Читать книгу Gefährliche Geschäfte - Solveig Schuster - Страница 14
Kapitel 12
ОглавлениеSarah saß gerade in der Badewanne, als es an ihre Wohnungstür klopfte. "Hast du keinen Schlüssel dabei?", rief sie aus dem Badezimmer. Sie erwartete Mark. Da sich die Tür nicht öffnete, nahm sie sich ein Handtuch, wickelte es über der Brust um ihren Oberkörper, schlüpfte in ihre Badelatschen und ging zur Tür. Vor ihr stand "Wolle" Sander und lächelte sie schüchtern an. Er hatte schon länger keine Frau mehr in solch leichter Bekleidung gesehen. Abgesehen von Monika Wassmann auf dem Video. "Herr Kommissar?!" Auch Sarah erschrak, fasste sich jedoch schnell. "Was führt Sie zu mir. Stehe ich jetzt etwa unter Verdacht?" "Sollten Sie?" erwiderte der Kommissar und trat ein. Sarah lächelte, band sich ihre nassen Haare zum Zopf und ging ins Bad. Während sie sich etwas überzog, sah sich Sander in der Wohnung um. Sarah lebte in einem großen 2-Zimmer-Appartement. Eine rote offene Einbauchküche, davor ein langer weißer Tisch, geschwungene Stühle im Ton der Küchenmöbel. Sander erkannte sofort, dass es extra angefertigte Designer-Möbel waren. "Verdienen Sie so gut bei Biomedicines?" fragte er rundheraus, als Sarah aus dem Bad wiederkehrte, und klopfte dabei demonstrativ auf den Küchenblock. Sarah trat an Sander heran und lächelte. "Vielleicht", antwortete sie schnippisch und ging zum Kühlschrank. "Einen Drink?" Sander winkte ab. Er trank nicht. Nicht im Dienst. Ohnehin mied er es für gewöhnlich, sich auf eine allzu private Ebene zu begeben. Was Frauen betraf, war er auch aus der Übung. Seit seine Frau Martha ihn wegen eines jüngeren Mannes verlassen hatte, lebte Sander sehr zurückgezogen. Das war mittlerweile vier Jahre her. Der Kommissar zwang sich, sich auf seinen Fall zu konzentrieren. "In welcher Beziehung stehen Sie denn zu Jan Möller?" fragte er.Sarah knallte die Kühlschrank-Tür ran und fuhr herum. Die Frage überraschte sie. "Wieso?" Sarah öffnete mit ihren langen Fingernägeln eine Cola-Dosa und setzte sie an den Mund. Sie wollte Zeit gewinnen. "Er ist ein Kollege von Mark, sein Assistent", antwortete sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte und wischte sich dabei mit dem Handrücken vorsichtig über die Lippen. Sander nickte. Das wusste er, aber darauf zielte seine Frage nicht. Er musste deutlicher werden. Immerhin war es möglich, dass Sarah mit Jan unter einer Decke steckte und sie die Erpressung, wenn es denn eine werden sollte, gemeinsam planten. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen konnte der Kommissar so gut wie nichts ausschließen. "Wir haben auf dem Laptop ihres Freundes e-Mails von Ihnen und Herrn Möller gefunden." Sander bemerkte, dass Sarah diese Nachricht überraschte. Sie schaute den Kommissar mit großen Augen an und ließ die Hand mit der Cola-Dose auf den Küchentisch sinken. Wie kamen denn ihre e-Mails auf Marks Laptop? "Ich verstehe nicht...", antwortete sie leise, wie zu sich selbst. "Ihr Freund war offenbar misstrauisch, hatte er Grund dazu?" Sarah zog die Augenbrauen zusammen. Sie verstand noch immer nicht. "Kommen Sie, Frau Bernhard, haben Sie wirklich nicht gewusst, dass Mark ihren e-Mail-Verkehr überwachte?" Sarah musste sich setzen. Nein, das hatte sie nicht gewusst und schon gar nicht erwartet. Blieb Mark deshalb immer so lange im Büro? Sarah umschloss mit beiden Händen ihre Cola-Dose und versuchte, die Fingernägel-Kuppen fest in den Dosenrand zu drücken. "Jan, ich meine Herr Möller..." Sarah brach ab und begann von Neuem: "Ja, es stimmt, er hat den Kontakt zu mir gesucht. Zuerst war er nur höflich und zuvorkommend, wenn wir uns begegneten, hielt mir die Tür auf, ließ mich in der Kantine vor oder brachte mir einen Kaffee an den Tisch und so", erzählte Sarah, während Sander aufmerksam zuhörte. "Und irgendwann hat er mich dann auch angeschrieben, er wollte mich treffen. Ich hab' ihn hingehalten... ja, es war schon so etwas wie ein Flirt...", gestand sie. "Aber ich hätte mich nie auf ihn eingelassen!" "Und warum haben Sie sich dann mit ihm getroffen?" Das hatte Sander aus den Ermittlungsakten geschlossen. Mark hatte im Zuge seiner Diebstahlanzeige zu Protokoll gegeben, wann er sowie auch Sarah und Jan bei "Biomedicines" und somit am Ort des Geschehens bzw. Diebstahls eingetroffen waren. Das Treffen zwischen Sarah und Jan war somit zweifelsfrei belegt.Sarah hob die Schultern. "Es war schwer, ihm etwas abzuschlagen. Und er sagte, er müsse mir etwas sehr Dringendes mitteilen!" "Und was könnte das gewesen sein?" wollte Sander wissen. "Das weiß ich nicht! Wir kamen nicht dazu, alles zu besprechen." Sarah stellte ihre Ellenbogen auf den Tisch und nahm ihren Kopf zwischen ihre Hände. Dann schlug sie kräftig mit der Faust auf den Tisch. Sander hatte ein Deja-vu-Erlebnis. Auf die gleiche Art hatte vor wenigen Stunden Mark seine Kaffeetasse ins Wanken gebracht. Sarah war so wütend auf Mark. "Warum redet der nicht mit mir?" schrie sie. Zum ersten Mal wurde sie laut und sah den Kommissar mit versteinerter Miene an. Sander war kein Mann der tröstenden Worte. Er hob die Schultern und schüttelte nachdenklich den Kopf. Wie oft hatte Martha ihm diese Frage gestellt. Sander nahm seinen Krempenhut, den er beim Eintreten in die Wohnung auf der Garderobe abgelegt hatte, und ging zur Tür. "Sie sollten einiges miteinander bereden", sagte er und verschwand.