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Roger II.
ОглавлениеDie Hauteville in Süditalien
Wichtiger als die apulische Linie der Hauteville, die 1127 ruhmlos erlosch, wurden die Nachkommen Rogers von Sizilien. Roger II. (seit 1112) erhob nach dem Aussterben seiner festländischen Verwandten Erbansprüche auf das Herzogtum Apulien, die nach kurzem Widerstand auch das Papsttum anerkennen musste. 1130 bot sich ihm die Chance, seine Position weiter zu festigen: Die Papstwahl dieses Jahres führte zum Schisma zwischen Anaklet II. und Innozenz II. Während Innozenz beim französischen und deutschen König Unterstützung fand, erkannte Roger II. Anaklet an; der Lohn dafür war seine Erhebung zum König von Sizilien.
Im Jahr 1137 unternahm Kaiser Lothar III. zugunsten [62]Papst Innozenz’ II. seinen zweiten Italienzug und drang bis nach Apulien vor. Dort sollte Rainulf von Alife als Herzog eingesetzt werden; jedoch kam es zu Misshelligkeiten zwischen Kaiser und Papst über die Frage, ob Apulien vom Reich (wie 1047) oder vom Heiligen Stuhl (wie 1059) zu Lehen rühre. Die Frage blieb offen, und bei der Belehnungszeremonie mussten beide Seiten in einen Kompromiss einwilligen. Da Lothar, der kurz darauf starb, bald wieder nach Norden abzog, blieb sein Feldzug ohne dauerhafte Folgen für Roger. Im Gegenteil, Innozenz II. scheiterte, als er den Feldzug allein fortsetzen wollte, 1139 in der Schlacht von Magnano und geriet in die Gefangenschaft der Normannen (wie 1059 Leo IX. bei Civitate). Da Anaklet II. 1138 gestorben war, war ein Ausgleich möglich: Roger erkannte Innozenz als Papst an, und dieser bestätigte Rogers Königswürde.
Roger II. begann, die Verwaltung des Königreichs in effizienter Weise auszubauen (Kodifikation u. a. in den Assisen von Ariano), wobei vor allem auf Sizilien und in der Finanzverwaltung die bestehenden arabischen (und byzantinischen) Strukturen beibehalten wurden; diese Leistungen seiner normannischen Vorgänger musste Friedrich II. später nur noch zum Abschluss bringen. Entsprechend der multikulturellen Zusammensetzung der Bevölkerung war die Verwaltung dreisprachig (griechisch, lateinisch, arabisch), wozu noch die italienische Umgangssprache (volgare) und wohl das Französische als Sprache des Hofes kamen. Der König selbst war, nach byzantinischem Vorbild, in die sakrale Sphäre erhoben und herrschte absolut als lex animata in terris; bereits eine Diskussion über seine Maßnahmen galt als Sakrileg.
An der Spitze des Staates stand die magna curia, d. h. die [64]am Königshof anwesenden Beamten der Zentralregierung, Vasallen und Bischöfe; da sich der Hof indes meist in Palermo aufhielt, umfasste sie eine sehr begrenzte Personenzahl, die nicht für das gesamte Land repräsentativ war. Noch exklusiver war das sogenannte Familiarenkolleg, das zu Zeiten der Minderjährigkeit des Herrschers die Regierung führte. Die wichtigsten Ämter waren die Kanzlei sowie die Finanzverwaltung, die dohana, mit besonders starker arabischer Tradition. Sie führte, zumindest für Sizilien, detaillierte Kataster (defetari).
Die Lehnspyramide umfasste unterhalb des Königs vier Stufen von feoda; die Städte unterstanden teils direkt dem König, teils waren sie in die Lehnspyramide miteinbezogen. Die Lehnsleute wurden von der Zentrale scharf überwacht: Sie mussten den Ehekonsens des Königs einholen, und bei jeder Neuvergabe eines Lehens wurde eine genaue Beschreibung seines Umfangs beurkundet (in einer sogenannten platea), wobei dieser Umfang entweder dem Kataster entnommen oder durch eine Befragung vor Ort (inquisitio) ermittelt wurde. Die Kirche unterstand ganz der Herrschaft des Königs, der als ständiger päpstlicher Legat fungierte und entscheidenden Einfluss auf die Besetzung der Bischofsstühle hatte.