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7.

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Mark drehte sich wieder zu seinem Vater um. Sein Zustand hatte sich wieder verschlechtert. So krank hatte er seinen alten Herrn noch nie gesehen. Mit einem Schlaganfall war eben nicht zu spaßen. Er seufzte und berührte im Vorbeigehen nur sacht das Bein seines Vaters, um ihn nicht zu wecken.

Vor der Tür traf er Dr. Wenger. »Wie geht es ihm?«, fragte der.

»Das müssten Sie mir sagen, Doktor.« Mark zuckte mit den Achseln. »Er schläft.«

»Das ist das Beste, was er tun kann«, erwiderte der Arzt.

»Ich weiß nicht«, murmelte Mark. »Ich denke nicht, dass er in den letzten fünfzig Jahren um diese Tageszeit geschlafen hat.« Mark sah unwillkürlich auf seine Uhr. Es war gerade erst kurz nach fünf.

Dr. Wenger nickte und sah Mark in die Augen. »Ja«, sagte er. »Das kann ich mir denken. Aber sehen Sie«, der Arzt griff sich an die Seite, um den Beeper auszuschalten, der Laut gab, »gönnen wir ihm seine Ruhe. Ich kann etwas später noch mal wiederkommen.« Mit einer knappen Handbewegung verabschiedete er sich und ging schnellen Schrittes den Gang hinunter.

Mark aber wurde das Gefühl nicht los, als sei es weniger die Rücksichtnahme als vielmehr der Beeper gewesen, der den Arzt hatte davoneilen lassen. Langsam, um seinen empfindlichen Kopf nicht allzu sehr zu erschüttern, ging er zum Lift und fuhr nach unten, um sich am Kiosk nach etwas Lesbarem umzusehen. Doch dort stellte er fest, dass er kein Geld bei sich hatte. Also kehrte er um und ging wieder auf sein Zimmer. Die Schwester hatte inzwischen für etwas Ordnung gesorgt.

Er schaltete den Fernseher ein und zappte durch die Programme. Nichts. Er schaltete wieder aus und griff nach der Zigarettenschachtel, die natürlich nicht vorhanden war. Mein Gott, dachte er, scheint doch ein härterer Sturz gewesen zu sein. Wie lange rauche ich schon nicht mehr? Zehn Jahre? Fünfzehn? Es waren gut zwanzig Jahre, fiel ihm ein. An dem Tag, an dem Alexandra ihm eröffnet hatte, dass sie schwanger war, hatte er aufgehört zu rauchen. Sieben Monate später war Ricarda zur Welt gekommen.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Ja?«

Christina steckte den Kopf herein. »Tach!«, rief sie leichthin und trat näher. »Wollte mal nach dir sehen.«

»Christina! Das ist aber eine nette Überraschung!«, sagte Mark und kam sich schrecklich hölzern dabei vor.

Er war ihr das erste Mal begegnet, als sie beide mit demselben Fall zu tun hatten, er als Strafverteidiger eines üblen Kiez-Kriminellen, sie als Gutachterin der Staatsanwaltschaft. Sie waren in der Gerichtskantine zufällig am selben Tisch gelandet, er mit seinem Kaffee, sie mit einem Würstchen, das sie sehr säuberlich aus der Pelle schälte.

»Man erkennt sofort die Pathologin«, hatte er sie angesprochen.

»Psychologin«, hatte sie ihn verbessert. »Aber der Versprecher lässt interessante Rückschlüsse auf Ihre Persönlichkeit zu.«

»Ja«, hatte er schmunzelnd bemerkt. »Schade, dass Sie gegen meinen unschuldigen Mandanten einen schweren Stand haben werden.«

»Natürlich. Ihr Mandant ist die Unschuld in Person«, hatte sie gekontert. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden, ohne dass es großer Worte bedurft hätte. Und wann immer sie sich begegnet waren, hatten sie sich füreinander Zeit genommen, hatten einen Kaffee zusammen getrunken oder waren im Park spazieren gegangen und hatten wild drauflosgeflirtet. Zu mehr war es allerdings nie gekommen. Mark musste sich eingestehen, dass er sich von dieser ausnehmend attraktiven Frau, deren Witz und Intelligenz ihn faszinierte, sehr angezogen fühlte. Und nun stand sie vor ihm und sah ihn mit diesen türkisgrünen Augen an, als könne sie in seine Seele blicken.

»Du siehst gut aus«, sagte sie, doch ihre Miene besagte das Gegenteil.

»Danke. Du bist eine lausige Lügnerin.«

Sie lächelte verlegen. Doch dann fiel ihr ein, dass sie ihm etwas mitgebracht hatte. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer nicht so auf Blumen stehen«, sagte sie und zog eine Schachtel Pralinen aus der Tasche.

»Blumen sind schön anzusehen«, sagte Mark und nahm ihr die Schachtel aus der Hand, »aber die hier schmecken besser.« Er grinste. »Das ist natürlich ein ganz niederträchtiger Anschlag auf meine Linie.«

»Nichts da!«, erwiderte Christina leichthin. »Männer müssen nicht dünn sein. Sie müssen intelligent sein, Humor haben«, sie hielt kurz inne und musste grinsen, »und natürlich einen knackigen Hintern!«

»Genau, Waschbrettbauch ist out – Charakter ist in«, bestätigte Mark tiefernst und steckte sich eine Praline in den Mund. Beide mussten lachen.

In besten Händen

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