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6.

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Es war hier, dachte Mark, hier in dieser Klinik. Wahrscheinlich hat sie schon nicht mehr gelebt, als sie hier angekommen ist. Dennoch: Es gruselte ihn, als er daran dachte, dass sein Vater und er in dasselbe Krankenhaus gebracht worden waren, in dem seine Frau nach ihrem Unfall verstorben war. Mark stand auf dem Flur und schaute einmal mehr in den Park hinab, der im schönsten Herbstlicht dalag und gut und gerne zu einem Nobelhotel hätte gehören können.

»Alles in Ordnung, Herr Richter?«, fragte die Krankenschwester, die mit ihrem Tablett mit den Fieberthermometern unterwegs war.

Mark seufzte. »Doch, doch«, sagte er leise und drehte sich um, um wieder in seinem Zimmer zu verschwinden.

»Nehmen Sie doch gleich Ihr Thermometer mit«, rief die Schwester ihm nach.

»Mein was?« Mark wandte sich um.

»Zum Temperaturmessen«, erklärte sie.

»Danke, sehr freundlich«, erwiderte Mark, »ich weiß, wozu die Dinger gut sind. Aber Sie werden von mir nicht erwarten, dass ich meine Temperatur messe. Ich meine, ich habe eine Gehirnerschütterung und eine harmlose Schulterverletzung, nicht wahr? Und keinen Infekt oder so was.«

»Ach«, lachte die Schwester unbekümmert, »so genau nehmen wir das hier nicht. Messen Sie – und wir überlegen uns dann, was wir daraus machen.«

Mark machte eine ablehnende Handbewegung. »Ich halte das in meinem Fall für unnötig«, murmelte er und verschwand in seinem Zimmer. »Blödsinn«, schimpfte er leise, während er sich auf sein Bett fallen ließ, was er aber sogleich mit heftigen Kopfschmerzen büßte.

Die Tür ging auf. Die Krankenschwester trat herein. Sie hatte nichts von ihrem professionellen Charme verloren, während sie vor ihn hintrat, ihm das Thermometer unter die Nase hielt und in aller Gelassenheit sagte: »Sie können gerne unter der Zunge messen, wenn Ihnen das lieber ist – die anderen Patienten messen woanders …« Sie lächelte siegesgewiss. »Jedenfalls: Gemessen werden muss. Sie sind hier in einer Klinik, und da gelten unsere Spielregeln. Schöne Blumen, die Sie da bekommen haben.«

Mark bewegte den Kopf lieber nicht, sondern machte nur kurz die Augen zu, um zu zeigen, dass er sich in sein Schicksal gefügt hatte. »Kann ich wenigstens noch ein bisschen Tee haben?«, fragte er mit Leidensmiene.

»Immer gern!«, erwiderte die Schwester, die ein wenig drall, aber durchaus attraktiv war, wie Mark aus den Augenwinkeln feststellte. Sie entsprach wahrscheinlich genau dem Typ Frau, den sein Vater unwiderstehlich fand. Sie stellte ihr Tablett ab, trat kurz nach draußen, um sogleich wieder mit einer Kanne frischen Tees zurückzukommen und ihm etwas in die leere Tasse zu gießen. »Wir wollen ja, dass Sie sich bei uns wohlfühlen.«

»Damit ich möglichst oft wiederkomme, oder was?« Langsam, ganz langsam drehte sich Mark auf den Rücken.

»Nur, wenn es wirklich nötig ist. Und das wollen wir natürlich nicht hoffen«, sagte die Schwester und nahm ihr Tablett wieder auf. »Sie sollten sich jetzt besser auf die Seite legen. Sie wissen schon: wegen dem Thermometer.«

»Zu Befehl«, murmelte Mark, rollte sich wieder zur Seite und wartete, bis die Tür sich hinter der Schwester schloss, ehe er das Thermometer in die frisch gefüllte Tasse tauchte und zusah, wie sich seine Temperatur in Windeseile lebensbedrohlich erhöhte.

Als die Schwester keine halbe Stunde später in sein Zimmer trat, war von Mark Richter nichts zu sehen Sie nahm das Thermometer aus der Tasse, warf einen kurzen Blick darauf und betrachtete es kopfschüttelnd, dann begann sie, das Bett zu machen. Als sie die Vorhänge aufzog, sah sie ihren Patienten schräg gegenüber und ein Stockwerk tiefer am Fenster eines anderen Krankenzimmers stehen. Offenbar hatte er nach seinem Vater auf der Intensivstation sehen wollen.

In besten Händen

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