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Die ursprünglichen Araber (zumindest fast)

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Wie ʿarab stammten wohl auch die Sabäer, die wir bereits als die bekanntesten Südaraber kennengelernt haben, wenigstens teilweise aus dem Fruchtbaren Halbmond; das Gleiche gilt für andere südarabische Gruppierungen wie die Himyaren. Anders als bei ʿarab handelt es sich bei den Sabäern möglicherweise um eine ziemlich kohärente Gruppe. Wenn wir die sabäische Sprache nach Hinweisen auf ihre Anfänge durchforsten und mit anderen Zweigen des Semitischen vergleichen, liegt es nahe, dass „die Protosabäer die Randgebiete von Syrien-Palästina geraume Zeit nach 2000 v. Chr. verließen“.4 Auch die südarabische Schrift untermauert diese These. Sie „ist die Überlebende eines protokanaanitischen Alphabets, das um 1200 v. Chr. in Palästina ausgestorben war“.5 (Andererseits hält sich ein Nachfahre der südarabischen Schrift bis heute in Äthiopien für die Niederschrift von Amharisch und verwandten Sprachen.) Andere Analysen vermuten jedoch den Ursprung der Sabäer weiter östlich im Fruchtbaren Halbmond.6 In beiden Fällen ist unbekannt, auf welcher Route und wann die frühen Sabäer nach Südarabien ausgewandert sind.

Wenn Linguistik und Epigrafik nicht weiterhelfen, kann wenigstens die Archäologie zur Aufklärung beitragen. Wie wir gesehen haben, gab es in der Region schon im 4. Jahrtausend v. Chr. künstliche Bewässerung. Der bereits erwähnte große Damm von Maʾrib stellte den Höhepunkt einer langen Entwicklung in den Bereichen Wassermanagement und Personalverwaltung dar. Wie genau die Sabäer und andere Gruppen sich zur verbleibenden lokalen Bevölkerung verhielten und mit ihr interagierten, wissen wir jedoch noch immer nicht genau, und einige Forscher gehen davon aus, dass die südarabische Kultur vor allem einheimischen Ursprungs ist.7 Es sind aber immerhin genügend Belege dafür vorhanden, um sagen zu können, dass die Sabäer, wie andere sesshafte Völker mit vergleichbaren Sprachen – die Minäer, Qatabanier, Hadramiten und später Himyaren – im Süden eine blühende sesshafte Zivilisation aufbauten. Zusammen bildeten diese Völker mit der Zeit ihren eigenen „Fruchtbaren Halbmond“ in Südarabien.8

Die beiden Fruchtbaren Halbmonde lagen an den äußeren Enden der riesigen Halbinsel. Ab dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. begannen die südarabischen Völker dank ʿarab und ihrer Lastkamele ungeachtet der großen Entfernung Handel mit dem Norden zu treiben. Die Südländer agierten dabei auch als Mittelsmänner oder Zwischenhändler und leiteten die Luxusgüter, die über das fruchtbare Küstengebiet aus der Region um den Indischen Ozean kamen, nach Norden weiter. Sie exportierten außerdem selbst, vor allem Duftstoffe. Doch die tragende Säule ihrer Existenz war stets der Ackerbau.

Die positive Dynamik, die hier am Werke war, wurde bereits angesprochen: Die Notwendigkeit, sich den Niederschlag in Form künstlicher Bewässerung zunutze zu machen, machte die Entstehung einer sesshaften Gesellschaft erforderlich, wodurch wiederum die Entwicklung des Ackerbaus beschleunigt wurde.9 Im reichen Inschriftenmaterial, das die Sabäer und ihre Nachbarn hinterlassen haben, ist die Bedeutung von Wasser zahlreich bezeugt: Die frühesten sabäischen Inschriften, vermutlich aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., danken der Gottheit Athtar für den Regen.10 Einige der letzten sabäischen Inschriften aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. stammen von den christlichen Aksumiten aus Äthiopien, die damals den Süden der arabischen Halbinsel besetzt hielten, und dokumentieren Reparaturen am maroden Damm von Maʾrib im Namen der Dreifaltigkeit.11 Aus der Epoche zwischen dem 8. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. stammt eine typische Widmung für eine Statue im Awwam-Tempel – die wichtigste sabäische Kultstätte, unweit des Damms von Maʾrib –, die besagt, dass die Stifter

dem Gott Almaqāh … Herrn von Awwam, diese vergoldete Statue schenken, zum Dank für seinen Segen für reiche Ernten vom bewässerten wie auch vom beregneten Land … und für die Ernte von ihren Terrassen und Feldern und Höfen, die durch Wasserkanäle und Deiche bewässert werden, und von allen Äckern ihrer Dörfer …12

Immer wieder kommen solche Inschriften im Laufe der Jahrhunderte sabäischer Ernten vor.

Das größte dieser Wasserwerke, der Damm von Maʾrib, erreichte wahrscheinlich seine endgültige Form und Größe im 6. Jahrhundert v. Chr. Er blieb über 1000 Jahre in Betrieb und war als eine Anlage, die eher für die Ableitung und Verteilung des aus den Bergen abfließenden Wassers denn als Sammelbecken entworfen wurde, wohl eines der erfolgreichsten Werke in der Geschichte des Bauwesens. Die Schlickablagerungen seiner „zwei Gärten“, die auch im Koran erwähnt werden,13 sind heute noch deutlich erkennbar, ebenso die beiden erhaltenen Schleusen, aus denen sie bewässert wurden (die Beckenwand ist nicht erhalten). Die Tiefe der Schlickablagerungen legt nahe, dass die Sabäer hier entweder schon 1000 Jahre vor den ersten erhaltenen Inschriften Ackerbau betrieben oder dass die Bewässerungsarbeit bereits von prä- (oder vielleicht proto-)sabäischen Bewohnern begonnen wurde.14 Die Ausdehnung des Schlicks zeigt, dass die beiden Gärten auf dem Höhepunkt ihrer Kultivierung eine Fläche von 9600 Hektar umfassten.15 Dies alles war das Ergebnis von Kooperation. (Moderne Bewässerung hingegen, die fast ausnahmslos aus artesischen Quellen stammt, begünstigt Konkurrenz und Konflikt, da benachbarte Bauern alle auf einen rasch zurückgehenden Wasserspiegel zugreifen.) Mit der Zeit wurde aber die Zusammenarbeit eingestellt, das Unheil brach herein und dem Damm von Maʾrib kam eine neue Rolle in der Geschichte der Arabischen Halbinsel zu – oder besser in einer Art Wandersage, einer arabischen Odyssee, in der sich die Wege von Fakt und Fantasie immer wieder kreuzten.

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