Читать книгу Karl Sundermeier - Der Orchideenmissionar - Sieglinde Quick - Страница 22
Konflikte zwischen ESG und SMD
ОглавлениеIn Karls zweitem Semester in Tübingen, als er Leiter der SMD war, schlugen die Wellen plötzlich hoch und es entstand eine harte Auseinandersetzung zwischen der ESG und der SMD. Die SMD war bis dahin noch keine eigene Hochschulgruppe und arbeitete eng mit der ESG zusammen. Aber diese Zusammenarbeit war im Laufe der Zeit immer schwieriger geworden, da die Zielsetzung der Arbeiten und auch die theologische Ausrichtung beider Gruppen sehr unterschiedlich waren.
Da Karl der Leiter der Tübinger SMD-Gruppe war, suchte er das Gespräch mit dem Studentenpfarrer der ESG. Im Laufe des Gespräches wurde Karl deutlich, dass die Studentengemeinde die SMD als Konkurrenz empfand, und so fragte er den Pfarrer, was denn das Ziel der ESG sei. Dieser antwortete: „Studenten mit den Problemen des Christentums vertraut zu machen.“ Da sagte Karl: „Dann sind wir keine Konkurrenz, sondern können uns wunderbar ergänzen, denn das Ziel der SMD-Arbeit ist es, Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen.“ Diese missionarische Ausrichtung der SMD war dem Pfarrer der ESG zu massiv. So endete das Gespräch mit einem Verbot, die Plakate der SMD im Schlatterhaus, dem Haus der ESG, aufzuhängen.
Otto Michel stand der Arbeit der SMD sehr nahe. Deshalb begleitete Karl ihn oft nach den Vorlesungen nach Hause und bat ihn um seinen Rat. Auch jetzt besprach Karl mit ihm die Probleme mit der ESG.
Für dieses Semester hatte die SMD-Gruppe im Rahmen ihres „Offenen Abends“ eine Evangelisation im Januar mit Dr. Hans Bürki aus der Schweiz geplant. Plötzlich aber beschloss die theologische Fakultät – bei zwei Gegenstimmen –, der SMD dafür keinen Raum in der Universität zur Verfügung zu stellen. So artete diese Sache sogar zu einem richtigen Machtkampf aus, der auch an der theologischen Fakultät nicht spurlos vorüberging. Zum Glück erfuhr ein katholischer Geschichtsprofessor von dem Problem und stellte der SMD seinen Hörsaal in der alten Universität zur Verfügung, da er sich nicht an den Beschluss der evangelischen theologischen Fakultät gebunden fühlte. So konnte die geplante Evangelisation doch noch stattfinden. Etliche Studenten kamen durch diese Offenen Abende mit Dr. Hans Bürki zum Glauben, sodass die Gruppe in Tübingen auf über 40 Studenten anwuchs und somit eine der zahlenmäßig größten Hochschul-SMD-Gruppen in Deutschland wurde. Das aber glättete die Wogen der Auseinandersetzung keinesfalls, sondern heizte sie eher noch an.
Nach der Semesterabschlussfreizeit mit Otto Michel wollte die SMD einen Gottesdienst zum Semesterende mit Johannes Busch gestalten und fragte die ESG, ob sie dafür die Stiftskirche nutzen könnte. Das wurde vom Studentenpfarrer abgelehnt mit dem Argument, die Gemeinde habe nach dem Semesterschlussgottesdienst der Uni, also in den Semesterferien, offiziell geschlossen. Der ESG-Pfarrer schrieb selber einen Brief an Johannes Busch mit der Bitte, nicht zu kommen. Die Antwort von Busch an ihn – mit Durchschrift an Karl – lautete, dass er kommen wolle, und der Brief schloss mit den Worten eines Liedes: „Wenn Christus seine Gnadenzeit bald hier, bald dort verklärt, so freu dich der Barmherzigkeit, die andern widerfährt. Ich komme! Ihr Busch“. So kam er und hielt den Gottesdienst in der Stiftskirche.
Vorher schon hatte die Gruppe bei der Universität den Antrag gestellt, als offizielle Hochschulgruppe anerkannt zu werden, was aber von der Uni abgelehnt worden war. Nun hatte die Kirchenleitung in Stuttgart davon erfahren. Oberkirchenrat Manfred Müller lud die Leiter der ESG und SMD zu einem klärenden Gespräch nach Stuttgart ins Landeskirchenamt ein. Der Pfarrer der ESG nahm seinen Vorgänger mit und für die SMD fuhren Karl, Hans-Heinz Damm und Otto Michel hin. Das Gespräch wurde in offener und guter Atmosphäre geführt. Dann sagte Müller, dass in der württembergischen Landeskirche die Selbstständigkeit der freien Werke anerkannt werde, und er entschied, dass die SMD als eigene Hochschulgruppe zugelassen werden und die ESG diesen Antrag unterstützen sollte. So wurde im nächsten Semester der Antrag von der Universität Tübingen bewilligt und die SMD offizielle Hochschulgruppe.