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Kapitel 5

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Ein schöner sonnenreicher Sonntagnachmittag. Ajax und ich sitzen in Sassnitz auf Rügen am Strand. Natürlich falsch angezogen. Die Gäste laufen in Bikini, Badehose oder machen auf FKK. Ein berauschend schöner Anblick, der sich mir da bietet. Ich denke noch so bei mir, hier muss ich mal morgens oder abends sitzen. Ohne Badegäste und ohne das Geschrei der Kinder. Nur aufs Wasser der Ostsee schauen. Die kleinen oder größeren Kämme der Wellen, die die See zum Strand trägt, zählen. Weiter in meinen Gedanken komme ich nicht. „Hallo, sind sie Herr Franz und sein Freund Ajax?“ Vor mir steht eine Dame, ich würde sagen gutaussehend, 60 Jahre alt. „Was können wir für sie tun? Hier können wir schlecht reden, es ist einfach zu laut. Trinken wir in Ruhe eine Tasse Tee oder Kaffee?“ „Einverstanden, mein Name ist Thea Rößler, ich komme aus Leipzig! 985 saßen mein Mann und meine beiden Söhne, 16 und 18 Jahre alt, schon einmal hier. Unsere Absicht war, die Flucht über die Ostsee zu wagen. Mein Mann war Lotse, also alle Kenntnis vorhanden. Wir hatten ein großes Schlauchboot der NVA. Doch ich habe am Ende Angst bekommen. Meine Männer sind dann ohne mich losgefahren. Das Ziel war die Lübecker Bucht. Ich bin dann mit unserem Trabbi nach Leipzig zurückgefahren. Meine Männer waren sich sicher, im Westen anzukommen. Bis heute habe ich nie eine Nachricht bekommen oder etwas von den Dreien gehört. Ich habe alles Mögliche versucht, 15 Jahre nur Schweigen. Ich hoffe, dass ihr Beiden mir helfen könnt.“

„Na, da haben wir aber eine schwere Aufgabe vor uns. Wir fahren einmal mit zurück nach Leipzig.“ Die Familie Rößler bewohnt ein geerbtes Einfamilienhaus. Das Umfeld der Familie hat erst einmal Vorrang. Günter Rößler war als Lotse und Kumpel sehr beliebt. Die beiden Jungs, Ralf der Jüngere und Thomas, waren im Sportverein und auf der Arbeit auch immer im Mittelpunkt. Die Männer haben sich also bescheiden und immer solidarisch verhalten. Wo in der Familie war das Leck? Das die drei Männer von sogenannten Freunden verraten worden sind, liegt doch klar auf der Hand. „So mein Freund, diese Schwachstelle müssen wir erst einmal finden.“ Im Haus hat Frau Rößler nichts verändert, alles noch so wie vor 15 Jahren. Am Ende der Straße wohnte Doris Schlamelcher, die Freundin von Thomas. Familie Schlamelcher wohnt noch im Haus von damals, nur die Tochter hat nach Köln geheiratet.

„Also mein Freund, auf nach Köln.“ Die Freundin von Thomas heißt jetzt Wagner und hat zwei Kinder. Doris gibt sofort alle Antworten, die ich hören will. Die Mädels waren ja alle, mehr oder weniger begeistert, in der Zwangsorganisation FDJ. Doris war weniger begeistert. Aber die Freundin von Ralf, sagt mir Doris, das war eine 100%-ige. Na dann wollen wir uns die Dame mal ansehen.

Monika Richter, Anwältin in Leipzig, ledig. Die junge Frau gefällt uns Beiden nicht. Eiskalt spricht sie wie ein Wasserfall: „Unser Land zu verlassen war für mich ein Verbrechen. So etwas zu unterbinden war für mich erste Bürgerpflicht.“ In meinen Gedanken hätte ich der Frau gerne andere Dinge an den Kopf geworfen. Aber so muss ich mich beherrschen, ich will noch mehr aus dem Vesuv herausholen. Dass diese Frau noch ledig ist, bedarf keiner weiteren Überlegung. Wer will so eine Hexe schon an seiner Seite haben. Hat Ralf vor 15 Jahren nicht erkannt, was dieses Mädchen für ein Eisblock war. Ihre Worte zu mir: „Er hat auch noch damit angegeben, wie dumm die DDR ist. Mich aufgefordert, mit ihnen zu kommen. Zum Schein bin ich darauf eingegangen.“ Nachdem ich alle Einzelheiten ihres Planes hatte, war natürlich mein nächster Weg zur Stasi-Zentrale. „Wissen sie eigentlich, was sie der Familie Rößler damals angetan haben?“ Die Frau hat nur ein Achselzucken übrig. „Wahrscheinlich Tod oder Zuchthaus.“ Noch halte ich mich zurück, ich brauche noch mehr Antworten auf meine Fragen. Wenn ich diesen Fall aufgeklärt habe, wird diese „Hexe“ mich kennen lernen.

Wohin ich mich auch wende, ich komme einfach nicht weiter. In der wichtigen Birthler Agentur – keine Akten über die drei Männer. Frau Rößler und ich sitzen im Wohnzimmer zusammen, natürlich auch Ajax. Wir schmieden einen Plan, der uns doch noch Wege aufzeichnet. „Die Freundin von Ralf kam mir damals schon komisch vor, aber das ein Mensch soweit geht! Vor solch einen Typen kann man sich nur ekeln.“ „Frau Rößler, wenn ich Klarheit über den Fall ihrer drei Männer habe, verspreche ich ihnen, diese Hexe wird dafür noch bezahlen! So, hier mein Vorschlag, wir geben eine Anzeige auf, suchen über Fernsehen und Radio in Leipzig und im Ostseeraum um Rügen. Ich hoffe, nein ich glaube, es wird sich jemand melden.“ Wir haben Glück, Männer von der Bundeswehr, natürlich damals von der NVA, melden sich. Die „Zicke“ Monika Richter hat in allen Einzelheiten die Flucht der Drei wie schon erwähnt, gemeldet. Die NVA hat die Meldung auf See weitergegeben. Nicht nur NVA-Boote, auch Boote der Russen haben ihre Runden gedreht. Kap Arkona war schon erreicht, aber die Russen lagen auf der Lauer. Das Schlauchboot aufzubringen war für sie eine Kleinigkeit.

Die Reise ging sofort nach Greifswald und ohne Verhandlung oder Unterbrechung sofort nach Moskau weiter. In Moskau bekam ich ohne wenn und aber Einblick in ihre Akten. Das Urteil: 25 Jahre Arbeitslager wegen Spionage. Sie haben noch Glück gehabt. Die Berichte waren so voller Lücken und Tücken, dass sie nicht anders konnten. Mit der „Todesstrafe“ bei Spionage waren sie sonst nicht zimperlich. Die Drei hatten wieder Glück. Ihre Strafe müssen sie im Gebiet Nowosibirsk in der Landwirtschaft ableisten. Die Behörden in Moskau prüfen und erlauben mir ohne große Umwege nach den drei Deutschen, die noch immer in Russland sind, nach den Rechten zu sehen. In meinen Händen halte ich die Aufhebung der Urteile. Doch die Überraschung in dem kleinen Ort Tajgo am Ob ist für mich sehr groß. Der Lotse Rößler und seine beiden Söhne sind eine Macht im Ort. Sie sind beliebt und alle Drei verheiratet. Dass die Urteile von damals aufgehoben sind, war ihnen schon bekannt. Nach Deutschland zurück kommt für sie nicht in Frage. Herr Rößler gibt mir für seine Frau einen Brief und eine Vollmacht mit. Frau Rößler kann somit die Scheidung einreichen. Die Vollmacht sagt auch aus, dass Frau Rößler die Geschichte in der Leipziger Presse veröffentlichen darf. Frau Rößler macht auch vollen Gebrauchs davon. Vor Allem, der Name der Verräterin erscheint in der Presse.

Die Fälle der Detektei Franz

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