Читать книгу Gefährliche Geschäfte - Solveig Schuster - Страница 11
Kapitel 9
ОглавлениеEs war der erste gemeinsame Abend seit langem. Genauer gesagt, konnte sich Sarah kaum an die letzten ungestörten Stunden zu zweit erinnern. Mark arbeitete unentwegt an seiner Bio-Prothese. Sarah wusste, so lange das Projekt nicht abgeschlossen war, würde er sich kaum eine freie Minute gönnen. Er war wie besessen. Wenn er nachts nach Hause kam, schlief sie zumeist schon. Sie hatte es aufgegeben zu warten. Die Theaterkarten waren wie ein Geschenk des Himmels. Nicht auszumalen, wie die Sache weiter geganen wäre, wenn Mark sein Fahrrad nicht wiedergefunden hätte. Eigentlich hätte Sarah dem Fahrraddieb einen Dankesbrief schreiben sollen. Nur hatte der ja weder einen Namen noch sonst irgendetwas hinterlassen, was auch nur den Hauch einer Ahnung zuließ, wer er war. Aber warum sollte er auch. Sarah schaute auf die Uhr. Sie wartete bereits am Theatereingang. Es war schon spät. Hatte sie sich zu früh gefreut, würde Mark sie am Ende sitzen lassen und den Theaterbesuch vor lauter Arbeit vergessen? Es wäre nicht das erste Mal. Sarah wurde unruhig. Sie lief vor dem Eingang auf und ab. Dann endlich bog Mark völlig außer Atem um die Ecke. „Entschuldige“, sagte er. „Ich hab' das Bike noch in den Keller gebracht. Sicher ist sicher.“ Sarah nickte. Erleichtert umschlang sie seinen Oberarm und schmiegte sich eng an ihn.
Nach der Vorstellung wollte Mark sofort nach Hause. Sarah hätte ihm gern noch das Lokal gezeigt, in dem sie und Jan am Abend zuvor verkehrten. Sie wollte, dass er alles über sie wusste, ihr vertraute. "Gehen wir noch etwas trinken?" Sarah hielt es für klüger, nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern sich erst einmal behutsam vorzutasten. Sie wusste nicht, inwieweit Mark bereit war, den Abend überhaupt noch mit ihr gemeinsam fortzusetzen. Mit einem breiten Grinsen machte Mark all ihre Pläne zu nichte. Er hatte andere Vorstellungen vom Ausklang des Abends. „Ich wüsste da etwas Besseres“, sagte er und zog Sarah eng an sich. Seine Hände glitten an ihrem Körper herab und gruben sich tief in ihren Po. Er küsste ihren Hals, dann trafen sich ihre Lippen. Wie lang hatte sich Sarah danach gesehnt, jetzt war sie überrascht von Marks forschem Auftritt. Trotzdem ließ sie alles bereitwillig geschehen. „Gern“, hauchte sie ihm schließlich ins Ohr und schob ihn vorwärts.
Eng umschlungen und laut lachend polterten die beiden die Stufen zu Marks Wohnung hinauf. Mark zottelte seinen Wohnungsschlüssel aus der Jackentasche und schwenkte ihn belustigt vor Sarahs Augen hin und her. Sarah griff zu, aber Mark zog die Hand mit dem Schlüssel immer wieder weg. Ihr gefiel das Spiel. Als sie die Wohnungstür erreichten, gab sie Mark einen leichten Schubs, so dass er nach hinten kippte und leicht gegen die Tür prallte. Mark wedelte wie wild mit den Armen. Sarah lachte laut auf. Doch die Tür hinter Mark gab nach und er fiel mit lautem Krachen zu Boden. Sarah verstummte und hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund. Auch Mark wusste nicht, wie ihm geschah. Er rappelte sich auf und sah sich erschrocken um. Die Tür zu seiner Wohnung stand offen. Vorsichtig betrat Mark den Flur. Sarah war nicht wohl bei der Sache. Sie hielt ihn am Jacket zurück. „Warte!“ bat sie. Mark schüttelte den Kopf, hielt sich einen Zeigefinger an die Lippen und trat ein. Zögerlich folgte Sarah ihm. Mit einem heftigen Fußtritt stieß Mark die Tür zum Wohnzimmer auf und wich einen Schritt zurück. Da alles ruhig blieb, trat er näher zur Tür und schließlich ganz hindurch. Das Zimmer war nicht wiederzuerkennen. Die Ordner und Bücher waren aus den Regalen gekippt und lagen verstreut über und neben einander auf dem Boden. Auch die Schubläden waren aus den Kommoden gerissen und ausgekippt. Im Schlafzimmer das gleiche Bild. Mark stieg über Hosen, Strümpfe, Bügel, Berge von Papier. Die Bilder hingen schief, die Matratze war längs aufgeschlitzt und lag neben dem Bett. Sarah ließ sich weinend auf einen Stuhl sinken. „Das ist ja ein Albtraum“, schluchzte sie. Mark wühlte sich durch die Sachen, trat an seinen Schreibtisch und öffnete ein kleines Schließfach, in dem er ein paar Erbstücke seines Vaters, aber auch Kreditkarten aufbewahrte. Das Schloss war aufgebrochen, doch es fehlte nichts. Ratlos sah sich Mark im Zimmer um. Wonach in aller Welt hatten die Einbrecher gesucht? "Mark!" Vor Sarah auf dem Tisch lag Marks Laptop-Tasche. Sarah zog sie an sich heran und öffnete sie. Ihre Ahnung bestätigte sich, die Tasche war leer. Mark setzte sich zu ihr an den Tisch. "Darauf also hatten es die Diebe abgesehen!" sagte er leise und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.