Читать книгу Der NSU Prozess - Tanjev Schultz - Страница 55

Tag 38

Оглавление

24. September 2013

Manfred Götzl, Richter. Frank Lenk, Brandsachverständiger aus Zwickau. Er sagte auch an den Tagen 15 und 24 aus. Wolfgang F., 46, aus München, ehemals Inhaber eines Schlüsseldienstes und Geschäftspartner von Theodoros Boulgarides, der am 15. Juni 2005 in München erschossen wurde. Olaf Klemke, Nicole Schneiders, Verteidiger von Ralf Wohlleben. Mehmet Daimagüler, Sascha Prosotowitz, Sebastian Scharmer, Anwälte der Nebenklage.

Götzl Wir waren stehen geblieben beim Lichtbild 590. Und fahren jetzt fort mit Lichtbild 591.

(Wieder werden Lichtbilder vom niedergebrannten Wohnhaus von Beate Zschäpe in Zwickau gezeigt, die der Brandsachverständige Lenk kommentiert. Darunter sind auch zwölf Waffen, die im Brandschutt gefunden wurden, ein Bibliotheksausweis von Zschäpe für Hannover, ausgestellt auf den Namen Silvia R., Munition und Schwarzpulver, das in Gläsern verpackt ist. Ein Mitgliedsausweis eines Tennisklubs Großgründlach auf Mandy Struck, eine AOK-Gesundheitskarte, ausgestellt auf Silvia R., eine Barmer-Gesundheitskarte, ausgestellt auf Uwe Mundlos, der Personalausweis sowie der Reisepass von Beate Zschäpe, der Personalausweis von Uwe Mundlos, sein Führerschein und ein Fahrzeugschein, Personalausweise, ausgestellt auf die Namen Ralf H. und Michael F.. Außerdem DVDs mit dem Aufdruck »NSU« und eine Mappe mit Zeitungsausschnitten unter anderem zur Berichterstattung über die Morde an Enver Şimşek, Habil Kılıç und Süleyman Taşköprü. Ein Mietvertrag von Susann Eminger. Und eine BahnCard auf den Namen André Eminger.)

Anwalt Scharmer Sie haben auch Teelichter vorgefunden. Können Sie sagen, ob sie als Zündquelle für ein Gas-Luft-Gemisch infrage kommen?

Lenk Es wäre möglich, das mit Teelichtern zu zünden. Aber ob es so war, kann ich nicht sagen.

Anwalt Scharmer In Ihrem Bericht schreiben Sie, dass zur Zeit der Brandlegung möglicherweise Teelichter gebrannt hätten und nicht auszuschließen sei, dass diese Teelichter die Zündquelle gewesen seien.

Lenk Ja. Man muss aber eines sehen: Wenn sich ein Person in der Wohnung befindet und offenes Feuer zündet, dann kann die Person die Wohnung nicht mehr ohne Verletzungen verlassen. Das Gas-Luft-Gemisch in der Wohnung wird unkontrollierbar. Man kann nicht beeinflussen, wann das Gemisch zündet.

Anwalt Scharmer Haben Sie andere Zündmechanismen gefunden?

Lenk Nein.

Verteidigerin Schneiders Stimmt es, dass Sie das Objekt um 22 Uhr gesperrt haben?

Lenk Nein, ich habe es um zwei Uhr komplett gesperrt.

Verteidigerin Schneiders Was war der Grund?

Lenk Ich mach das schon einige Jahrzehnte. Das Ausmaß des Brandes und die Verwendung von Ottokraftstoff – den konnte ich sofort riechen, auch ohne Hund.

Verteidiger Klemke Waren Sie die ganze Zeit anwesend?

Lenk Geht ja gar nicht, wir haben einen Monat lang geschaufelt.

Verteidiger Klemke Bis wann waren Sie draußen?

Lenk Bis wir die Waffen und die DVDs gefunden haben.

(Es folgt der Zeuge Wolfgang F. aus München. Er war der Geschäftspartner von Theodoros Boulgarides, der am 15. Juni 2005 in München ermordet wurde.)

Wolfgang F. Ich hab den Theo angerufen, meinen Geschäftspartner, wir hatten ja gerade den Schlüsseldienst aufgemacht, an der Donnersbergerbrücke. Er ist nicht ans Telefon gegangen. Ich bin hingefahren und hab ihn halt gefunden. Er lag hinter der Theke und das Telefon lag neben ihm. Dann habe ich geschaut, ob er noch lebt, und dann die Polizei angerufen.

Götzl War er noch am Leben?

Wolfgang F. Nein, nein.

Götzl Vielleicht beschreiben Sie uns, wie gut Sie ihn kannten.

Wolfgang F. Ich kannte ihn durch meinen Trauzeugen. Der hat mir den Theo vermittelt. Wir haben beschlossen, einen Laden aufzumachen. Und 14 Tage später ist das dann passiert.

Götzl Wann war Herr Boulgarides im Laden, wann Sie?

Wolfgang F. Es war gar nicht geplant, dass der Theo an dem Tag da ist. Es hat sich so ergeben. Am Abend davor wäre ich da gewesen.

Götzl Betreiben Sie das Geschäft noch?

Wolfgang F. Nein.

Götzl Können Sie uns den Herrn Boulgarides beschreiben?

Wolfgang F. Er war eine gelassene Person, immer auf Frieden ausgerichtet. Er hatte zwei Töchter, aber näher kannte ich die Familie nicht.

Götzl Wie lange kannten Sie sich?

Wolfgang F. Wir haben den Laden drei Monate hergerichtet und kannten uns seit acht Monaten. Er war der freundlichste Mensch, den man sich nur vorstellen kann.

Götzl Hatten Sie nach der Tat Kontakt zu Angehörigen von Herrn Boulgarides?

Wolfgang F. Ja.

Götzl Können Sie etwas über die Folgen für die Familie berichten?

Wolfgang F. Die totale Zerstörung. Und nicht nur für die Angehörigen. Die Mutter und der Bruder sind nach Griechenland zurückgegangen, der Rest der Familie ist zersprengt, die Mutter hatte immer Angst, ich habe ihr ein Schloss eingebaut.

Götzl Welche Folgen hatte die Tat für Sie?

Wolfgang F. Geld hat’s mich gekostet, weil mich die Polizei die ganze Zeit schikaniert hat.

Götzl Was bedeutet das?

Wolfgang F. Monatelang haben die mich immer wieder vorgeladen. Meine Mitarbeiter auch.

Götzl Um was ging’s da?

Wolfgang F. Immer ums Selbe.

Götzl Können Sie die Themen benennen?

Wolfgang F. Ich hab’s auch selbst nicht verstanden. Wie wir zueinander standen. Ob der Kollege sexsüchtig war oder spielsüchtig. Die wollten uns in den Dreck ziehen. Das haben sie auch geschafft.

Götzl War die Tür offen, als Sie Herrn Boulgarides auffanden?

Wolfgang F. Ja, sie war nicht versperrt.

Götzl Hat Geld gefehlt oder irgendwelche Gegenstände?

Wolfgang F. Es hat nichts gefehlt.

Anwalt Prosotowitz Wie oft waren Sie in dem Laden, wie oft Herr Boulgarides?

Wolfgang F. Theo war 70 Prozent der Zeit im Laden.

Anwalt Prosotowitz Konnte man von außen erkennen, dass ein ausländischer Mitbürger drin ist im Laden?

Wolfgang F. Ja, durchs Schaufenster konnte man reinsehen.

Anwalt Daimagüler Wissen Sie, ob er Türkisch sprach?

Wolfgang F. Nein, aber er wurde oft als Türke angesprochen. Der Theo sagte selbst, er sehe doch sehr türkisch aus.

Der NSU Prozess

Подняться наверх