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5. Die Göttlichkeit der Seele und der Philosophie

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Daß Platons Denken vom Wesen her Philosophische Theologie ist, wird schließlich auch dadurch – und dies in besonders eindrucksvoller Weise – bestätigt, daß das Tun des Menschen und insbesondere sein Philosophieren unter diesen Aspekt rückt. Sofern „jede Seele“ im Grunde dem Guten „nachstrebt und seinetwegen alles tut“ (P 505 d–e) und sofern das Gute in die Region des Göttlichen gehört, hat die Seele „mit dem Göttlichen Gemeinschaft“ (Phr 246 d), ist sie „gottgestaltig“ (Ph 95 c) und „nächst den Göttern das Göttlichste“ (N 726).

Das zeigt sich am deutlichsten, wo die Seele die ihr eigentümliche höchste Möglichkeit, die Einsicht, verwirklicht. „Vernunft und Einsicht zu haben“ ist „von allen Lebensweisen die göttlichste“ (Phi 33 b), ja, „das Einsichtige“ im Menschen ist überhaupt „das Göttliche“ in ihm (P 590 d).

Am nächsten beim Göttlichen aber ist das Philosophieren. „Beim Göttlichen … verweilend wird der Philosoph … göttlich, soweit dies einem Menschen möglich ist“ (P 500 c–d). Denn „die Philosophie“ ist „dem Göttlichen verwandt“ (P 611 e); „der Philosoph“ ist selber „göttlich“ (B 340 c). Darum auch geht die Seele, die im Leben „auf rechte Weise philosophiert“, im Sterben „zu dem, was ihr ähnlich ist, hinweg: dem Unsichtbaren, dem Göttlichen“ (Ph 80 e–81 a), „zu dem guten und vernünftigen Gott“ (Ph 80 d). Das aber besagt: Platons Philosophieren ist in seinem Grunde und im Wesentlichen seines Vollzuges Philosophische Theologie.

1 Werner Jaeger, Die Theologie der frühen griechischen Denker, Stuttgart 1953, S. 13.

2 Werner Jaeger, a.a.O., S. 221.

3 Paul Natorp, Platos Ideenlehre. Eine Einführung in den Idealismus, Darmstadt 31961, S. 509.

4 Die Werke Platons werden nach der Zählung der Stephanus-Ausgabe zitiert. Dabei werden folgende Siglen verwendet: A = Apologie; B = Siebenter Brief; G = Gorgias; K = Kriton; P = Politeia; Pa = Parmenides; Ph = Phaidon; Phi = Philebos; Phr = Phaidros; S = Symposion; So = Sophistes; T = Timaios. – Die Übersetzungen stammen vom Verfasser.

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