Читать книгу In besten Händen - Sky du Mont - Страница 21

2.

Оглавление

»Stehst du auf dem Klinikparkplatz?«, fragte Mark, als sie aus dem Aufzug traten.

»Klar.« Ricarda ging mit schnellen Schritten zum Empfang, um ihren Vater abzumelden. »Herr Doktor Wenger war so nett, mir eine Parkgenehmigung zu geben.«

»Herr Doktor Wenger. So, so«, sagte Mark und wusste nicht, ob er darüber lächeln oder die Stirn runzeln sollte. »Du scheinst dich gut mit ihm zu verstehen.«

»Auffällig oft? Spionierst du mir nach?« Ricarda warf einen Blick auf die Rechnung, die ihr die Empfangsdame über die Theke gereicht hatte.

Als Mark sie so betrachtete, wurde ihm wieder einmal klar, wie stolz er auf seine hübsche Tochter war. Er entschloss sich nun doch, zu lächeln. »Klar«, sagte er. »Ich habe die größte Detektei am Ort auf dich angesetzt. Die verfolgen dich rund um die Uhr. Die kennen deine Schuhgröße, deinen IQ und dein Lieblingsfernsehprogramm.«

»Dann wissen die mehr als ich«, sagte Ricarda und lächelte säuerlich. Sie nahm einen Geldschein aus dem Portemonnaie und schob ihn über die Theke. »Stimmt so«, beschied sie die Empfangsdame knapp und schnappte sich dann wieder die Tasche, die sie auf dem Boden abgestellt hatte, während sie mit der anderen Hand Mark unterhakte und nach draußen schob.

Kühle Luft schlug ihnen entgegen. Mark atmete tief durch. »Ah«, seufzte er, »das ist doch was Feines, wieder in Freiheit zu sein.«

»Gehst du deshalb immer wieder in den Knast«, stichelte Ricarda, nahm ihre Sonnenbrille aus dem Haar und setzte sie auf, »damit du immer wieder dieses Gefühl genießen kannst?«

»Vielleicht.« Mark lächelte ihr aufmunternd zu. »Jedenfalls wird sich deine Großmutter freuen, dass du so intim mit medizinischen Koryphäen verkehrst – um wieder zum Thema zurückzukommen.«

Ricarda blieb stehen und funkelte Mark an. »Erstens«, blaffte sie ihn an, »verkehre ich nicht mit ihm. Zweitens ist er keine medizinische Koryphäe. Und drittens geht das Großmama rein gar nichts an, und je mehr ich darüber nachdenke, auch dich nicht! Erzähl ihr bloß nichts davon. Ich sehe sie schon Steffen einladen …«

»Steffen?«

»Herrn Doktor Wenger.«

»Ach so«, grinste Mark und schlenderte zu Ricardas Auto hin, das sich in seiner Schlichtheit, verbunden mit der netzhautfolternden Farbe, bizarr von den übrigen auf dem Klinikparkplatz befindlichen Wagen abhob. Neben Ricardas Kleinwagen parkte ein schöner, wenn auch nicht mehr ganz neuer Mercedes S-Klasse, ein dunkelblauer, edler Wagen mit Hamburger Kennzeichen.

»Könnte Opas Auto sein«, sagte Ricarda, die Marks Blick sah.

»Ja«, entgegnete er. »Nur dass der mit so einer Beule nicht rumfahren würde.« Mark zeigte auf den vorderen rechten Kotflügel, der erkennbar eingedellt war.

»Wohl nicht«, sagte Ricarda, sperrte ihren Golf auf und warf Marks Tasche auf den Rücksitz. »Können wir?«

»Jederzeit.«

Als sie am Pförtnerhäuschen vorbeikamen, bog ein dunkelblauer VW um die Ecke, dessen kurzes Kennzeichen Mark wohlbekannt war. »Die Freunde von der Exekutive«, murmelte er.

»Wie?«, fragte Ricarda verwirrt, während sie sich in den Verkehr einfädelte und Richtung Teufelsbrück fuhr.

»Polizei«, sagte Mark. »Die Jungs haben mich auch schon in den Knast gebracht. Etwas einfältig, aber ganz nett.«

»Na, deine Erfahrung muss man erst einmal haben«, lachte Ricarda.

»Sag mal«, wechselte Mark das Thema. »Willst du mir nicht ein bisschen von deinem Doktor Wenger erzählen?«

»Von deinem Doktor Wenger«, äffte Ricarda ihn nach. »Wir haben uns zweimal getroffen, Paps, das ist alles, was soll ich dir da schon groß erzählen.«

»Na, wie er so ist und so …«

»Und so. So, so.« Ricarda schürzte genüsslich die Lippen. »Interessiert dich das wirklich?«

»Ich habe mich immer für deine Freunde interessiert.«

»Ja, wie ein Scharfrichter für sein Opfer.«

»Da war Paul, der die Vogelspinne in seinem Zimmer hielt«, fing Mark an aufzuzählen. »Dann Jens, der noch eine andere Freundin gleichzeitig hatte …«

»Das war keine echte Freundin …«, fiel Ricarda ihrem Vater ins Wort.

»Stimmt. Eigentlich war das nur so eine Art Nebengeliebte.« Ricarda wollte etwas sagen, doch Mark legte schnell nach: »Und dann kann ich mich noch ganz gut an Bernd erinnern, bei dem ich mal auf den Gerichtsvollzieher gestoßen bin, als ich dich abholen wollte.«

»Na, da kannst du ja mit Steffen ganz beruhigt sein«, nahm Ricarda den Faden auf. »Der hält keine Haustiere, weil er das als Arzt gar nicht kann, der hat keine zweite Freundin – und eine gute Partie ist er außerdem.«

»Wie Mama sagen würde.«

»Stimmt. Wie Großmama sagen würde.« Beide lachten. Und doch war da etwas, das Mark Sorgen machte. Er hätte nicht zu sagen vermocht, warum, aber er hatte das sichere Gefühl, dass Doktor Steffen Wenger nicht der richtige Mann für seine Tochter war.

Der Weg führte sie vorbei an einem Park, und als sie an einer nahe gelegenen Bushaltestelle stehen bleiben mussten, weil der Bus gerade Fahrgäste aussteigen ließ, da war es Mark für einen Augenblick, als sähe er Schwester Beate – doch dann war es nur eine Frau mit ähnlich leuchtend blondem Haar, die sich durch den Park entfernte.

In besten Händen

Подняться наверх