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Rivalen im „Großen Spiel“

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Die Lachmiden, deren Vorfahren ebenfalls von der Halbinsel in den Norden gezogen waren, fungierten im Grunde bereits seit der Gründung der Sassaniden-Dynastie im 3. Jahrhundert n. Chr. als halbnomadische Nachbarschaftswache für Persien. Wie bei den Ghassaniden war ihr Hof mobil, doch er hatte ein festes Zentrum in al-Hīra, südlich des späteren Bagdad.

„Al-Hīra“ stammt vom aramäischen Wort hirta, was, passend für Halbnomaden, „Lager“ bedeutet.37 Wie das al-Dschābiyya der Ghassaniden war es ein Ort für Grenzgänge, an dem sich Kulturen trafen und miteinander verschmolzen, und so kam es, dass die Lachmiden, obwohl sie Araber blieben, zwangsläufig persische Einflüsse aufnahmen: Das Hauptsymbol ihres Königtums, die Krone, war etwa ein persisches Importprodukt, genauso wie das Lehnwort, mit dem sie bezeichnet wird, tādsch. Darüber hinaus waren sie offen für byzantinische Einflüsse, besonders in der Form des nestorianischen Christentums, das viele ihrer Leute annahmen.38 Außerdem verbanden sich in der Lagerstadt der Lachmiden nomadische und sesshafte Lebensart, wie die qariyas weiter südlich auf der Halbinsel – Siedlungen in nomadischem Gebiet, von denen das Qaryat Dhāt Kahl der Kinda die frühe Urform darstellte und Mekka, „die Mutter der Qariyas“, das spätere Musterbeispiel. Eine Anekdote aus der Zeit nach dem Fall von al-Hīra an die Muslime mag das veranschaulichen. Nomadische Araber verwiesen auf die sesshaften Bauern im Süden des Irak als nabat, „Nabatäer“, und als ein weiser Greis aus al-Hīra gefragt wurde, ob sein Volk aus Arabern oder Nabatäern bestehe, überlegte er kurz und sagte dann: „Wir sind nabatäisierte Araber … und arabisierte Nabatäer.“39 Das angebliche Alter des Informanten, 350 Jahre, verbürgt seine Weisheit.

Zu Anfang des 6. Jahrhunderts n. Chr. waren die Lachmiden schon erfahrene Spieler im „Großen Spiel“. Wir haben gesehen, wie der Lachmidenkönig Imruʾ al-Qais im 4. Jahrhundert (wahrscheinlich) eine große, von Persien unterstützte Expedition auf die Halbinsel anführte und dann (wahrscheinlich) zu den Römern überlief. Zweihundert Jahre später, als Konstantinopel die Ghassaniden als den eigenen Hauptsatelliten in der Region nach vorne geschoben hatte, erhöhten die Perser ihre Unterstützung für die arabischen Herrscher von al-Hīra. Wenn die beiden Großreiche aneinandergerieten, was in dieser Zeit immer öfter passierte, wurde das in der Regel unter ihren arabischen Satelliten ausgetragen.

Einige dieser Stellvertreter-Auseinandersetzungen waren extrem hässlich. Um 544 nahm der Lachmidenkönig al-Mundhir III. einen Sohn des basileus der Byzantiner, al-Hārith ibn Dschabala, gefangen und opferte ihn der arabischen Gottheit al-Uzza. Etwa ein Jahrzehnt später nahmen al-Hāriths beste Männer, von seiner Tochter persönlich parfümiert und mit dem Kettenhemd der Krieger sowie dem Leichentuch potenzieller Märtyrer ausgestattet, den Lachmidenherrscher in einer Vergeltungsoperation gefangen und richteten ihn hin.40

Diese Übertragung der Gewaltbefugnis passte zu der Art und Weise, wie die Perser die politische Entscheidungsfindung an Stämme im Nordosten der Halbinsel delegierten. Das Gebiet des heutigen Südirak, das wegen seiner dichten, dunklen Palmenhaine als al-Sawād, „die Schwärze“ oder vielleicht „das Dunkelgrüne“, bekannt war, war ein beliebtes Ziel von Überfällen. Im Versuch, diesen Einhalt zu gebieten, „vermieteten“ die Lachmidenherrscher Lehngüter an Nomadenanführer.41 Die Lachmiden versuchten auch, die Stämme zu besteuern: Wie zu erwarten, fanden Steuereintreiber oft unter ungeklärten Umständen den Tod (einer wurde zum Beispiel auf dem Boden eines Brunnens zu Tode gesteinigt). Die Geiselnahme war eine effektive Art, mit tribalem Ungehorsam umzugehen, und im 6. Jahrhundert beherbergte al-Hīra 500 Söhne von Stammesführern – eine Art Zwangsinternat, in dem die Jugendlichen nach einem Semester durch neue ausgetauscht wurden. Wenn alles nichts half, sandten die Lachmiden Karawanen in aufständisches Gebiet, die – passend zu ihrer Zwischenposition zwischen hadar und badw, Reich und Stamm – Raubzug mit Handel kombinierten.42

Wie die Ghassaniden balancierten die Lachmiden auf dem linguistischen Grat zwischen sesshaften und nomadischen Sprachen: Sie sprachen Arabisch und schrieben Syrisch-Aramäisch.43 Ebenso wie die Ghassaniden verwendeten sie die nabatäische Schrift.44 Doch diese war im Wandel begriffen.

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