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Kapitel 20

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Die vier Wochen bei Mary und Lord Hamilton gehören der Vergangenheit an. Uns Drei hat unser Cottage wieder. Aber hat es uns wieder? Nein, das Verbrechen auf der Welt ruht nicht. Schon verlangt mein Handy nach mir. Am anderen Ende der Leitung immer der gleiche Satz: „Wir brauchen Ihre Hilfe.“ Helga fragt mit recht: „Warum haben wir eigentlich dieses Cottage gemietet?“

Der Hilferuf kommt aus Wien. Oberkommissarin Gerlinde Beck hat mit dem Sumpf in ihrer Behörde alle Hände voll zu tun. Als wir vor der großen Weltkarte in ihrem Büro stehen, kann ich die Bedenken der Frau verstehen. Die Kommissarin Beck zeigt mit dem Stab auf die Länder Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei, Ungarn und Polen. „Das, mein lieber Freund, sind meine Probleme. Der Handel mit Autos, Frauen, Drogen jeder Art, Sklavenhandel aus Afrika und aus dem Osten ist kaum noch zu ertragen. Die Banden pflastern mein Revier mit Leichen aus diesen Ländern. Mein Hauptproblem ist unser Haus. Ich kann anstellen, was ich will, ich werde immer wieder ausgebremst. Die Hürden im Haus werden immer höher. Da mein lieber Freund müssen wir zuerst die Säge ansetzen, wenn wir den Wald gesundmachen wollen.“

Eine stadtbekannte Bordellbesitzerin kommt mit einer 15-jährigen Schönheit in das Atelier von Karl Schönbeck. Der tolle Maler sieht nicht nur sehr gut aus, er hat auch noch eine sehr sportliche Figur. Aber, sein Atelier, seine Wohnung, ist ein großer Saustall. Seine Bilder aber haben Abnehmer auf der ganzen Welt. Die Dame aus dem Bordell wird überall nur „Mutter Olga“ gerufen. Die dicke, aber einmal schöne Frau ist schon seit Jahren 40 Jahre alt. „Hier mein Lieber, ich habe mal wieder eine Perle für dich. Aber nur Malen, keine Schweinerei. Ihre Unschuld soll mir im Haus einer teuer bezahlen.“ Das scheue Reh, mit Namen Iwanka, kommt aus Polen. „Na dann will ich mir deine Perle mal ansehen.“ Langsam zieht Mutter Olga das schöne Kind aus. Der Maler Karl Schönbeck hat schon sehr viele Modelle nackt in seinem Atelier zu sehen bekommen, aber bei dem Anblick dieser Schönheit ist der Maler sprachlos. Die Unsitten, dass die Mädel und Frauen heute ihre Venushügel rasieren, hat das schöne Mädchen aus Polen natürlich nicht vorgenommen. So pechschwarz wie ihr Kopfhaar, so hat auch der Venushügel pechschwarze Locken.

Karl Schönbeck will sofort mit Kreide und Block loslegen. „Halt mein Lieber“, kommt der Einwand von Olga, „wir müssen noch das Geschäftliche regeln.“ Sie werden sich schnell einig. Seine Augen ruhen nur auf der schönen Iwanka. Sein Kohlestift fliegt nur so über den Skizzenblock. Ein Blatt nach dem anderen landet auf dem Fußboden. Nach gut einer Stunde Arbeit, Olga war schon leicht angetrunken, konnte oder musste Karl Schönbeck eine Pause einlegen. Die Drei stellten einen Plan auf, so dass Iwanka täglich für drei Stunden Model saß.

Karl Schönbeck warte nun schon drei tage und Nächte auf die Schöne aus Polen. Nächte kann man bei diesem Mann ruhig sagen, denn Schlafen ist für den Maler purer Luxus. Logisch, dass sein Weg nun in das Haus der schönen Mädchen und Frauen führte. Aber nicht zum Vergnügen, sondern auf der Suche nach Iwanka. Überall im Haus und in den Zimmern der Mädchen hängen tolle Bilder, gemalt von Karl Schönbeck. Wenn er also zum Vergnügen das Haus besucht, ist der Maler ein gern gesehener Gast. Die Bilder haben jetzt schon ihren Wert. Später aber können sich die Frauen beim Verkauf der Bilder zur Ruhe setzen. Mutter Olga kommt ganz empört die Treppe herunter. „Dein Versprechen, mit dem Mädchen keine Schweinereien anzufangen, konntest du wohl nicht einhalten oder wie soll ich das verstehen, dass Iwanka schon drei Tage und drei Nächte in deinem Saustall zu Hause ist.“ „darf ich auch mal was sagen“, unterbricht der Maler den Redeschwall der Frau. „Ich bin hier, weil das Mädchen nicht zur Sitzung gekommen ist.“

Meine Unterhaltung mit der Oberkommissarin Gerlinde Beck wird jäh unterbrochen. Ein lautes Gezeter und Geschrei auf dem zweiten Revier der Wiener Polizei. „Komm, das sehen und hören wir uns einmal an.“ Weder Ajax, ich oder Frau Beck können den Redeschwall der Frau unterbrechen. Erst ein lautes Bellen des Hundes lassen die Frau verstummen. „So“, sagt die Oberkommissarin, die natürlich die Beiden kennt, „nun mal der Reihe nach. Was ist geschehen?“ „Soll ich?“ fragt der Maler. „Ja gut“, sagt nun kleinlaut die Frau. Sie berichten über das Verschwinden der Polin. „Hat das Mädchen ein eigenes Zimmer?“, frage ich nun die nervöse Frau. Mutter Olga bejaht diese Frage. „Nun auf, dann gehen wir zuerst in das Zimmer und dann in das Atelier. Einverstanden?“ „Wenn sie die Strategie für richtig halten, dann soll es so geschehen.“

Der Maler, Olga, die Oberkommissarin, zwei Beamte vom zweiten Revier, Ajax und ich machen uns auf den Weg. Im Zimmer von Iwanka verweilen nur wir Zwei eine Weile, den Rest holen wir uns im Atelier vom Maler. Die Zeichnungen des nackten Körpers, die erst nur mit Kohlestift auf mehreren Blättern verteilt, auf dem Boden liegen, zeigen mir was für ein Künstler dieser Maler ist. Die Unordnung in seiner Wohnung und im Atelier sei ihm verziehen. Was wir brauchen, haben wir gesehen.

Zurück im zweiten Revier. Ein altes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, aber sehr gepflegt und auf dem Zustand des 21. Jahrhundert. Im Dienstzimmer der Oberkommissarin stehen wir vor der großen Karte von Wien. Wir werden unterbrochen vom Boss der Abteilung. Ein Mann, 40 Jahre alt, sehr unsympathisch. So wie er mir nicht gefällt, so gefällt er auch Ajax nicht. Der Boss wird von Frau Beck als Anton Haffner vorgestellt. Der Mann faselt etwas von einem neuen Fall und wünscht uns viel Glück. Kaum fällt hinter Anton Haffner die Tür ins Schloss, ist meine Bemerkung zu meinem Hund: „Ich glaube Ajax, diesen Mann müssen wir im Auge behalten.“ Mit großen Augen sieht mich die Oberkommissarin an. „Das ist doch wohl nicht euer Ernst?“ „Doch, meine liebe Freundin, das ist unser Ernst.“

Ich muss sagen, wir täuschen uns selten. Vom Fenster aus können wir sehen, wie der Boss mit einem Porsche das Gelände der Polizei verlässt. „Komm mein Freund, wir haben Arbeit.“ Mit der Anschrift des Anton Haffner in der Tasche verlassen wir Zwei das Revier. „Sie wollen doch wohl nicht unseren Chef beobachten?“, fragt die Oberkommissarin. „Doch meine Liebe“, ist meine Antwort. “Sie haben mich gebeten, den Sumpf in ihrer Dienststelle und Behörde der Stadt aufzuspüren. Ich habe den Verdacht, Anton Schaffner ist der Türöffner zu der Bande.“

Eine Villa im schönsten Viertel von Wien, ein Porsche in der Einfahrt, eine junge hübsche Frau, 20 Jahre jünger als der Mann. Brauche ich noch mehr Beweise? „Nein mein Freund, das ist unser Mann.“ Ein kleines Spielzeugauto mit Peilsender fährt unter den Porsche und bringt gekonnt das Auge sicher an das Fahrzeug. So, nun müssen wir nur warten. Die Arbeit eines Schnüfflers ist nun mal Warten, Beobachten und Geduld. Hat er genug Geduld, wird er auch belohnt. Es ist nun schon nach 20 Uhr als sich der Porsche vom Hof der Villa entfernt. Durch den Peilsender muss ich nicht dicht an dem Porsche kleben. Die Fahrt geht erst nach Wiener Neustadt. Es steigt ein älterer Mann zu. Es geht weiter nach Richtung Osten zum Neusiedler See. Eine prachtvolle Villa am See ist das Ziel. Am Gelände vor der Villa stehen Auto an Auto. Nur große Nobelkisten, nach meiner groben Schätzung 50 Stück der Edelklasse. Das Gebäude wird bewacht wie eine Festung, da hineinzukommen ist nicht möglich. Ich muss aber einen Weg finden, das Rätsel zu lösen. Denn da bin ich mir sicher, in der Villa geschehen Dinge, die die Welt draußen nicht wissen darf.

Man weiß aus vielen Büchern und Erzählungen, dass die Erbauer solcher Schlösser geheime Fluchtwege aus ihrer Villa haben. „Na, mein Freund, die müssen wir nur finden.“ Ein Mann, der mit seinem Hund spazieren geht, wird natürlich nicht ernst genommen. Wenn wir einen Aus- oder Zugang finden wollen, dann kommt nur die Waldseite in Frage. Es kann aber auch die Seeseite sein. Aber wir Beide haben Glück. Ajax findet mit seiner Spürnase das, was wir suchen. Unter Laub, Ästen und Erde, eine Eisenplatte, verriegelt mit einem Schloss. Ein guter Detektiv hat natürlich alles Mögliche an Werkzeug bei sich, damit dieses Schloss kein Hindernis sein sollte. Vorsichtig betreten wir den dunklen Gang, nachdem die Eisenplatte wieder an ihrer alten Stelle liegt. Die Erbauer haben einen guten Einfall gehabt, der Gang endet in einem alten Weinfass. Ich stehe mit Ajax im Weinkeller der Villa. Ich, als alter Weinsammler, muss meine Freude zügeln. Da liegen Weine mit den Jahreszahlen 1760 oder1820 und so weiter. Diesmal gebe ich mit einem Händedruck und einem Dankeschön nicht zufrieden. Mein Weinkeller freut sich schon auf diese Flaschen, na ja sagen wir auf einen kleinen Teil.

Aber zurück zur Arbeit. Vom Keller führen zwei Treppen nach oben. Die Wendeltreppe scheint mir die sichere der Beiden. Ich habe recht mit meiner Vermutung, die Treppe führt hinein in das Turmzimmer. Hier oben stehen keine Wachposten, warum auch. In Richtung See habe ich einen tollen Blick. Aber in Richtung Innenraum der Villa oder auch Schloss ist wohl besser gesagt, habe ich einen noch tolleren Blick auf den Saal und seine Geschehnisse, die da unten ablaufen. Wir legen uns flach auf den Boden, damit uns von unten keiner sehen kann. Circa 30 Mädchen stehen nackt im Kreis um einen Altar herum. Auf dem Altar, auch wieder völlig nackt, liegt ein junges Mädchen. Darum stehen die Männer, auch völlig nackt aber mit einem schwarzen Umhang über ihre alten Körper, den zu verstecken auch bei manchen dieser Herren nötig ist. Die circa 50 Männer. Sind gerade dabei, um das Mädchen auf dem Altar zu bieten. Die Versteigerung sagt schon die Zahl 10.000 Euro. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das Mädchen auf dem Altar Iwanka. Sie haben ihr die Augen verbunden, die Arme und Beine festgebunden. Der Altar dreht sich langsam, so dass die alten geilen Böcke auch alles sehen können und die Summe nach oben treiben. Ein großes Schild weist darauf hin, dass das Mädchen noch Jungfrau ist.

Wie wir später erfahren, geht solch eine Schweinerei manchmal zweimal pro Monat über die Bühne. Zuhälter und Schlepper führen die armen Mädchen diesen Strolchen zu. So, nun aber per Handy der Anruf an Gerlinde Beck, der Oberkommissarin. Ich kann natürlich nicht laut reden, aber die Oberkommissarin versteht jedes Wort. „Kommen sie sofort mit 20 Beamten zum Neusiedler See. Aber ohne Lärm, wir müssen ja die Strolche nicht aufschrecken. Sie werden staunen, wen sie alles beim Trockenlegen des Sumpfes verhaften können.“ „Hat sich ihr Verdacht bewahrheitet?“ „Hat er, liebe Freundin.“ So nun muss ich warten. Der Geldrausch, die Gier nach der Jungfrau liegt schon bei 100.000 Euro. Mit diesen Versteigerungen unterhalten die geilen Böcke dieses Anwesen. Gut, dass sich die Versteigerung so in die Länge zieht. Allein mit Ajax hätte ich hier nicht eingreifen können. Die Übermacht ist einfach zu groß. Aber die drei Stunden von Wien zum Neusiedler See haben gereicht, die Summe für Iwanka auf 250.000 Euro anwachsen zu lassen. Wie krank müssen diese geilen Böcke doch sein, um so ein Mädchen wie Iwanka zu vernichten.

Vom Turmfenster kann ich endlich die Wagenkolonne der Polizei sichten. „Na mein Freund, nun können wir endlich einschreiten und das Kasperltheater da unten beenden. Ein Schuss aus meiner Pistole in die Mechanik des Altars lässt die Strolche nach oben sehen. „Meine Herren, das Schloss ist umstellt, jede Gegenwehr oder Flucht ist zwecklos.“ Im selben Moment stürmen schon die Beamten mit Gerlinde Beck an der Spitze den Saal. Die sogenannten Honoratioren, die nun verhaftet werden, schlagen alle Rekorde, die die Oberkommissarin je erlebt hat. Ein Teil der Mädchen macht es für Geld, der andere Teil, so wie Iwanka, sind von Zuhältern und Schlepperbanden aus dem Osten geholt und als Jungfrauen versteigert worden. Das Strafmaß für diese Herren wird sehr groß ausfallen. Für die Medien ein gefundenes Fressen. Der Imageschaden ist für diese geilen Böcke nie wieder gut zu machen. „Das, meine liebe Oberkommissarin, ist auch gut so.“

Nachdem ich nun etliche alte Weine im Auto gut gelagert habe, lass ich es mir nicht nehmen, das schöne Mädchen Iwanka persönlich zum Maler zu bringen. Zwei Aufträge habe ich Karl Schönbeck erteilt. Erstens möchte ich ein Bild und zweitens muss der Maler das Mädchen nach Polen bringen. Nach der Freigabe der Summe kann sich Iwanka auf 250.000 Euro freuen. Gerlinde Beck, Ajax und ich machen noch einen Besuch bei Mutter Olga. Sie muss uns versprechen, wenn ihr in Zukunft von Zuhältern oder anderen Männern solch armen Mädchen angeboten werden, das sofort zu melden. Aber wir wissen ja, die Geldgier ist immer größer als das Gewissen. In der Hoffnung, dass hier bei Olga mal das Gewissen die Oberhand behält, verlassen wir Beide die Stadt Wien und lassen eine sehr entnervte Gerlinde Beck zurück. Unsere Arbeit hat aber für die Oberkommissarin gute Früchte eingefahren. Sie ist jetzt die Chefin im zweiten Revier. Übrigens, das Wissen um den Geheimgang zum Schloss habe ich für mich behalten. Was die Erbauer mit ins Grab genommen haben, ist bei mir gut aufgehoben. So, nun aber zurück zu Helga.

Die Fälle der Detektei Franz

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