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Kapitel 16

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Unterdessen nahm sich Kommissar Sander in seinem Büro Marks Kollegen, Jan Möller, vor. Eine harte Nuss, wie Sander schnell feststellte. Möller war weder sehr auskunftsfreudig, noch in seiner Art besonders charmant. Aber der Kommissar würde ihn schon noch weich kriegen. "Herr Möller, ich frage sie noch einmal, warum wollten Sie sich so dringend mit Frau Bernhard treffen, was genau wollten Sie von ihr?" Sander fixierte Jan fest mit seinen Augen. Doch der blieb weiter stur und rührte sich nicht. So lange der Kommissar nichts gegen ihn in der Hand hatte, war es nicht nötig, ihn in irgendwelche Details einzuweihen, dachte er. Er wich dem Blick aus und lehnte sich gelassen auf seinem Stuhl zurück. "Also schön, Herr Möller", begann Sander erneut, zog ein Schubfach seines Schreibtischs auf und nahm einen Stapel Papier heraus. Er löste die Büroklammer, die das Papier zusammenhielt, leckte Daumen und Zeigefinger an und begann, in dem Stapel zu blättern. Dann legte er einen Teil des Stapels zur Seite, nahm das obere Blatt von dem anderen und schob es Jan Möller hin. "Haben Sie dazu etwas zu sagen?" Möller rutschte mit seinem Stuhl eng an den Tisch heran, an dem der Kommissar ihm gegenübersaß, und schaute auf das Blatt. Es waren die Mails, die Jan und Sarah sich geschickt hatten. Wo in aller Welt hatte der Kommissar die her? Hatte Sarah geplaudert? Möller räusperte sich und schob das Blatt mit einer schnellen Handbewegung von sich. "Also schön", sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ja, ok. Ich wollte sie treffen. Na und?" Der Kommissar nickte, erhob sich langsam und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Da Möller nicht bereit schien, seine Einlassung fortzusetzen, sah er sich gezwungen, nachzuhaken. "Und warum, Herr Möller, wollten Sie Sarah Bernhard treffen?" Jan verdrehte die Augen. "Na, warum wohl? Ich wollte sie kennenlernen!" "Herr Möller!" Sander wurde laut. Allmählich riss ihm die Geduld.Der Kommissar griff ein weiteres Mal in seine Schublade und knallte Möller einige Fotos auf den Tisch. "Jetzt lassen Sie mal die Spielchen beiseite!" forderte er, stemmte sich mit den Händen auf die Tischplatte und beugte sich weit zu Jan hinüber. "War es das, was Sie Sarah zeigen wollten?" Möller wich zurück und warf einen flüchtigen Blick auf die Bilder. Er sah sofort, dass es sich um die Aufnahmen von Mark und Monika handelte. "Ich sage nichts mehr ohne meinen Anwalt", antwortete Möller und drehte seinen Kopf demonstrativ zur Seite. "Na schön, Herr Möller, das müssen Sie auch nicht!"Kommissar Sander sammelte die Bilder zusammen und legte sie zurück in die Schublade. Dann griff er sich seinen Aktenordner und klopfte mit gekrümtem Zeigefinger auf die obere Seite. "Wir haben Ihre Fingerabdrücke in der Wohnung von Herrn Atkins und auf seinem Laptop sichergestellt. Sie werden sich für den Diebstahl und Einbruch verantworten müssen." Sander stellte sich neben Möller, löste die Handschellen, die er an seinem Gürtel trug, und hielt sie Möller hin. Jan sprang wütend auf, so dass der Stuhl, auf dem er zuvor gesessen hatte, nach hinten umkippte. "Aber, aber das können Sie nicht", brüllte Möller, als Sander sich anschickte, ihm die Schellen anzulegen. "Ich habe damit nichts zu tun!" Sander hielt inne, jetzt hatte er Möller da, wo er ihn haben wollte. Er spürte eine gewisse Genugtuung. So einfach war es nicht, einem alten Hasen wie ihm, beizukommen.Jan beruhigte sich und ließ sich zurück auf den Stuhl sinken. "Ja, Mann, ich wollte Sarah reinen Wein einschenken. Sie sollte wissen, dass Mark sie betrügt. Dieses Schwein. Er hat sie doch gar nicht verdient!" "Und deshalb haben Sie Mark die Theaterkarten untergejubelt, um sich in Ruhe den Laptop mit den Fotos holen zu können? Wollten Sie Ihren Rivalen damit erpressen?" Jan schüttelte vehement den Kopf. "Nein, Mann. So war es nicht!" schrie er erneut. "Mit dem Diebstahl und dem Einbruch habe ich nichts zu tun. Ich kann es doch auch überhaupt nicht gewesen sein, ich habe ein stichfestes Alibi!" "So, haben Sie?" Sander wusste, dass Jan das Fahrrad nicht gestohlen haben konnte, weil er an dem Abend mit Sarah unterwegs war. Doch was ihm nicht ganz einleuchtete, war, warum sich Möller an dem Abend überhaupt mit Sarah getroffen hatte, wenn er doch noch gar keine Beweise für die Affäre hatte. Oder etwa doch? "Aber die Bilder, die die Affäre zwischen Monika und Mark beweisen konnte, hatten Sie an dem Abend doch noch gar nicht."Möller sah auf. Irgendetwas irritierte ihn. "Ja, das stimmt", erwiderte er schließlich. "Ich hatte die beiden beobachtet und wollte Sarah erzählen, was ich weiß. Ich dachte, wenn es nötig wird, würde ich schon noch irgendwie an die Aufnahmen oder irgendwelche Beweise kommen. Und so war es ja dann auch."Jan atmete tief durch, dann fuhr er fort. "Am Tag des Einbruchs hatte Mark Sarah vom Büro aus angerufen, bevor er sich mit ihr traf. Ich hatte mitbekommen, dass sie ins Theater wollten und dachte, das wäre eine gute Gelegenheit, um an die Fotos zu kommen. Aber ich wollte ihn nicht erpressen!" Sander ging im Raum auf und ab und hörte interessiert zu. Plötzlich blieb er stehen, beugte sich erneut zu Möller hinunter und sah ihm erneut tief in die Augen. "Und als die zwei im Theater waren, sind Sie in Mark Atkins Wohnung eingebrochen und haben den Laptop gestohlen?" Wieder schüttelte Möller heftig den Kopf. Warum verstand ihn der Kommissar nicht. Oder wollte er ihn absichtlich nicht verstehen? "Nein, nein, als ich bei Mark ankam, war die Tür schon auf. Da muss vor mir schon jemand gewesen sein!" "Ach, das ist ja interessant." Diese Nachricht schien den Kommissar tatsächlich zu überraschen. "Und wer könnte das gewesen sein?" "Ich hab' keine Ahnung!"Sander benötigte eine kurze Bedenkzeit und machte sich einige Notizen. Er durchblätterte seine Akten, während Möller sich ein Tabaktütchen aus der Gesäßtasche zog und damit begann, sich ein Papierplättchen zu einer Zigarette zu drehen. "Woher haben Sie denn gewusst, dass Mark die Bilder zu Hause auf seinem Laptop hatte?" begann der Kommissar sein Verhör schließlich von Neuem.Möller zog seine Zigarette unter seiner Nase vorbei und klemmte sie sich hinters rechte Ohr. Dann beugte er sich zu Sander nach vorn, faltete die Hände ineinander und legte sie auf den Tisch. "Ich hatte es gehofft, gewusst habe ich es nicht!" antwortete Möller so ruhig und unaufgeregt wie nur möglich. "Ich wusste, dass er die Aufnahmen im Büro macht, das habe ich beobachtet. Auf seinem Computer habe ich aber nichts mehr gefunden, da habe ich angenommen, dass er sie zu Hause hat." Sander überlegte. Was Möller erzählte, klang soweit glaubhaft. Aber, wenn er nicht der Erste in Marks Wohnung war und später den Laptop dort noch fand, worauf hatten es die Einbrecher dann abgesehen? Sander sah einen Moment lang abwesend aus dem Fenster. Dann wandte ers ich wieder an Möller. "Wo haben Sie den Laptop denn gefunden?" "Auf dem Küchentisch." "Und was haben Sie dann gemacht, ihn an sich genommen und später weggeworfen?"Jan nickte. "Ja, ich hatte Panik. Wollte einfach nur schnell raus aus der Wohnung. Ich hab' mir den Laptop geschnappt und bin dann erst einmal unter die Brücke am Fluss. Aber die Dateien waren gelöscht, da war nix mehr drauf. Da hab' ich das Ding in den Fluss geworfen." Kommissar Sander fuhr sich nochmals mit seiner rechten Hand übers Kinn. Was Möller sagte, deckte sich mit den Erkenntnissen der Spurensicherung. Sie hatten das Gerät aus dem Wasser gefischt. In mühevoller Kleinarbeit war es den Experten aber gelungen, einige Dateien zu retten und wieder herzustellen. Sander atmete tief durch. So, wie sich die Dinge stellten, musste er Möller gehen lassen. Ob es ihm passte oder nicht. Den Einbruch konnte er Möller nicht nachweisen. Gut möglich, dass es tatsächlich so war, wie er sagte. Und ein Flirt mit einer verbandelten Frau war vielleicht unehrenhaft, aber stand nicht unter Strafe. Schon wieder musste Sander an Martha und ihren jungen Liebhaber denken. Eine Beziehung lässt sich nur aus den Angeln heben, wenn sie nicht in Takt ist, dachte er. Aber war sie das wirklich nicht und wie lange schon? Sander fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über Nasenwurzel. Es stand ihm nicht zu, sich zum Moralapostel aufzuspielen, das wusste er. Zudem galt es, die gebotene Distanz zu wahren. "Gut", sagte er schwach und kaum hörbar. "Sie können gehen!" Mit einer ausladenden Handbewegung wies er Möller die Tür.

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