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6.

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»Ich habe gehört, dass sie dich aus der Klinik entlassen haben.« Christina Pfau stand vor dem Spiegel und betrachtete sich. Hatten sich ihre Lachfalten schon wieder vermehrt? Sie klemmte den Hörer zwischen Wange und Schulter und trug ein wenig Make-up auf.

»Ja«, sagte Mark – und er klang tatsächlich beschwingt. »Ich komme mir vor, als käme ich aus dem Knast.«

»Bitte sag das nicht«, lachte Christina. »Damit hast du nach meinem Geschmack zu viel Erfahrung.«

Auch Mark lachte. »Na ja, aber eine Erfahrung ist es auf jeden Fall.«

»Du bist aber auch ein Querulant, musst dich immer gegen geltendes Gesetz auflehnen.« Christina fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

»Stimmt exakt. Schon das Wort ›geltendes Gesetz‹ bringt meine Abwehrhormone in Wallung«, bestätigte Mark launig.

»Genau das ist dein Problem, Mark, aber genau das ist auch mein Problem, es gefällt mir.«

Beide schwiegen kurz.

»Magst du Querulant vielleicht nachher mit mir ins Kino gehen? Oder zum Essen?«

»Liebend gerne, Christina, aber ich habe erst noch ein paar Dinge zu erledigen, muss nach meiner Mutter sehen, wenn du verstehst …«

»Schon in Ordnung«, sagte Christina. »Vielleicht ein andermal?«

Christina war plötzlich unsicher. War sie zu weit vorgeprescht? Hätte sie nicht doch lieber warten sollen, bis Mark sich bei ihr meldete?

»Christina?«, sagte Mark.

»Hm?«

»Bei dir alles in Ordnung?«

»Bei mir? Oh, jaja«, beeilte sie sich, ihm zu versichern. »Alles in bester Ordnung. Es ist wahrscheinlich sowieso besser, wenn ich heute Abend arbeite. Ich habe unendlich viel um die Ohren.«

»Es ist schön, wenn man beruflich gefragt ist, nicht wahr?« Sie hörte, wie er versuchte, seinen Worten einen ironischen Klang zu verleihen, und wie er dabei scheiterte.

»Kein Problem …« Sie dachte an ihren Schreibtisch, der übersät war mit Akten perverser Gewalttäter, mit Fotos von Opfern, mit Beschreibungen von Tathergängen, mit Skizzen und Notizen zu Täterprofilen. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. »Also dann«, sagte sie, »vielleicht ein andermal.«

»Ja«, sagte Mark. »Hoffentlich ein andermal.«

Christina wollte schon auflegen, als sie Marks Stimme noch einmal hörte. »Christina?«

»Ja.«

»Danke. Das war sehr nett, dass du an mich gedacht hast.«

Christina musste lächeln. Nun, vielleicht war sie ja doch die Christina, die sie immer war und die sie immer bleiben wollte.

In besten Händen

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