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Anthropomorphismus

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Heinz Werner zufolge (1890–1964) muss »der Begriff des kindlichen Animismus … scharf unterschieden werden von dem anthropologischen Begriff, der sich auf den Glauben primitiver Völker an mystische Kräfte und Seelen bezieht. Kindlicher Animismus ist nichts anderes als eine undifferenzierte, dynamische Auffassung, die zwischen Biologischem und Unorganischem nicht unterscheidet« (Werner 1959, S. 54). Vom Biologischen zur Vermenschlichung scheint es für kleine Kinder aber nur ein kleiner Schritt zu sein und ein besonders reizvoller obendrein. Das zeigt unter anderem ihr großes Interesse für Grimms und andere Märchen. Mehrere Jahre stehen »Rotkäppchen und der Wolf«, »Der Wolf und die sieben Geißlein«, »Brüderchen und Schwesterchen« ganz oben auf ihrer Bestsellerliste. Ähnliches gilt für die unglaublichen Abenteuer der drei Micky Mäuse in Disneyland.

Über den »kindlichen Anthropomorphismus« informiert werden wir auch durch entwicklungspsychologische Tagebücher. So notierte zum Beispiel das amerikanische Forscherehepaar Gertrud (1880–1947) und Ernst Scupin über einen Zeitraum von fast fünf Jahren (1;6–5;11) die vermenschlichenden Äußerungen ihres Sohnes Bubi. Charlotte Bühler (1893–1974) addierte später deren Aufzeichnungen und teilte sie in drei Kategorien ein: unbelebte Dinge, Naturphänomene, Pflanzen und Tiere. Die statistische Auswertung ergab, dass leblose Dinge ab dem 4;6 Lebensjahr (Lj.) und Naturphänomene ab dem 6;0 Lj. kaum noch beseelt werden, indes die Pflanzen- und Tierwelt bis zum 6;0 Lj. kontinuierlich ansteigend anthropomorphisiert werden (vgl. Ch. Bühler 1928, S. 194f.). Aufgrund ganz ähnlicher Ergebnisse von Jean Piaget (1896–1980) und Bärbel Inhelder (1913–1997) kann man davon ausgehen, dass spätestens im Alter von sieben Jahren der kindliche Anthropomorphismus überwunden ist.

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