Graues, künstliches, kratziges Kamelhaar. Bin überwältigt von der augenverätzenden Hässlichkeit, die sich vermutlich im Rest des Mobils fortsetzt.

Ottilie und Cat hocken schläfrig, aber brav angeschnallt auf der Sitzbank, hinter behaartem Fahrer bzw. Beifahrersitz. Die Polster riechen eigentümlich. Zedernholz, Mottenkugeln, Lavendel? »Guten Morgen!« Meine strahlenden Beißerchen blitzen. »Noch nicht fit, die Damen?« Ich rümpfe die empfindliche Nase. Der Schonbezug kratzt erwartungsgemäß, ich sacke ein. Über 1500 Kilometer soll ich das aushalten. Cat nuschelt: »Nicht meine Zeit«, rülpst, legt ihren Kopf auf Ottilies Schulter. Die kichert leise, während sie Cat an sich drückt. Die Türe knallt. Na, alle wach? Ich verdrehe die Augen. Genau das wollte ich vermeiden!

Margarete plumpst neben mir auf den Fahrersitz, greift auf das Armaturenbrett, zieht etwas hervor. Sie zerrt dieses Etwas auf dem Schädel in Position, schaltet das Innenraumlicht an und guckt in den Spiegel. Zufrieden wendet sie den Kopf. Ich bin geblendet von der plötzlichen Helligkeit. Licht aus! »Dann kann es ja endlich losgehen!«, jubelt Margarete verzückt und legt den Gang ein. Killer? Ich lach nicht, ehrlich! Das Wort Killer prangt auf der komischen Mütze, bestickt mit `nem Pailletten-Totenkopf. »Bis Spa, Verviers kenne ich mich aus«, knurrt Margarete, stiert auf die Straße. Ihr Ton klingt versöhnlicher. Verrückte Alte! Ich hoffe, sie ist mit Verkehrsregeln vertraut, nutze die Zeit, nicke weg.

Einsitzschwimmer

Подняться наверх