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Duisburg Röttgersbach

„Papi?“ Der Ruf blieb ohne Antwort. „Papi?“ AnnaLena konnte hartnäckig sein, wenn sie etwas wollte. „Papi!“ Während sie zweimal vergeblich versucht hatte, ihren Vater zu wecken, kniff sie ihn bei der dritten Ansprache gleichzeitig in den dicken Zeh. Knoop schreckte auf. Da war er doch beim Lesen der Zeitung eingeschlafen. Er strich sich mit der rechten Hand über sein Gesicht und nahm gleichzeitig die Beine vom Polstersessel.

„Was ist meine kleine Maus?“ Seine Stimme klang schlaftrunken.

AnnaLenas Gesicht zeigte ein Mienenspiel, dass sie etwas wusste, was ihr Gegenüber nicht kannte. „Papi, du hast es versprochen. Willst du das nicht halten?“

Knoop überlegte. Aber es fiel ihm partout nicht ein, was seine Tochter meinte.

AnnaLenas grau-grüne Augen ruhten auf dem fragenden Gesicht. „Du hast es vergessen. Das habe ich mir gedacht! Du hast es wieder vergessen!“ Die Enttäuschung ließ das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwinden. Sie erhob sich und wendete sich mit enttäuschtem Gesicht ab.

„Wenn man etwas vergisst, dann heißt dies nicht, dass man Versprochenes nicht halten will. Was habe ich denn so alles versprochen?“ In Knoops Stimme klang Reue durch.

Die Unzufriedenheit wich wieder einem Lächeln. „Wir wollten doch in den Wald!“

Knopp schaute auf seine Armbanduhr. Die Zeit für einen Waldspaziergang war ausreichend. Noch konnte er sein Versprechen umsetzen und Mankopunkte bei seiner Tochter abbauen. Er erhob sich, um Richtung Garderobe zu gehen, als ein „Papi?“ ihn bremste.

„Ja?“

„Papi kann die Susi mitkommen?“

„Wer ist Susi?“

„Aber die kennst du doch.“ Die Falten in der Stirn ihres Vaters veranlassten AnnaLena nachzusetzen. “Susi aus meiner Tanzgruppe.“

„Susi, Susi? Die mit den krausen Haaren?“

„Aber Papi, du blickst überhaupt nicht durch. Susi hat lange blonde Haare.“

„Ach, die Geschminkte“, entfuhr es Knoop und er war dankbar, dass er ein Teil dieser Wort halbwegs verschluckt hatte. Lauter fuhr er fort: „Und du willst, dass Susi mitkommt?“

„Ach, ja bitte, bitte!“ AnnaLena wippte in ihren Knien.

„Und Susi, will die auch?“

„Aber natürlich“, entrüstete sich die Tochter. „Ihre Mutter geht nie mit ihr in den Wald. Sie mag keine Spaziergänge. Nach der Arbeit muss sie den ganzen Haushalt machen und dann ist sie immer ganz kaputt.“

Knoop nickte unmerklich mit dem Kopf, brummte etwas, als verstände er alles. „Und Susis Vater?“

„Der ist abgehauen.“ AnnaLenas Stimme klang altklug.

„Ich verstehe.“ Knopp wusste nun genug, um die Familiensituation von Susi halbwegs einzuschätzen. „Na, dann zieh dir deinen Anorak an.“

„Muss das sein? Ich friere nicht.“

„Hier drin nicht. Ohne Anorak keinen Waldspaziergang.“ Nun murmelte AnnaLena Unverständliches, aber Knoop wollte gar nicht wissen, was da seine Tochter im Unmut so von sich gab.

Der Mann ohne Konturen

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