Читать книгу Stille Nacht, höllische Nacht - Thomas R. Behrendt - Страница 19
Оглавление25.12.2001
00:03 h
„Warte mal, Ernst! Ich hab' interessante Neuigkeiten.“
Hauptkommissar Rohde drehte sich um. Er wollte gerade in seinen Wagen steigen und zum Revier zurückfahren. Da kam sein Partner Paul Kroetz auf ihn zu gerannt. „Was gibt’s denn? Warst du bei der Taxizentrale?“
„Ja“, keuchte Oberkommissar Kroetz. Sein Übergewicht machte ihm hörbar zu schaffen.
„Und?“
„Die haben das Funkgespräch aufgezeichnet.“
„Von Mustafa Agouni?“
„Ja. Er hat seinen letzten Fahrgast in der Luisenstraße/Ecke Kolpingweg aufgenommen und sollte ihn in die Brückenstraße nach Kaldenbach bringen. Eine genaue Adresse wurde nicht genannt.“
„Na, immerhin“, sagte der Hauptkommissar anerkennend. Dann zitierte er Harry Schäfer herbei. „Besorgen Sie uns mal einen Stadtplan. Schnell!“
„Ja, Chef.“ Der junge Kriminalobermeister durchwühlte das Handschuhfach seines Dienstwagens. Eine Minute später kehrte er mit dem gesuchten Objekt zu den beiden Kommissaren zurück. „Hier, Chef.“
Rohde faltete den Stadtplan umständlich auseinander und breitete ihn auf dem Kofferraumdeckel aus. Zu dritt beugten sie sich darüber. Der Schein einer Straßenlaterne lieferte das nötige Licht. „Zuerst die Luisenstraße... Hier!“ Rohde fuhr sie mit dem Finger nach, bis er auf den Kolpingweg stieß. „Das ist sie, die Ecke, wo der Kerl ins Taxi gestiegen ist.“
„Ganz in der Nähe von der Klapsmühle“, bemerkte Dirty Harry beiläufig. Als waschechter Biedenstädter kannte er sich bestens aus.
„Sie meinen die Psychiatrische Klinik?“, fragte Kommissar Kroetz stirnrunzelnd.
„Ja, genau. Die Klapsmühle.“ Schäfer dachte gar nicht daran, seine Ausdrucksweise zu korrigieren.
„Mensch, Ernst“, sagte Kroetz, „das wäre eine Möglichkeit.“
„Du meinst...?“
„Ja, es könnte doch einer von dort sein.“
„Ein Patient? Ausgeschlossen.“ Rohde winkte ab. „Wenn wieder einer ausgebrochen wäre, hätten die das doch längst gemeldet.“
„Da hast du auch wieder Recht.“ Paul Kroetz verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war.
Schäfer zuckte die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. Die Herren Kommissare mussten es ja wissen...
„Jetzt noch die Brückenstraße in Kaldenbach“, murmelte Ernst Rohde und brütete schon wieder über dem Stadtplan. Sein Partner leistete ihm Hilfestellung. Nur Harry Schäfer stand teilnahmslos daneben und rauchte. Experten unter sich, dachte er amüsiert. Ein kleiner Beamter wie ich darf sich da nicht einmischen...
„Hier haben wir sie“, sagte sein Chef nach einer kleinen Ewigkeit. „Brückenstraße... Brückenstraße... Klingelt da irgendwas bei dir, Paul?“
Kroetz überlegte. „Nee, keine Ahnung.“
„Ich kann mir im Moment auch keinen Reim darauf machen“, gab Rohde zu, „aber irgendwo hab' ich den Namen schon mal aufgeschnappt. Es ist erst ein paar Tage her, glaub' ich. Ich weiß nur nicht mehr in welchem Zusammenhang...“
„Vielleicht fällt es dir ja noch ein“, meinte sein Partner. „Wobei...“ Kroetz zögerte eine Sekunde.
„Was ist, Paul?“
„Möglicherweise hat die Brückenstraße in unserem Fall überhaupt keine Bedeutung.“
„Wie meinst du das?“
„Der Mörder könnte absichtlich ein falsches Fahrtziel angegeben haben, um uns in die Irre zu führen.“
„Mhmm.“
„Warum sonst hat er den Taxifahrer hier in der Lindenallee ermordet und ist dann zu Fuß getürmt – mindestens vier Kilometer von Kaldenbach entfernt?“
„Mhmm“, machte der Hauptkommissar wieder und kratzte sich am Kopf. „Da ist was dran.“
Doch bevor Rohde in neue Grübeleien verfallen konnte, wechselte sein Partner schnell das Thema. „Jetzt lass' uns erst mal zum Büro zurückfahren, Ernst. Ich brauche dringend einen heißen Kaffee. Hier draußen werde ich noch zum Eiszapfen. Und müde bin ich auch. Du etwa nicht?“
„Na schön“, lenkte Ernst Rohde ein. „Hier am Tatort gibt es momentan sowieso nichts mehr für uns zu tun.“ Er drückte Kriminalobermeister Schäfer den Stadtplan in die Hand: „Packen Sie das Ding wieder ein. Vielleicht brauchen wir es noch mal.“
Harry Schäfer warf seine Kippe weg und fragte: „Wie sieht's aus, Chef, kann ich dann Feierabend machen?“
„Feierabend?“ Rohde schaute den jungen Beamten an, als sähe er einen Marsmenschen vor sich. „Sind Sie noch bei Trost, Schäfer? Hier macht keiner Feierabend, bevor wir diesen Mörder erwischt haben!“