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Kapitel 18

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In Hannover wartet eine schöne junge Dame auf uns, Helga. Zwei Jahre sind wir nun schon zusammen. Es ergeben sich zwangsläufige Ereignisse. Helga hat die Klosterschule verlassen und muss sich nun eine Lehre und Arbeit suchen. Ich muss endlich den Mut aufbringen, dem Mädchen zu sagen, dass ich sie liebe und mit ihr mein Leben teilen will. Helga berichtete mir, dass sie verdächtige Personen ausmachen konnte.

Gut Thomas Franz, heute soll es sein. Beim Abendessen: Rolf, Helga und ihre Eltern sind meine Gäste beim „Griechen“. Der Wirt hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Esel kommt zum Tisch, geht, geführt von der Tochter des Hauses, zu Helga. Am Hals trägt der Esel einen Korb. Das Mädchen nimmt den Korb und setzt ihn vor Helga auf den Tisch. „Bitte öffnen!“ Im Korb liegen ein Kästchen, ein DIN A4 Umschlag und eine rote Rose. Ein toller Ring kommt zum Vorschein. „Thomas, soll das heißen?“ „Ja Helga, wenn du mich willst, soll das unsere Verlobung sein. Mach weiter Liebling.“ Aus dem Umschlag entnimmt das schöne Mädchen einen Mietvertrag. Ein Cottage in Falmouth Cornwall. „Das ist ja irre, da wollen wir Beide wohnen?“ „Ja mein Schatz. Ab sofort möchte ich, dass wir uns nie mehr trennen. Im Zeitalter des Computers, Handy und Internet, was brauchen wir noch ein Büro? Keiner muss wissen, wo wir wohnen und wir können unser Englisch perfekt machen.“ „Wieso bist du dir so sicher, dass ich ‚JA’ sage?“ „Ach mein Liebling, ich habe natürlich erst mit deinen Eltern gesprochen und dann mit Ajax.“ „Na ja“, sagt nun Helga, „wenn Ajax damit einverstanden ist, dann soll es so sein.“

Am nächsten Tag fliegen wir Drei nach Falmouth. Rolf kümmert sich um die Auflösung des Büros. Der erste Tag, die erste Nacht, das Schlafzimmer mit dem großen Bett. Meine Überlegung schmeißt Helga sofort über Bord. Aus dem Bad kommt ein Engel zu mir ins Bett. Wir haben das Bett erst wieder verlassen, weil Ajax sein Recht verlangt und das Handy unsere Zweisamkeit unterbricht.

Der Anruf kommt aus Israel. „Hallo Herr Franz, hier ist Frau Oppenheim. Können wir uns wieder in Berlin, Hotel Adlon, treffen?“ „Kommst du mit?“ „Nein Thomas, ich möchte unser Heim erst einmal gemütlich machen.“ „Gut, kann ich verstehen.“ Berlin Hotel Adlon. Frau Oppenheim begrüßt uns Beide sehr herzlich. Am Tisch sitzt eine ältere Dame. Die Geschichte der Frau, kein Einzelfall. Frau Friedmann ist auch eine Jüdin wie Frau Oppenheim. „1944 wurden wir in Frankreich auch als deutsche Juden in Viehwagen der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz zum ‚Ermorden’ gebracht. Ich war damals 20 Jahre jung. Die deutsche ‚SS’ hat 1940 das Vernichtungslager eingerichtet. Den Massenmord an uns Juden haben nach Schätzungen 2,5 bis 4 Millionen nicht überlebt. Zahlen, die auch nach 68 Jahren nicht aus unseren Köpfen verschwinden.“ „Nein Frau Friedmann, ich als Deutscher kann und werde es nie verstehen, dass deutsche Männer und auch Frauen, zu solchen Schandtaten bereit waren. Aber: Auch nach 1945 sind ‚weltweit’ genug Schweinereien verübt. Und solange der Mensch auf diesen Planeten leben wird, werden wir immer hören und lesen, dass wieder solche ‚Hitler’ mit ihren Schergen am Werke sind. Diese Strolche werden nie aussterben.“

Frau Friedmann, die heute 88 Jahre zählt, erzählt weiter: „In Lüneburg bekamen wir einen Fliegerangriff. Die Nazi-Schergen suchten das Weite und flüchteten vom Bahnhof weg. Ich hatte meine beiden Töchter, drei Jahre alt und Zwillinge, im Arm. Geistesgegenwärtig drückte ich meine beiden Kinder einer deutschen Frau in die Arme und lief weiter vom Zug weg. Doch leider haben die Häscher aus der Bevölkerung und die SS-Schergen die Personen, die noch lebten wieder eingefangen. Und weiter ging es nach Auschwitz. In dem Vernichtungslager hat mich meine ‚Schönheit’ gerettet. Ich wurde die ‚Privat-Hure’ des Lagerleiters. Ich habe die ganzen Jahre versucht, meine Töchter zu finden, aber ohne Erfolg. Ich wollte auch den Boden dieses Landes nie wieder betreten. Nur das Zureden meiner Freundin hat mir wieder den Mut gegeben, es mit ihnen Beiden zu versuchen.“ „Na gut. Die beiden Frauen, wenn sie noch leben, sind ja heute 71 Jahre alt. Wollen wir gemeinsam nach Lüneburg fahren oder wollen sie hier in Berlin auf Nachricht warten?“ „Nein, nach Lüneburg fahren, dass kann ich nicht.“

Man muss nur an den richtigen Stellen ansetzen, dann wird man auch schnell fündig. Kirchenamt, Gemeindeverwaltung, Schulamt. Meine Suche beginnt ab Mai–Juni 1945. Und: Genau die Gedanken der jungen Frau auf dem Bahnhof sind auch meine Gedanken. Sie muss die Aufnahme der beiden Mädel geheim halten. Erst als der Wahnsinn des Krieges ein Ende gefunden hat, meldet sie die Mädel als ihre Töchter bei den Ämtern an. Jeder weiß, dass es nicht ihre Töchter sind aber keiner wagt, Fragen zu stellen. Nach der Kapitulation der „Irren“ war sowieso Keiner dabei gewesen. Der Krieg und das Hurrarufen auf Hitler, das waren Andere. Das mit den Juden hat auch Keiner gewusst.

Lena Rößler, Finken-Weg, habe ich schnell gefunden. Die Rößler Zwillinge waren später ein Markenzeichen in der Musik- und Filmbewegung. Heute haben die beiden schönen Frauen eine Model Agentur in Rom, wo sie auch leben. Frau Rößler, sie ist nun 93 Jahre alt, ist sofort dazu bereit, mit nach Berlin zu kommen. Ein großes Staunen der beiden Töchter in Rom, als sie erfahren, dass eine andere Frau ihre Mutter ist. Aber zum Dank an Lena Rößler nehmen Frau Friedmann und Frau Oppermann die alte Dame mit nach Israel.

Die Fälle der Detektei Franz

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