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Duisburg Mitte

Die Zahl der Leute, die sich auf der Fußgängerzone bewegten, hatte zugenommen. Der Feierabend stand bevor und es galt wohl noch, Besorgungen zu machen. Eine andere Gruppe hatte sich bei den Cafes und Imbisstuben eingefunden, die eine Überdachung hatten. Diese wollten durch Müßiggang ihren freien Nachmittag genießen. Die Luft hatte sich aufgeklart. Durch eine dünne Wolkenschicht war die Sonnescheibe zu erkennen. Sie hatte aber offenkundig noch nicht die Kraft, diese milchige Schicht aufzulösen.

Gallowayy hatte in der Einkaufspassage eine Gruppe von Jugendlichen angesprochen und so erfahren, wo in der Nähe ein Internet-Cafe zu finden war. Die Jungen trugen die Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten, wie er es aus New York her kannte. Die Gruppe hatte sichtlich Langeweile und sie schubsten sich gegenseitig, liefen auseinander, um einen störenden Angriff auszuweichen. Aber sie kamen immer wieder zusammen, um das Spielchen aufs Neue fortzusetzen. Keiner nahm die Attacke des anderen wirklich übel. Statt dessen lachten sie, wenn der Geschubste eine unglückliche Figur machte. So harmlos hätte dies bei ihm zu Hause nicht ausgesehen. Der Stärkste langte richtig zu und der Geschlagene hatte dies hinzunehmen.

Nun saß er vor einem Rechner, einen Pappbecher schwarzen Kaffee an seiner Tastatur. Die Räumlichkeiten des Internetcafes wirkten dürftig. Die Wände waren in einem hellen Grün gestrichen. An den Wänden waren einige Filmplakate mit Heftzwecken angeheftet. Eines kannte der Amerikaner. Es war ein Werbeplakat aus dem Film Titanic. Die Leute, die diesen Ort besuchten legten weniger Wert auf Ambiente, denn auf Übertragungsraten. Die Verbindung zum Internet war rasch hergestellt. Während er sich eine Zigarette ansteckte, loggte er sich in das Telefonverzeichnis der Bundesrepublik Deutschland ein. Unterbrochen nur von einigen Schlücken warmen Kaffees, stellte er fest, dass hier unter >Waldfels< immer noch nichts zu finden war. Aber das war kein Problem – noch kein Problem. Sein neuer Geschäftspartner würde hier bestimmt etwas finden, schließlich kannte er sich ja hier aus. Wenn dieser ähnliche Möglichkeiten hier hat, wie er in NY, dann war dies wahrscheinlich.

Er wechselte zu einer Suchmaschine. Der Amerikaner tippte eine Menge Namen oder deren Kürzel in die Maske, verwarf aber alle diese Versuche wieder, wenn die Anzeige >keine Treffer<, oder falsche Ergebnisse meldete. Mit einem tiefen Zug trank er den Rest des Kaffees aus, bevor dieser kalt zu werden drohte. Er presste die Finger beider Hände gegen seine Lippen und wartete auf eine Eingabe. Aber er hatte nichts, was ihn spontan so einfiel. Vielleicht würde ein frischer Kaffee helfen. Aber zwei weiter Tassen, gefolgt von einigen Zigaretten, brachten nicht den erwünschten Erfolg.

Verdammt! Wie würde er vorgehen? Alle kochten mit Wasser, also Dave Burroughs auch. Dieser war zwar clever, aber jeder Mensch hielt an seinen liebgewordenen Gewohnheiten fest. Da war er sich sicher. Warum sollte Burroughs sich anders verhalten? Diese Spur brachte ihn im Moment nicht weiter, also loggte Gordon sich in seinen Rechner zu Hause in der 85. Straße ein. Er lud einige Files auf das Display und überarbeitete diese. Aber seine Gedanken kreisten weiter, worum er sich in Deutschland befand. Schließlich beendete er die Verbindung nach New York.

Hatte er etwas übersehen, oder gab es wirklich keine Spur? Er war der Einzige, der überhaupt auf die deutsche Spur gestoßen war. Lag er denn damit so falsch? Er war dieses Risiko eingegangen, auch wenn ihn dies bislang schon eine Stange Geld gekostet hatte. Wenn er aber richtig lag, dann würden einige Riesen für ihn herausspringen. Die Spur führte nach Duisburg, musste nach Duisburg führen. Da war er sich sicher. Deshalb war er hierher geflogen. Auf einmal kam ihm ein Gedanke, der ihn vielleicht weiter bringen könnte. Es gab da doch noch den Vetter zweiten Grades. Eigentlich hatte dieser mit der Angelegenheit nichts zu tun. Es war zwar unwahrscheinlich, ob ihn dies weiter bringen würde, aber wenn er schon einmal hier war? Gordon alter Junge, lass dich nur nicht hängen, dachte er.

Gallowayy wechselte zum Telefonverzeichnis, tippte den Namen >Bürger< in die Maske des Hausnamens. 79 Treffer meldete der Rechner und zeigte diese in einem weiteren Fenster an. Mit einigen wenigen Tastenkommandos schränkte er den Suchbereich auf den Bereich Duisburg und 50 Km Umkreis ein. Und siehe da, die Anzahl der Treffer sank auf 11. Zwei davon wohnten gar in Duisburg. Er notierte sich alle Adressen in einem kleinen Schreibblock. Ein Ausdrucken wollte er vermeiden, möglicher Spuren wegen.

Der Mann ohne Konturen

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