Читать книгу Stille Nacht, höllische Nacht - Thomas R. Behrendt - Страница 21

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00:09 h

„Komm' das ist ein geiles Lied. Lass' uns tanzen!“ Kathrin Dombach zupfte ihren Bruder am Ärmel.

„Gute Idee.“ Gunnar drückte seine Zigarette aus und folgte Kathrin auf die Tanzfläche. Im Gehen gestikulierte er noch mit den Armen. Er wollte Martin und Marion zum Mitkommen auffordern. Doch zumindest Martin schenkte ihm keine Beachtung. Er stand an eine Säule gelehnt, vor einem Bistro-Tischchen, in der einen Hand ein halbleeres Bierglas, in der anderen eine heruntergebrannte Zigarette, und wirkte geistesabwesend.

„Ich würde auch gerne tanzen“, machte Marion einen zaghaften Versuch. Aber Martin reagierte nicht. Er schien völlig fasziniert. Das Wirrwarr aus menschlichen Körpern, die sich in wilder Ekstase vor seinen Augen hin und her bewegten, fesselte scheinbar seine ganze Aufmerksamkeit.

In Wirklichkeit nahm Martin kaum wahr, was um ihn herum vorging. Er fühlte sich wie zugedröhnt. Nicht nur wegen des Alkohols. Das Blitzen der Scheinwerfer, das Stampfen der Musik und das Brüllen der Leute um ihn herum. Dieser Cocktail von Reizen übte keine stimulierende, sondern eine narkotisierende Wirkung auf ihn aus.

„Was ist, Martin?“ Marion stupste ihn in die Seite.

„Wie bitte?“ Er kehrte nur langsam in die Realität zurück.

„Ich will tanzen.“

„Dann geh' doch.“

„Du sollst mitkommen.“

„Warum?“

„Weil ich nicht gern allein tanze.“

Martin zog eine Grimasse.

„Was ist eigentlich los mit dir?“

„Was soll mit mir los sein?“ Er leerte sein Glas.

Nichts ist mit dir los. Du stehst nur herum und schweigst dich aus. Ich dachte, wir machen uns einen netten Abend.“

„Ist doch sehr nett hier.“

„So hab' ich das nicht gemeint.“

„Wie denn sonst?“

„Oh, Mann!“ Marion fehlten die Worte. Am liebsten hätte sie ihn kräftig durchgerüttelt.

„Ich hol' uns noch was zu trinken.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, bahnte er sich einen Weg zum Tresen.

Es war rappelvoll im Hard & Soul. Die Gäste standen dicht an dicht. Kaum einer machte freiwillig Platz, als Martin den Rückweg antrat. Er balancierte die vollen Gläser in Kopfhöhe durch die Menge. Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass das Bier überschwappte. Als er endlich seine Säule erreicht hatte, war Marion weg.

Eine Weile stand Martin herum und starrte wieder geistesabwesend ins Leere, da tippte ihm jemand von hinten an die Schulter. Irritiert wandte er sich um und blickte in ein bekanntes Gesicht. Es war Biggi, Manuelas beste Freundin.

„Hi, Martin“, sagte sie. „Bist du alleine hier?“

„Nee“, antwortete er kurz angebunden.

„Wo ist Manu denn?“ Sie reckte suchend den Kopf.

„Keine Ahnung. Zu Hause vermutlich.“

„Aha.“ Biggi schaute ihn forschend an. „Hab' ich da was verpasst? Seid ihr nicht mehr zusammen?“

„Doch, natürlich“, antwortete Martin unwirsch. „Du hast nichts verpasst.“

In diesem Moment kam Marion zurück. „Entschuldige“, sagte sie. „Ich hab' mich nur kurz frischgemacht.“ Erst jetzt registrierte sie die Anwesenheit von Biggi. „Oh, wie ich sehe, hast du inzwischen andere Gesellschaft gefunden“, sagte sie spitz.

„Das ist Biggi“, stellte Martin gelangweilt vor. „Biggi, das ist Marion.“

„Wir sind uns schon mal begegnet“, erwiderte Marion, nicht weniger spitz.

Sekundenlang herrschte unangenehmes Schweigen. Biggi brach es als erste: „Ich muss dann mal wieder“, sagte sie und warf Martin noch einmal einen forschenden Blick zu. Jetzt ist mir alles klar, schien er zu sagen.

Stille Nacht, höllische Nacht

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