Читать книгу Karl Sundermeier - Der Orchideenmissionar - Sieglinde Quick - Страница 17
Besonderes Interesse für Exegese, Gemeinschaft und Mission
ОглавлениеDa Karl sich vorher zu Hause selber Griechisch beigebracht hatte, konnte er in Wuppertal gleich in den zweiten Griechischsprachkurs einsteigen, sodass er schon nach dem ersten Studiensemester das Graecum erfolgreich abschloss. Das Hebraicum folgte im zweiten Semester.
Nach den Sprachprüfungen konnte Karl sich voll und ganz auf die Vorlesungen, Seminare und Hausarbeiten konzentrieren. Hier merkte er, dass er eine ganz besondere Liebe für die exegetischen Fächer entwickelte, und vertiefte sich gerne darin, obwohl er natürlich auch Veranstaltungen zur Systematik und praktischen Theologie belegte. Im Fach Altes Testament hörte er die Genesisvorlesung (1. Buch Mose) von Hans Walter Wolff, der ihn von den Tiefen der Exegese begeisterte und wohl auch die Fundamente legte, sodass Karl bis ins hohe Alter immer sehr genau auf die einzelnen Worte, ihre Bedeutungen und auch ihr weites Hineinreichen ins Neue Testament achtete.
Im Fachbereich Neues Testament war Prof. Eichholz sehr prägend für Karl, mit dem er besonders intensiv über die Israelfrage im Römerbrief diskutierte. In diesem Zusammenhang kam auch die Frage nach der Endzeit auf, wie die Wiederkunft Jesu im Zusammenhang mit Israel gesehen werden müsse. Was heißt es genau, dass „ganz Israel“ gerettet wird, wenn Jesus wiederkommt? Diese Frage war natürlich jetzt nach der Staatenbildung Israels im Jahr 1948 besonders spannend, auch in der Diskussion über die Judenmission. In sämtlichen Debatten war es Karl wichtig, dass alle Endzeitaussagen der Bibel keine Zeitberechnungen seien, das Ende aber trotzdem erst dann kommen könne, wenn Israel das Land wieder besitzen würde, da Jesus ja in Jerusalem auf dem Ölberg wiederkommen würde.
Neben diesen spannenden inhaltlichen Fragen des Studiums waren Karl noch zwei weitere Dinge – auch für seine späteren Betätigungsfelder – ganz wichtig: Zum einen erlebte er hier im Kreise einiger Mitstudenten tiefe Gemeinschaft im Glauben. Jeden Mittag traf sich dieser Kreis zu einer Gebetsgemeinschaft, was ihnen Kraft, Hoffnung und Freude für ihren Alltag als Studenten gab. Mit vielen aus diesem Kreis blieb Karl sein Leben lang in freundschaftlicher Verbindung, zum Beispiel mit Hans Währisch, Ingfried Woike, Theo Wendel, Martin Wendel, natürlich Klaus Bockmühl, Manfred Strunk, der später seine Schwester Friedegard heiratete, und Jürgen Blunck.
Zum anderen wurde es für Karl ganz wichtig, dass er die Rheinische Mission (später umbenannt in Vereinigte Evangelische Mission, VEM) kennenlernte, auf dessen Gelände ja die Kirchliche Hochschule gastierte. Eigentlich vertiefte er den Kontakt nur, denn einige Personen kannte Karl schon von den Bünder Missionsfesten. Sowohl hier als auch an der Kirchlichen Hochschule gab es keine staatlichen Professoren, da es eine kirchlich gebundene Fakultät war, die sich stark an der Bekennenden Kirche orientierte. Die Dozenten und Professoren waren entweder von der Kirche oder direkt von der Rheinischen Missionsgesellschaft eingestellt. Einige Studenten der Rheinischen Mission kannte Karl schon von früher, zum Beispiel Siegfried Zöllner, der später nach Irian Yaja (Indonesien) ging.
Aber auch die Kontakte zum CVJM-Westbund hielt Karl in seiner Zeit in Wuppertal aufrecht. Ab und zu besuchte er zusammen mit Klaus Bockmühl den Lehrer Karl Drees in dessen Haus, oder er ging in die Besenbruchstraße, in der sich sowohl die Geschäftsstelle des Westbundes als auch der Aussaat Verlag befanden, bei dem Karl sich mit Büchern fürs Studium eindeckte.
So waren diese ersten drei Semester seines Studiums angefüllt mit vielen guten Begegnungen, viel Gemeinschaft im Glauben und wertvollen „Grabungen“ in die Tiefe der Heiligen Schrift.
Aber auch der Kontakt zur Gemeinde fehlte nicht. Der Studentenpfarrer Koscherke sorgte dafür, dass die Studenten verschiedene Gemeinden besuchen, ihre ersten Predigten halten und über ihre Erfahrungen mit Gott berichten konnten. So lernten die Studenten nicht nur verschiedene Gemeinden im Bergischen Land kennen, sondern die Gemeinden nahmen auch Anteil an der Ausbildung der Studenten.