Читать книгу Der NSU Prozess - Tanjev Schultz - Страница 64
Tag 47
Оглавление16. Oktober 2013
Manfred Götzl, Richter. Franz Schläfli, 45, Betreiber einer Transportfirma in Bern. Er soll 1996 als Mitbegründer des inzwischen wieder aufgegebenen Waffenhandels Schläfli & Zbinden die Pistole des Typs Česká 83, die spätere Tatwaffe bei neun der zehn NSU-Morde, mit Schalldämpfer an den Kunden Anton G. verkauft haben. Gabriele Q., Kriminalhauptkommissarin beim BKA. Olaf Klemke, Verteidiger von Ralf Wohlleben. Mehmet Daimagüler, Alexander Hoffmann, Anwälte der Nebenklage.
Götzl Es geht uns um den Bereich Waffenhandel. Wie Ihr Waffenhandel funktioniert hat, die Dokumentation, wie das aufgezogen ist.
Schläfli Ich bin seit vielen Jahren nicht mehr in der Branche tätig. Wie das damals war, kann ich Ihnen sagen: Für eine Faustfeuerwaffe brauchte es einen Waffenerwerbsschein. Damit konnte man eine Waffe kaufen.
Götzl Bis wann waren Sie in dem Geschäftsbereich tätig?
Schläfli Aufgehört habe ich im August 2005.
Götzl Wie müssen wir uns das von der technischen Abwicklung her vorstellen?
Schläfli Faustfeuerwaffen wurden in einem Register aufgeführt. Dort waren der Lieferant aufgeführt, die Seriennummer und der Käufer.
Götzl Hatten Sie ein Ladengeschäft?
Schläfli Jawohl, wir hatten ein Ladengeschäft oder es ging über den Versand. Dann mussten eine Ausweiskopie und eine Erwerbsbewilligung an uns geschickt werden. Man konnte per Vorauskasse oder Nachnahme bei uns zahlen. Wenn die Zahlung eingegangen ist, haben wir die Ware per Post verschickt.
Götzl Hat der Kunde Anton G. etwas gekauft?
Schläfli Ja. Aus dem Register ist ersichtlich, dass die Česká, um die es hier geht, am 11.4.1996 an Anton G. versandt wurde.
Götzl Wie erfolgte die Bezahlung?
Schläfli Das muss Vorkasse oder Nachnahme gewesen sein.
Götzl Wurde ein Schalldämpfer mitverkauft?
Schläfli Das wurde als Set verkauft, der Schalldämpfer war im Lieferumfang dabei. Damals war im Kanton Bern der Verkauf von Schalldämpfern frei, deswegen mussten die auch nicht registriert werden.
Götzl War Munition mit dabei?
Schläfli Es würde mich nicht überraschen, wenn Munition dabei gewesen wäre. Aber ich kann es Ihnen nicht sagen.
Götzl Wie hoch war der Preis fürs Paket?
Schläfli So um die 1000 Franken, vielleicht ein bisschen mehr.
Anwalt Daimagüler Haben Sie Informationen von Ihren Kunden bekommen, warum man eine Handfeuerwaffe mit Schalldämpfer braucht?
Schläfli Nein, nur wenn sie Sammler waren. Aber wenn jemand eine illegale Absicht damit vorhatte, hat er uns das sicher nicht auf die Nase gebunden.
Verteidiger Klemke Wurden Waffen mit Schalldämpfer gern gekauft?
Schläfli Ja.
Verteidiger Klemke Wie groß war der Anteil der Waffen mit Dämpfer?
Schläfli Kann ich nicht sagen. Aber das Set hier war relativ selten.
Verteidiger Klemke Aus den Unterlagen geht hervor, dass Sie 1993 insgesamt zwanzig Waffen mit Schalldämpfern geliefert haben. Das heißt, Sie haben oft mit Schalldämpfern geliefert.
Schläfli Würde ich nicht sagen. Zwanzig, das ist immer noch sehr selten.
Verteidiger Klemke Sie machen mir Angst.
Anwalt Hoffmann Wenn ein Privatmann die Waffe weiterverkaufen wollte, wie ging das?
Schläfli Der hätte sie einfach weiterverkaufen können.
Anwalt Hoffmann Hätte der auch einen Waffenerwerbsschein gebraucht?
Schläfli Nein, weil ein Privater ja gar keinen Waffenhandel betreiben durfte. Für den Waffenhandel brauchte man ein Waffenhandelspatent.
(Die Zeugin Gabriele Q. vom BKA wird in den Gerichtssaal gerufen. Sie war an den Ermittlungen nach dem Brand in der Frühlingsstraße in Zwickau beteiligt.)
Gabriele Q. Bei der Untersuchung in der Frühlingsstraße wurden 390 Euro gefunden, die von einem Raub aus dem Jahr 2004 stammten. Im Wohnmobil fanden sich 71 915 Euro von dem Raub vom 4.11.2011. In einem Rucksack waren noch 3000 Euro von einem Raub zwei Monate zuvor, im September 2011. Und schließlich 20 000 Euro von einem Raubüberfall aus dem Jahr 2007. Das konnten wir anhand der Banderolen um die Scheine feststellen. Dann steckten noch 5000 Euro in einer Kakaodose und weiteres Geld an verschiedenen Orten. Insgesamt fanden wir im Wohnmobil 112207,29 Euro. Auch 2500 Gramm Schwarzpulver konnten sichergestellt werden, in einem Glas mit Schraubverschluss. Eine Menge von einem Kilogramm kann bereits ausreichend sein, um eine Explosion herbeizuführen.