Читать книгу Stille Nacht, höllische Nacht - Thomas R. Behrendt - Страница 12

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22:18 h

„Und was machen wir nun?“, fragte Gunnar Dombach, als die Kneipentür hinter ihnen zuschlug. Er setzte die Kapuze seines Anoraks auf und blickte auf seine Rolex. „Die Nacht ist noch zu jung zum Schlafengehen.“

„Ich hätte Lust zu tanzen“, sagte Marion. „Was ist mit euch?“

„Lasst uns doch nach Welzheim fahren, ins Hard & Soul“, schlug Kathrin vor und meinte damit die Discothek, drei Ortschaften weiter, die sie alle seit frühester Jugend kannten.

„Oh, ja. Da ist bestimmt was los heute Abend“, nickte Gunnar. „Und hier in Röhrdorf klappen sie ja schon die Bürgersteige hoch.“

Marion nickte bestätigend.

Nur Martin rümpfte die Nase. „Ach nee, Leute, ich weiß nicht. Jetzt noch in die Disco? Dazu bin ich viel zu müde.“ Und das war nicht mal gelogen. Allzu fit fühlte er sich wirklich nicht mehr. Schließlich hatte er einige Bierchen intus. Einige mehr noch als der Rest der Truppe. Und er hatte ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich, dachte er, wartet Manu seit einer Dreiviertelstunde in unserer Wohnung. Halb zehn/zehn hatten wir ausgemacht. Vermutlich ist sie schon stinksauer, weil ich mich verspäte. Deshalb sagte er: „Momentchen, Leute. Ich muss mal telefonieren.“

Martin ging zurück ins Bitburger-Fass und fragte Holger, ob er sein Telefon benutzen dürfe. „Ortsgespräch“, fügte er entschuldigend hinzu.

„Meinetwegen“, knurrte der Wirt.

Martin wählte die eigene Nummer und ließ es so lange klingeln, bis der Anrufbeantworter ansprang. Dann legte er auf und probierte es auf Manuelas Handy. Aber auch da meldete sich nur die Mobilbox. Etwas ratlos und unschlüssig starrte er auf den Telefonapparat. Soll ich jetzt noch bei ihren Eltern anrufen?, überlegte er. Nee, lieber nicht.

Dass er seine Freundin nicht erreicht hatte, stellte er fest, machte ihm weniger aus, als es ihm eigentlich ausmachen sollte.

„Hey, was ist, Alter?!“ rief Gunnar durch die offene Tür. „Kommst du nun mit, oder kommst du nun mit?“

Martin dankte Holger mit einem Handzeichen und ging wieder hinaus zu den anderen.

„Du wirst doch jetzt noch nicht nach Hause wollen?“, sagte Gunnar. „Der Abend hat gerade erst begonnen. Stimmt's, Mädels?“

Marion und Kathrin nickten.

Martin wirkte immer noch etwas unschlüssig.

„Selbstverständlich kommst du mit. Los, keine Widerrede!“ Gunnar zupfte am Ärmel von Martins Motorradjacke.

„Und wie sollen wir hinkommen?“, wandte Martin ein. „Wir sind doch alle zu Fuß hier.“

„Ich kann mein Auto holen, wenn ihr wollt. Ich würde euch auch fahren“, sagte Kathrin. „Ich hab' ja nur einen Tee und einen Rotwein getrunken.“

„Super-Idee“, pflichtete Gunnar ihr bei.

„Du musst aber mit mir kommen. Allein will ich nicht im Dunkeln nach Hause gehen.“

„Okay, ich begleite dich“, sagte ihr Bruder. Und an die beiden anderen gewandt: „Ihr zwei Hübschen wartet hier. In spätestens zehn Minuten sind wir wieder da.“

„Beeilt euch!“, rief Martin ihnen nach und zog eine Schnute. „Sonst müssen wir ewig hier in der Eiseskälte 'rumstehen. So ein Scheißwetter aber auch!“ Er stellte den Kragen seiner Lederjacke hoch, zog die Kapuze seines Sweatshirts tiefer ins Gesicht und stampfte abwechselnd mit den Füßen auf. Unter seinen Sohlen knirschte der Schnee.

„Oh, du Armer“, neckte ihn Marion. „Soll ich dich wärmen?“ Sie umschlang Martin von hinten und drückte ihn ganz fest an sich.

„Nein, danke. Es geht schon“, murmelte er und befreite sich aus der Umklammerung.

„Es gab Zeiten, da mochtest du das ganz gerne“, sagte Marion und umschlang ihn erneut. Sie faltete die Hände vor seiner Brust und ließ ihn nicht mehr los. Diesmal leistete Martin keine Gegenwehr.

Stille Nacht, höllische Nacht

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