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4. Die Herabkunft des Gesandten

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Indem die Gnosis dergestalt in der Erkenntnis Gottes gipfelt, ist sie in ausgezeichnetem Sinne Philosophische Theologie. Freilich so, daß es keine scharfe Grenze zwischen ihr und einer spezifisch theologischen Theologie gibt. Jener Aufstieg des Pneumatikers kann nämlich nach übereinstimmender Ansicht der Gnostiker nicht aus eigener Kraft und Vollmacht geschehen. Die Erlösung wird vielmehr nur dadurch möglich, daß von oben her Hilfe kommt. Aus dem Pieroma wird ein Gesandter, ein Erlöser, herabgeschickt. Er offenbart die Geheimnisse der oberen Region, sammelt die in der Welt zerstreuten Teile des Pneuma und führt sie wieder in das Pieroma zurück.

In der Art, wie sie diesen Gesandten aus der oberen Welt benennen und welche Aufgabe sie ihm im besonderen zuschreiben, unterscheiden sich die einzelnen gnostischen Richtungen. In der christlichen Gnosis wird in diesem Zusammenhang der himmlische Christus, der auch als der Logos bezeichnet wird, bedeutsam. Er kommt in die Welt herab und verbindet sich mit dem Menschen Jesus, wobei das Verhältnis von Christus und Jesus jeweils in verschiedener Weise bestimmt wird. Übereinstimmung herrscht aber darin, daß das Entscheidende nicht die geschichtliche Gestalt Jesu Christi ist, sondern die Rolle, die er im Ganzen des göttlichen und kosmischen Geschehens spielt: daß er gekommen ist, „um die Unwissenheit aufzulösen und den Tod zu stürzen“ (] I 15, 2). Im „Naassenerhymnos“ spricht der himmlische Jesus zum Vater: „Die Siegel haltend werde ich hinabsteigen, die ganzen Äonen werde ich durchwandern, alle Mysterien werde ich eröffnen“ (H V 10, 2). So bringt er die Kunde von den göttlichen Vorgängen zu den Menschen und schafft für diese damit die Möglichkeit der Rückkehr.

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