Читать книгу Karl Sundermeier - Der Orchideenmissionar - Sieglinde Quick - Страница 21
Tübingen und erste Kontakte zur Studentenmission
ОглавлениеZum Sommersemester 1953 wechselte Karl nach Tübingen und blieb dort zwei Semester bis zum April 1954. Wegen Tübingens gutem theologischen Ruf war es für Karl ein inneres Muss, dort zu studieren. Namhafte Theologen wie Prof. Otto Michel im Fachbereich Neues Testament und Prof. Helmut Thielicke in der Systematik waren da natürlich für viele ein großer Anreiz. Karl überraschte besonders, dass just in seinem ersten Semester in Tübingen Helmut Thielicke ausnahmsweise ein Semester Praktische Theologie statt Systematik lehrte und sich das Seminar, das er anbot, ausgerechnet mit dem Buch Ratschläge für Prediger von C. H. Spurgeon beschäftigte. Dieses Buch hatte Karl ja schon als Jugendlichen sehr bewegt. Das war ein für ihn sehr eindrückliches Seminar!
Mit Otto Michel lernte Karl wiederum einen exzellenten neutestamentlichen Exegeten kennen, von dem er sehr viel lernen konnte und dessen Vorlesung über den Römerbrief ihn besonders begeisterte. In diesem Professor fand Karl auch einen theologischen Freund, der sich die Zeit nahm, die großen Probleme, die es zwischen der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) und der Studentenmission in Deutschland (SMD) gab, mit ihm zu besprechen.
Karl war sehr glücklich, dass sein Freund Klaus Bockmühl ebenfalls gerade nach Tübingen gekommen war, sodass sie gemeinsam in einem Zimmer wohnen konnten. Auf eine andere Sache freute sich Karl besonders: Er wollte in seiner freien Zeit neben dem Studium unbedingt Segelfliegen, da es in Tübingen einen Segelflugplatz gab. Gleich am Tag der Einschreibung an der Uni wollte er dahin, um seiner Leidenschaft zu frönen. Doch dann ereignete sich eine – eigentlich ganz kleine – Begebenheit, die seine Tübinger Zeit in eine ganz andere Richtung lenkte. Als er gerade in der Schlange zum Einschreiben stand, sagte plötzlich eine vertraute Stimme hinter ihm: „Kommst du heute mit zum Mittagsgebet der SMD?“ Karl drehte sich erstaunt um und erkannte Theo Wendel, der mit ihm zusammen in Wuppertal studiert hatte. „Nein“, sagte Karl, „ich hatte eigentlich vor, zum Segelfliegen zu gehen.“ – „Och“, sagte Theo Wendel, „das kannst du doch auch morgen noch. Komm doch gleich einfach mit.“ Wer kann so einer freundlichen Einladung widerstehen? Dieses eine Mittagsgebet war jedenfalls das Ende seiner Segelflugkarriere, aber der Anfang einer langen und wunderbaren Verbundenheit mit der Arbeit der SMD. Es gefiel Karl in der Gruppe so gut, dass er nicht nur daran teilnahm, sondern sich auch sehr engagierte und am Ende des Semesters sogar als Leiter für das neue Semester gewählt wurde.