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Otto IV.
ОглавлениеWährend Innozenz unmittelbar nach seiner Wahl mit der Ordnung der Verhältnisse in Rom und der Fortführung der Rekuperationen beschäftigt war, fielen in Deutschland Entscheidungen, die Rückwirkungen auf Italien haben mussten: Der staufisch-welfische Gegensatz führte nach dem Tode Heinrichs VI. zur zwiespältigen Wahl von 1198. Ursprünglich wollte die staufische Partei (wie auch die [80]Fürsten, die schon auf dem Weg ins Heilige Land waren) an dem 1196 gewählten Friedrich II. festhalten. Als dies unrealistisch wurde, kam es zur Doppelwahl, die zum einen auf Otto (IV.) von Braunschweig, einen Sohn Heinrichs des Löwen, und zum andern auf Philipp von Schwaben, den jüngsten Bruder Kaiser Heinrichs, fiel.
Der Papst verhielt sich zunächst abwartend, neigte aber von Anfang an Otto zu. Erst zur Jahreswende 1200/01 trat er aus der Reserve und verkündete in der deliberatio super tribus electis seine Entscheidung: In scheinbar objektiver scholastischer Argumentation erörterte er die Rechte Friedrichs, Philipps und Ottos, wobei er seine Einmischung in die deutsche Königswahl mit seiner Rolle bei der [81]künftigen Kaiserkrönung begründete. In Wirklichkeit war die Entscheidung bereits aus rein politischen Gründen zugunsten Ottos gefallen, der als Einziger eine Gewähr dafür zu bieten schien, dass es nicht erneut zur unio regni ad imperium kommen würde; die Argumente der deliberatio sind dieser politischen Motivation untergeordnet und nach ihr zurechtgebogen. Otto versprach daraufhin 1201 in Neuß, alle Forderungen des Papstes zu erfüllen (insbesondere die Rekuperationen in vollem Umfang anzuerkennen), jedoch erfolgte dieses Versprechen nur insgeheim und ohne fürstliche Zeugen, also in reichsrechtlich anfechtbarer Form.
Trotz der Unterstützung des Papstes konnte sich Otto in Deutschland nicht gegen Philipp durchsetzen. Deshalb verhandelte Innozenz III. auch mit dem Staufer; eine 1207 erzielte Übereinkunft wurde aber hinfällig, als Philipp 1209 ermordet und Otto allgemein als deutscher König anerkannt wurde. Er erneuerte jetzt zwar das Neußer Versprechen, aber wiederum nicht in rechtlich unanfechtbarer Weise. Im Herbst zog er nach Italien; Innozenz krönte ihn zum Kaiser, obwohl Otto über die Erfüllung seiner Zusagen nicht einmal verhandeln wollte. Auf dem Rückweg nach Deutschland kehrte er in Pisa plötzlich um und zog nach Süden, um das Königreich Sizilien zu erobern und Friedrich II. auch dort zu entthronen. Während Otto im Winter 1211/12 auf die pisanischen Schiffe für die Überfahrt auf die Insel wartete, erhielt er die Nachricht, dass in Deutschland Friedrich II. zum Gegenkönig gegen ihn gewählt worden sei. Daraufhin brach er den Feldzug ab und kehrte überstürzt nach Deutschland zurück.