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Tocqueville und die Demokratie in Amerika, Teil 2: Die Gesellschaft der USA und das Problem der Demokratie

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Die Zusammenfassung bezieht sich auf Alexis de Tocquevilles „Über die Demokratie in Amerika“. Alle Seitenzahlen beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe (Nr. 8077) von 1985.

In der Einleitung seines Werkes (S. 15-31) zeigt er auf, wie sich die antagonistischen Klassen immer weiter angeglichen haben und auf eine völlige Gleichheit weiter hinarbeiten. Dieser Prozess der Demokratisierung ist laut Tocqueville nicht aufzuhalten und sowohl Gegner als auch Befürworter des Modells sind maßgeblich an seiner Etablierung beteiligt. Als Empirist nimmt er sich Amerika zum Vorbild, welches er als Beispiel für eine durch Gleichheit geprägte Gesellschaft sieht.

Tocqueville erklärt im ersten Kapitel über die Gesellschaftsordnung Angloamerikas, dass bereits mit der Gründung der neuenglischen Kolonien von Anfang an eine Gleichheit untereinander etabliert wurde. Anders dagegen im Süden des Landes, wo sich eine aristokratisch-geprägte Oberschicht bildete, die Sklaven unterhielt und somit auch eine Ständeordnung aufbaute. Der Haken hier ist jedoch, dass es sich nicht um eine klassische europäisch-geprägte Aristokratie handelte und so war es die durch und durch schwache Oberschicht des Südens, die später die Aufstände leitete (S. 34 ff.). Als die privilegierte Schicht, d.h. die Macht Einzelner, vollends geschwächt wurde richtete sich eine allgemeine Gleichheit ein und in einer Gesellschaft unter Gleichen sind alle gesetzesliebend (S. 36). Im Westen Angloamerikas ging es so weit, dass es noch gar keine wirkliche Gesellschaftsordnung nach Tocqueville gab, da die Menschen gerade erst angekommen waren und man sich für die Vergangenheit des Nachbarn nicht interessierte, konnte sich eine neue Gesellschaft, die dem aristokratischem Nährboden entzogen worden sei, bilden. Tocqueville weist zudem auf die Gleichheit in allen Bereichen hin. So hat seinerzeit jeder Zugang zu Allgemeinbildung, aber die Bildung darüber hinaus ist kaum vorhanden – so gleich sind die Bildungschancen. Und da es keine reiche Oberschicht gibt, sind auch alle darin gleich, dass sie arbeiten gehen müssen (S. 37-43).

Die Folgen für die politische Gesellschaft sind dementsprechend schwer, da man nicht erwarten kann, dass zwar die ganze Gesellschaft gleich ist, aber die Politik ungleich bleiben werde. Letztendlich musste sich die Gleichheit auch in der Politik vollziehen, was bedeutet, dass man entweder Jedem oder Niemandem Rechte gibt (S. 44 f.).

In Amerika wird die Demokratie durch die allgemeine Wahl gesichert. Doch auch wenn Tocqueville die Demokratie als unaufhaltsam betrachtete, zeigt er am Beispiel Amerikas, dass er kein großer Freund dieses Systems war, wie sich im achten Kapitel zeigt. Während man sich seinerzeit in Europa vorstellte, dass die Demokratie nur die besten und tauglichsten Staatsmänner an die Macht bringen würde, zeigte sich in Amerika, dass ebendies nicht der Fall war und Scharlatane und Charmeure die Gunst des Volkes wider geeigneten Qualitäten erwerben konnten. Auch die Bildung der Menschen scheitert daran, dass die Menschen keine freie Zeit haben, um sich weiterzubilden und da jeder arbeiten muss, kann sich keine gebildete Schicht, also eine Elite, herausbilden, die die passendsten Kenntnisse für diese Ämter hätte. Die, die wiederum das passende Geschick und die nötige Kenntnis haben, können das Volk nicht überzeugen und werden daher nicht gewählt. Tocqueville folgert zudem aus der Geschichte der jungen Vereinigten Staaten, dass sich die Qualität der Regierungen stetig verschlechtert habe (S. 111 ff.). Desweiteren fördert die Demokratie den Neid, nicht nur aufgrund der Chancengleichheit (da die natürlichen Schranken ja überwunden wurden), sondern weil die Institutionen diejenigen scheitern lassen, die dieses Ideal anstreben. Die Demokratie macht demnach Hoffnung auf etwas, was sie eigentlich nicht leisten kann. Sie bietet nur die theoretische Möglichkeit, versucht man die Gleichheit in der Praxis zu etablieren, entrinnt sie einem (S. 113).

Das Volk verachtet die großen Talente der Gesellschaft nicht, zeigt ihnen aber kein Wohlwollen und so schließt nicht nur die Politik die Talente aus, sondern sie bleiben auch von sich aus der Politik fern, da sie ihre Ideale nicht verraten und sich in eine vorgefertigte Bahn pressen lassen möchten (S. 114). Allgemeine Wahlen sind also nicht unbedingt gute Wahlen (S. 115). Lediglich wenn das Land in einer tiefen Krise und einschneidenden Gefahr zu versinken droht, wie einst die Unterdrückung der Kolonien durch das Mutterland kurz vor der Unabhängigkeit, fallen Differenzen und Missgunst und die besten Staatsmänner können an die Macht kommen, was aber äußerst selten der Fall sei (S. 115 ff.). Auch lange Regierungsperioden sind eine Gefahr, denn wenn seltener gewählt wird, werden die Parteien umso mehr versuchen, in die Hand dieses „seltenen Glücks“ zu kommen und die Regierung zu stellen, zu kurze Regierungsperioden dagegen sorgen für eine ständig bestehende Unsicherheit (S. 120).

Veröffentlicht am 25. Juni 2018

Politische und Philosophische Analysen

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