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Kapitel 10

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Kommissar Sander war gerade im Begriff zu gehen. Er sammelte ein paar Blätter zusammen, heftete sie in einen Aktenordner und stellte den Ordner zurück ins Regal. Dann schaltete er den Computer aus, schnappte sich seinen schwarzen Wollmantel und seinen grauen Krempenhut und schlürfte zur Tür. Er war schon auf dem Gang, als der Pförtner ihm aufgeregt entgegenkam und ihm zu verstehen gab, dass der Feierabend noch auf sich warten ließ. "Kommissar Sander, bitte warten Sie", rief er, "da ist noch ein Einbruch in der Goethestraße!" Sander verdrehte die Augen und schüttelte genervt den Kopf. "Können das nicht die Kollegen übernehmen?" brummte er. Sander fühlte sich unwohl, schon seit einigen Tagen kämpfte er mit einer lästigen Erkältung. Alles, wonach er sich gegenwärtig sehnte, war ein Sauna-Besuch und sein Bett. "Nein, tut mir leid. Der Herr meint, er will mit Ihnen persönlich sprechen!" Sander kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn. "Hat er seinen Namen genannt?" "Ja", antworte der Mann und blickte kurz auf den Notizzettel, den er in der Hand hielt. "Atkins, Mark." Der Kommissar griff sich mit der Linken an den Kopf und massierte sich die Schläfen. "Der Fahrraddiebstahl von gestern Abend, was hat das mit dem Einbruch zu tun?" murmelte er vor sich hin. "Geben Sie mir mal die Nummer", sagte er schließlich, nahm dem Pförtner den Zettel ab und schlürfte in die Eingangshalle zu dessen Telefon. Mark schien den Anruf des Kommissars schon dringend zu erwarten. Er war sofort am Apprat, als Sander ihn anrief. "Herr Atkins, Kommissar Sander hier. Was ist passiert?"Sander hörte sich geduldig an, was Mark ihm zu erzählen hatte. Immer wieder räusperte er sich und fuhr sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. Ein ungewöhnlicher Fall. Diebstähle und Einbrüche waren zwar sein Tagesgeschäft, aber der hier schien besonders zu sein. Sander blickte hinüber zum Pförtner, der draußen vor der Tür des Schalters wartete, und erklärte ihm per Handzeichen, dass er seine Hilfe gleich noch benötigte. "Bitte rühren Sie nichts weiter an, Herr Atkins", rief Sander ins Telefon, "ich bin gleich bei Ihnen." Dann legte er den Hörer auf die Gabel und trat nach draußen. „Schicken Sie mir bitte die Spurensicherung“, bat er den Kollegen, schob seinen Krempenhut in den Nacken und machte sich auf den Weg.

Die Goethestraße lag seitlich eines Einkaufsboulevards, in einer nobleren Gegend der Stadt. Mark wohnte in einem weißen Jugendstilhaus mit kleinem Vorgarten. In der ersten Etage brandte Licht. Kommissar Sander quälte sich die Treppe hinauf, das Atmen viel ihm schon nach wenigen Stufen schwer. Er hielt kurz inne und rang nach Luft. Die Tür zu Marks Wohnung war nur angelehnt. Sander trat ein und machte sich durch ein Hüsteln bemerkbar. Mark kam aus der Küche und schüttelte dem Kommissar die Hand. "Kommisssar Sander, danke, dass Sie so schnell kommen konnten!" "Nichts für ungut", keuchte Sander und verschaffte sich flüchtig einen Überblick. „Haben Sie irgendetwas angefasst?“ Sarah, die inzwischen hinzugekommen war, schüttelte den Kopf, während Mark es vorzog, auf die Frage nicht zu antworten. Doch der Kommissar ließ nicht locker. "Herr Atkins?"Mark hob demonstrativ die Schultern. "Ich versteh' die Frage nicht. Es ist meine Wohnung, natürlich habe ich hier etwas angefasst!" Wenn es darum ging, Spuren zu sichern, seine würden sie hier überall finden, dachte er. Das brachte doch niemanden weiter. Sander bemerkte, dass Mark sein Vorgehen nicht behagte. Also entschied er sich zu einer anderen Strategie. „Sie sagten am Telefon, ihr Laptop sei gestohlen worden. Fehlt sonst noch etwas?“ „Nein, das sagte ich doch auch schon.“ Sander nickte. Es stimmte. Aber es gehörte nunmal auch zu einer ordentlichen Ermittlung, Fragen gegebenenfalls zu wiederholen. "Wo haben Sie den Laptop denn zuletzt aufbewahrt?" Mark wies mit dem Kopf zu einem Regal hinter seinem Schreibtisch. "In einer Laptop-Tasche, sie lag auf den Ordnern." "Ist sie das?" Sander hatte die geöffnete Tasche auf dem Esstisch entdeckt. Mark nickte. „Und, was glauben Sie, kann der Einbrecher mit ihrem Laptop wollen?“ Wieder zuckte Mark mit den Schultern. „Ich hab' keine Ahnung.“ Allmählich verlor Mark die Geduld. Die Fragerei des Kommissars brachte ihn keinen Deut weiter. Er war so wütend, auf den Einbrecher, den Verlauf der Ermittlungen und vor allem auf sich selbst. Wie konnte er nur so blöd sein. Die Sache war so dreist, so geschickt eingefädelt. Das gestohlene Fahrrad, nur ein Vorwand, Mittel zum Zweck, um ihm ein paar Theaterkarten unterzujubeln und in Ruhe die Wohnung auseinander zu nehmen. Aber wer steckte hinter all dem? Das war die Frage, die Mark brennend interessierte. "Wolle" Sander schlürfte durch die Wohnung und machte sich Notizen. Plötzlich klingelte sein Handy. "Sander", raunzte er ins Telefon. Er wurde nicht gern gestört. Schon gar nicht, wenn er intensiv nachdachte. Und das tat er im Moment. Einen kurzen Augenblick später hellte sich seine Stimmung jedoch merklich auf. Er blickte Mark mit großen Augen an. „Ihr Laptop ist aufgetaucht“, sagte er und beobachtete dabei, wie Mark auf die Nachricht reagierte. Doch den schien die Neuigkeit nicht sonderlich zu überraschen. "Okay, wo?" fragte er und hob gleichgültig die Schultern. "Im Fluss." Mark nickte, als hätte er es geahnt. Da Sander wusste, dass Marks Laptop aus der Wohnung verschwunden war, hatte er noch auf dem Weg zu ihm ein paar seiner Leute gebeten, sich zunächst in der näheren Umgebung genauer umzusehen. Schnell hatten eingesetzte Taucher Marks Laptop in dem nahegelegenen Fluss gefunden. Sanders Instinkt hatte sich als richtig erwiesen. Die Täter hatten den Laptop nicht mehr benötigt. Das hieß, sie hatten entweder nicht gefunden, wonach sie suchten, oder die Dateien gesichert und kopiert. Sander überlegte und strich sich dabei erneut über seinen nicht vorhandenen Bart am Kinn. „Sieht so aus, als sei die Festplatte hinüber", erklärte er Mark, nachdem er das Gespräch beendet und sich die wichtigsten Infos notiert hatte. "War etwas Wichtiges drauf?"Da Mark erneut den Kopf schüttelte, beschloss Sander die Untersuchung in der Wohnung fürs Erste zu beenden. Ohnehin kam er ohne die Ergebnisse der Spurensicherung im Moment nicht viel weiter. Sander schritt noch einmal die Wohnung ab. Vielleicht hatte er doch noch ein wichtiges Detail übersehen. Da ihm aber nichts weiter auffiel, griff er schließlich in die Tasche seines Wollmantels und reichte Mark eine Visitenkarte. "Rufen Sie mich bitte an, falls Ihnen doch noch etwas Wichtiges einfällt!"

Gefährliche Geschäfte

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