Читать книгу In besten Händen - Sky du Mont - Страница 24
5.
ОглавлениеRicarda Richter war nicht nur impulsiv und chaotisch, sie war auch brillant und genial – so jedenfalls wäre ihre eigene Einschätzung von sich ausgefallen. Dass niemand sie danach fragte, war für sie ein Beweis für die Ignoranz ihrer Umwelt. Aber die größten Genies waren ja bekanntlich fast alle zu ihren Lebzeiten verkannt worden. Im Gegensatz zu van Gogh oder Robert Schumann hatte sie allerdings nicht vor zu warten, bis sie tot war. Sie wollte jetzt ihr Glück machen, wollte lieber gestern als heute die Welt erobern.
Mit wehenden Haaren und voller Energie verließ sie die Villa ihrer Großeltern, entschlossen, ihnen zu beweisen, dass die Welt bereit war, sich von ihr erobern zu lassen. Sie warf sich in ihr Auto und fuhr damit zur Speicherstadt. Am Alten Wandrahm hatte sie ein Loft entdeckt, das für ihre Zwecke genau richtig war. Dort würde sie ihr Atelier einrichten, ihre Kreativschmiede, das Zentrum ihres Erfolgs. Die Speicherstadt war ideal. Die Gegend war angesagt, schick, das Loft war top ausgebaut – und rundherum residierten jede Menge coole Firmen: Filmproduktionen, Musiklabels, New-Media-Teams. Sie tippte die Nummer des Maklers in ihr Handy und wartete, bis er sich meldete.
»Herr Weber? – Richter hier. Ich wollte Sie fragen, ob Sie gerade vor Ort sind, weil ich mir nochmal das Loft am Alten Wandrahm ansehen wollte. – Geht? Super. Ich bin in einer Viertelstunde da. – Okay. – Danke!«
Sie drückte das Gespräch weg und scheuchte ihren alten Golf über die belebten Straßen. Gut, die Miete war verdammt teuer. Aber sie würde es sich schon leisten können. Es brauchte nur eine kurze Übergangsphase, die es zu finanzieren galt. Vielleicht würde ihr Vater ihr helfen. Doch den wollte sie nicht allzu gern fragen. Seine ironischen Bemerkungen gingen ihr auf den Senkel. Ihr Großvater war da besser. Der schaute nicht so darauf, was er da finanzierte, Hauptsache, seine Enkelin war glücklich. Doch Reinhard Richter konnte sie mit dem Plan in der gegenwärtigen Situation ganz bestimmt nicht belasten. Sie würde warten müssen – oder einen genialen Plan entwickeln.