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Tag 42

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2. Oktober 2013

Manfred Götzl, Richter. Ayse Yozgat, 55, Mutter des Mordopfers Halit Yozgat. Michael S., 39, BKA-Mitarbeiter. Sebastian Scharmer, Anwalt der Nebenklage.

Yozgat (wendet sich an Zschäpe.) Mein Appell richtet sich an Frau Zschäpe: Sie sind auch eine Dame. Ich spreche Sie als Mutter an, als eine Geschädigte. Ich bitte Sie, diese Vorfälle aufzuklären. Seit sieben Jahren schlafe ich nachts nur zwei Stunden. Ich denke immer: Wie konnte das geschehen? Befreien Sie mich bitte von diesen Gefühlen. Sie müssen nicht die Sünden von anderen übernehmen. Denken Sie bitte immer an mich, wenn Sie sich ins Bett legen. Denken Sie daran, dass ich nicht schlafen kann. Ich danke Ihnen allen.

(Der Zeuge Michael S. vom Bundeskriminalamt wird aufgerufen.)

Michael S. Ich hatte den Auftrag, die Akten zu Andreas Temme auszuwerten, darunter die Kontaktdaten seiner Quelle aus dem rechten Bereich, Benjamin G. Wir konnten aber keine Bezüge zum NSU oder dessen Umfeld feststellen. Was die politische Einstellung von Temme angeht: Er hat Abschriften für eine Dokumentation des »Dritten Reichs« angefertigt, aber das war noch zu Jugendzeiten von Herrn Temme. Ein ehemaliger Nachbar hat 2006 gesagt, Temme sei im Dorf als Klein Adolf bekannt gewesen. Aus den Vernehmungen seines Umfelds ergaben sich aber wenige Informationen zu seiner politischen Gesinnung. Ein ehemaliger Kollege von Temme sagte: Mitte links. Temme selbst sagte, er habe keine rechte Gesinnung.

Wir haben seinen dienstlichen Kalender abgeglichen mit den Verbindungsdaten seines Handys. Er hat seine rechte Quelle, die er seit 2003 als V-Mann Benjamin G. alias »Gemüse« geführt hat, demnach etwa einmal im Monat kontaktiert. Im Jahr 2006 hat Temme keine schriftlichen Berichte zu den Treffen mit diesem V-Mann gefertigt. Allerdings gab es am 6.4. und am 10.4.2006 Telefonate beziehungsweise Treffen mit ihm, wie auch schon in den Monaten zuvor. Der V-Mann »Gemüse«. berichtete zur örtlichen Szene in Kassel, das waren drei Gruppierungen: die Kameradschaft Kassel, dann eine nicht näher bezeichnete Gruppe und »Sturm 18«. Die Infos waren so, dass keine Straftaten zu erkennen waren. Herr G. war nicht mehr direkt Teil der Szene, sondern hatte die Informationen aus zufälligen Treffen mit Szene-Angehörigen.

Götzl Am Tag des Mordes soll es laut Akten einen Anrufversuch der V-Person »Gemüse« bei Andreas Temme gegeben haben, und am Nachmittag ein Telefonat, das 688 Sekunden dauerte.

Michael S. Die frühere V-Person G. und Andreas Temme sagten beide, sie könnten sich an die Inhalte dieses Telefonats nicht mehr erinnern.

Anwalt Scharmer Sie erwähnten die Kasseler Neonazi-Gruppe »Sturm 18«. Gab es zu dieser Nachforschungen?

Michael S. Ja, das ist eine Gruppe, die von einem Bernd Tödter geführt wird. Er hat behauptet, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt seien einmal im ICE nach Kassel gekommen und er wisse, in welcher Wohnung sie übernachtet hätten. Das hat sich nicht mit unseren Ermittlungen gedeckt.

Anwalt Scharmer Wissen Sie etwas über Beziehungen von »Sturm 18« nach Dortmund?

Michael S. Darüber weiß ich nichts.

(Die Befragung des Zeugen S. geht weiter. Er gibt Auskunft über Funde im Brandschutt der Zwickauer Frühlingsstraße, die Hinweise auf die Mordserie enthalten, darunter DVDs, Stadtpläne, Mietverträge für Wohnmobile. Es geht auch noch einmal um die Grabungen in Dortmund, die Veronika A. beobachtet hat. Ihr Mann wird befragt. Er sagt, er habe Zschäpe nicht gesehen.)

Der NSU Prozess

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