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Kapitel 6

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Es war schon spät am Abend. Die Polizeiwache wirkte verweist. Das Licht auf den Fluren war erloschen, nur vereinzelt brannte in den Zimmern noch Licht. Hinter der Scheibe am Empfang im Foyer saß ein älterer Herr und las Zeitung. Mark klopfte gegen die Scheibe. „Hallo?“ rief er. Der Mann nahm seine Zeitung herunter und schaute irritiert über den Rand. Dann beugte er sich zu Mark an ein kleines Sprachloch heran. „Zu wem wollen Sie denn?“ „Eine Anzeige aufgeben.“ Der Mann nickte und drückte einen Knopf auf seinem Telefon. „Kommt gleich jemand.“ Dann lehnt er sich wieder zurück und hielt sich erneut seine Zeitung vors Gesicht.

Wenig später saßen Sarah und Mark im Büro des diensthabenden Polizeibeamten. Er hatte die beiden vom Empfang in sein Büro geleitet, ihnen einen Platz angeboten und war wieder entschwunden. Eine Streife hatte zwei Schlägertypen aufs Revier gebracht, um die sich der Beamte zunächst kümmern musste. Sarah und Mark schwiegen sich an und starrten Löcher in die Decke. Es dauerte zum Glück nur wenige Minuten, bis Kommissar Wolfgang Sander ins Büro schlürfte. Er spürte die dicke Luft, gab sich aber alle Mühe, dies zu übergehen. „Ich bin Kommissar Sander", stellte er sich vor. "Eigentlich nicht meine Aufgabe, aber ich mach' das mal schnell“, sagte er freundlich. Wolfgang Sander war ein Mann um die Fünfzig, leicht untersetzt. Er trug Jeans und Rollkragenpullover, statt Uniform. Sander hatte schon längst Feierabend. Aber seit seine Frau Martha ihn verlassen hat, blieb er für gewöhnlich deutlich länger als nötig im Büro. Zu Hause erwartete ihn ohnehin nicht viel. Eine halb leergeräumte Wohnung, eine angebrochene Flasche Rotwein und ein paar Zeitungen, die er sich am Wochenende gekauft, aber noch nicht gelesen hatte. Sander kratzte sich am ergrauten Hinterkopf, runzelte die Stirn und schob seine Brille, die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war, mit dem Zeigefinger nach oben. Dann räusperte er sich und rückte seinen Stuhl zurecht. "Na dann, erzählen Sie mal", bat er und sah Sarah über seinen Brillenrand hinweg aufmunternd an. Sarah wich seinem Blick aus und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Mark räusperte sich. "Es geht um mein Fahrrad", sagte er schließlich. Sander verstand. Schon wieder ein Diebstahldelikt. Er holte tief Luft und öffnete eine entsprechende Datei. Während Mark erzählte, tippte Sander alles wortlos in den Computer. „Das passiert jeden Tag Hunderte Mal. Ich mach' Ihnen da wenig Hoffnung“, sagte er schließlich, während der Drucker das Papier auswarf. Sarah sah zu Boden, so etwas hatte sie ja schon geahnt.Sander, von seinen Kollegen wegen seines Vornamens, vor allem aber auch seines schwarzen Wollmantels, den er zu jeder Jahreszeit trug, kurz "Wolle" genannt, schlürfte gemächlich zum Drucker, nahm zwei Blätter heraus und reichte sie Mark. "Ein Exemplar ist für uns, das andere für sie", erklärte der Kommissar.Mark unterschrieb seine Anzeige, nahm ein Exemplar an sich, faltete es zusammen und steckte es ein. Mittlerweile war auch ihm klar geworden, dass der Papierkram für den Mülleimer war. Aber wäre es richtiger gewesen, nichts zu tun? Immerhin war das Bike gute 1000 Euro wert. "Danke, Herr Kommissar", sagte Mark und wandte sich zum Gehen. "Falls Sie wider Erwarten doch auf mein Fahrrad stoßen, rufen Sie mich bitte an!" Sander stand hinter seinem Schreibtisch, verschränkte die Arme über seinem Bauch und schaute den beiden nachdenklich nach.

Gefährliche Geschäfte

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